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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
hatte uns dieser Felsen ganz nahe gedünkt, allein wir mußten wenigstens1774.
August.

fünf Meilen rudern, ehe wir heran kamen; und als das endlich überstanden war,
so fanden wir uns dennoch in allen unsern Erwartungen getäuscht. Die See schlug
nemlich an dieser Klippe so schrecklich hohe Wellen, daß es nicht möglich war an-
zulanden. Umsonst ruderten wir rund herum, und sahen das Gebüsch und die
Bäume mit Sehnsucht an. Eine große Fledermaus, und einige kleine Vögel, die
im Gehölz herumflatterten, und Fische, die in großer Menge zwischen den Klip-
pen umher schwammen, reizten unsre Neugierde nur noch mehr; allein jene ka-
men uns nicht zum Schuß, und diese wollten gar nicht anbeißen. Doch fiengen
wir noch auf der Rückkehr nach dem Schiffe eine Wasserschlange (Coluber
laticaudatus Linn.
) von eben der Art, als zu Tongatabu, einem von
den niedrigen Eylanden in Marien-Bay, so häufig waren anzutreffen gewe-
sen. (S. im ersten Theil, pag. 361.) Unmittelbar nach unserer Rückkunft an
Bord steuerten wir bey gelinderm Winde, dicht an der Westseite des sattelförmi-
gen Piks, nach einer Bay zu. Gegen Abend kamen wir hinein, und fanden
daß sie über acht Meilen breit, aber nicht mehr als 2 Meilen tief war. Der
sogenannte Sattelberg, macht an der Ost-Seite dieser Bay eine Halbinsel, und
schützt die Rhede vor dem Passatwinde. Am äußersten Ende der Bay ist eben
dieser Berg sehr steil, aber gegen die Mitte derselben wird er schräger und theilt
sich in unterschiedne, sanft abhängende Hügel. Zwischen dem wilden Gehölze
war, längst dem ganzen Ufer, jedes freye Plätzchen zu einer Baumpflanzung
genutzt, und eben so wie auf den freundschaftlichen Eilanden allemahl mit
Rohr-Zäunen eingehegt. In dieser Gegend seegelten wir ungefähr eine Meile
weit vom Ufer, nach einer flachen Landspitze, jenseits welcher uns ein Hafen zu
seyn dünkte. Die Einwohner standen Haufenweise am Ufer; einige schwam-
men uns entgegen und kamen so nahe, daß wir ihr Zurufen deutlich hören konn-
ten, aber bis ans Schiff wollte sich keiner wagen. Sie waren gleich den
Mallicollesern, mit denen sie im Aeußern überhaupt viel Aehnlichkeit hatten,
von schwärzlicher Farbe; doch bemerkten wir auch einen von hellerer Haut und
röthlichem Haar. Es kam uns sehr seltsam vor, daß nirgends, weder auf dem
Wasser, noch am Strande, ein Canot zu sehen war, da doch nicht füglich zu
glauben ist, daß auf einem so angenehmen Eiland ganz und gar keine Kähne

in den Jahren 1772 bis 1775.
hatte uns dieſer Felſen ganz nahe geduͤnkt, allein wir mußten wenigſtens1774.
Auguſt.

fuͤnf Meilen rudern, ehe wir heran kamen; und als das endlich uͤberſtanden war,
ſo fanden wir uns dennoch in allen unſern Erwartungen getaͤuſcht. Die See ſchlug
nemlich an dieſer Klippe ſo ſchrecklich hohe Wellen, daß es nicht moͤglich war an-
zulanden. Umſonſt ruderten wir rund herum, und ſahen das Gebuͤſch und die
Baͤume mit Sehnſucht an. Eine große Fledermaus, und einige kleine Voͤgel, die
im Gehoͤlz herumflatterten, und Fiſche, die in großer Menge zwiſchen den Klip-
pen umher ſchwammen, reizten unſre Neugierde nur noch mehr; allein jene ka-
men uns nicht zum Schuß, und dieſe wollten gar nicht anbeißen. Doch fiengen
wir noch auf der Ruͤckkehr nach dem Schiffe eine Waſſerſchlange (Coluber
laticaudatus Linn.
) von eben der Art, als zu Tongatabu, einem von
den niedrigen Eylanden in Marien-Bay, ſo haͤufig waren anzutreffen gewe-
ſen. (S. im erſten Theil, pag. 361.) Unmittelbar nach unſerer Ruͤckkunft an
Bord ſteuerten wir bey gelinderm Winde, dicht an der Weſtſeite des ſattelfoͤrmi-
gen Piks, nach einer Bay zu. Gegen Abend kamen wir hinein, und fanden
daß ſie uͤber acht Meilen breit, aber nicht mehr als 2 Meilen tief war. Der
ſogenannte Sattelberg, macht an der Oſt-Seite dieſer Bay eine Halbinſel, und
ſchuͤtzt die Rhede vor dem Paſſatwinde. Am aͤußerſten Ende der Bay iſt eben
dieſer Berg ſehr ſteil, aber gegen die Mitte derſelben wird er ſchraͤger und theilt
ſich in unterſchiedne, ſanft abhaͤngende Huͤgel. Zwiſchen dem wilden Gehoͤlze
war, laͤngſt dem ganzen Ufer, jedes freye Plaͤtzchen zu einer Baumpflanzung
genutzt, und eben ſo wie auf den freundſchaftlichen Eilanden allemahl mit
Rohr-Zaͤunen eingehegt. In dieſer Gegend ſeegelten wir ungefaͤhr eine Meile
weit vom Ufer, nach einer flachen Landſpitze, jenſeits welcher uns ein Hafen zu
ſeyn duͤnkte. Die Einwohner ſtanden Haufenweiſe am Ufer; einige ſchwam-
men uns entgegen und kamen ſo nahe, daß wir ihr Zurufen deutlich hoͤren konn-
ten, aber bis ans Schiff wollte ſich keiner wagen. Sie waren gleich den
Mallicolleſern, mit denen ſie im Aeußern uͤberhaupt viel Aehnlichkeit hatten,
von ſchwaͤrzlicher Farbe; doch bemerkten wir auch einen von hellerer Haut und
roͤthlichem Haar. Es kam uns ſehr ſeltſam vor, daß nirgends, weder auf dem
Waſſer, noch am Strande, ein Canot zu ſehen war, da doch nicht fuͤglich zu
glauben iſt, daß auf einem ſo angenehmen Eiland ganz und gar keine Kaͤhne

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[199/0213] in den Jahren 1772 bis 1775. hatte uns dieſer Felſen ganz nahe geduͤnkt, allein wir mußten wenigſtens fuͤnf Meilen rudern, ehe wir heran kamen; und als das endlich uͤberſtanden war, ſo fanden wir uns dennoch in allen unſern Erwartungen getaͤuſcht. Die See ſchlug nemlich an dieſer Klippe ſo ſchrecklich hohe Wellen, daß es nicht moͤglich war an- zulanden. Umſonſt ruderten wir rund herum, und ſahen das Gebuͤſch und die Baͤume mit Sehnſucht an. Eine große Fledermaus, und einige kleine Voͤgel, die im Gehoͤlz herumflatterten, und Fiſche, die in großer Menge zwiſchen den Klip- pen umher ſchwammen, reizten unſre Neugierde nur noch mehr; allein jene ka- men uns nicht zum Schuß, und dieſe wollten gar nicht anbeißen. Doch fiengen wir noch auf der Ruͤckkehr nach dem Schiffe eine Waſſerſchlange (Coluber laticaudatus Linn.) von eben der Art, als zu Tongatabu, einem von den niedrigen Eylanden in Marien-Bay, ſo haͤufig waren anzutreffen gewe- ſen. (S. im erſten Theil, pag. 361.) Unmittelbar nach unſerer Ruͤckkunft an Bord ſteuerten wir bey gelinderm Winde, dicht an der Weſtſeite des ſattelfoͤrmi- gen Piks, nach einer Bay zu. Gegen Abend kamen wir hinein, und fanden daß ſie uͤber acht Meilen breit, aber nicht mehr als 2 Meilen tief war. Der ſogenannte Sattelberg, macht an der Oſt-Seite dieſer Bay eine Halbinſel, und ſchuͤtzt die Rhede vor dem Paſſatwinde. Am aͤußerſten Ende der Bay iſt eben dieſer Berg ſehr ſteil, aber gegen die Mitte derſelben wird er ſchraͤger und theilt ſich in unterſchiedne, ſanft abhaͤngende Huͤgel. Zwiſchen dem wilden Gehoͤlze war, laͤngſt dem ganzen Ufer, jedes freye Plaͤtzchen zu einer Baumpflanzung genutzt, und eben ſo wie auf den freundſchaftlichen Eilanden allemahl mit Rohr-Zaͤunen eingehegt. In dieſer Gegend ſeegelten wir ungefaͤhr eine Meile weit vom Ufer, nach einer flachen Landſpitze, jenſeits welcher uns ein Hafen zu ſeyn duͤnkte. Die Einwohner ſtanden Haufenweiſe am Ufer; einige ſchwam- men uns entgegen und kamen ſo nahe, daß wir ihr Zurufen deutlich hoͤren konn- ten, aber bis ans Schiff wollte ſich keiner wagen. Sie waren gleich den Mallicolleſern, mit denen ſie im Aeußern uͤberhaupt viel Aehnlichkeit hatten, von ſchwaͤrzlicher Farbe; doch bemerkten wir auch einen von hellerer Haut und roͤthlichem Haar. Es kam uns ſehr ſeltſam vor, daß nirgends, weder auf dem Waſſer, noch am Strande, ein Canot zu ſehen war, da doch nicht fuͤglich zu glauben iſt, daß auf einem ſo angenehmen Eiland ganz und gar keine Kaͤhne 1774. Auguſt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/213>, abgerufen am 22.11.2024.