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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Julius.
zween Unter-Piloten anvertrauet werden. Auch die Hunde, welche an dieser
Mahlzeit Theil genommen hatten, waren noch nicht hergestellt, und litten desto
mehr, weil man ihnen keine Hülfe leisten konnte. Ihr unaufhörliches Gewin-
sel und beständiges Wassertrinken bewies, daß sie nächst den heftigsten Schmer-
zen auch einen brennenden Durst ausstehen mußten; und diejenigen, die vom
Eingeweide gefressen, waren am übelsten dran. Eines dieser armen Thiere schien
zum Märterthum gleichsam ausersehen zu seyn, denn zuvor hatte es mit dem an-
geblich vergifteten Pfeile schon eine Probe aushalten müssen. Indessen über-
stand es glücklich diese beyden Zufälle, und kam gesund nach Engelland. Qui-
ros
erzählet in feiner Reise-Beschreibung, daß es dem größten Theil seiner Leute,
in der Bay St. Philipp auf St. Jago, mit einem Seefisch, den er pargos nennt,
eben so übel ergangen sey, als uns im gegenwärtigen Fall. Allem Ansehen nach
ist es dieselbe Art von Fischen gewesen, denn pargos bedeutet im Spanischen
einen See-Brachsen (pagrus.) Gleichwohl mag diese Gattung nicht
allemal, sondern nur alsdann eine vergiftende Eigenschaft haben, wenn sie
von giftigen Pflanzen fressen, welches in den Ost- und Westindischen Gewässern
oftmals geschiehet. Was mich in dieser Vermuthung bestärkt, ist der Um-
stand, daß das Eingeweide vergiftender war, als jeder andre Theil des Fisches.
Ohne Zweifel mogte das Würksamste des Gifts in den ersten Wegen zurückge-
blieben, hingegen nur schwächere Partikeln durch den Milchsaft, imgleichen durchs
Blut, in das Fleisch übergegangen seyn.

Seit der Abreise von Mallicollo hatten wir gelindes Wetter und von
Zeit zu Zeit recht frischen Passatwind gehabt. So bald wir aber nicht weit
mehr von der letzten neuen Insel waren, ließ der Wind merklich nach. Den
folgenden Tag ward es gänzlich windstill; doch schwankte das Schiff von der noch
fortdauernden Bewegung des Wassers, sehr unangenehm hin und her, auch trieb
uns die Strömung etliche See-Meilen weit gegen Norden. Am Abend bekamen
wir in der Ferne, gegen Süd-Osten, abermals eine Insel zu Gesicht, auf die
wir jedoch vor der Hand nicht sonderlich achteten. Mit Beyhülfe des Windes,
der sich am 29sten, wiederum erhob, befanden wir uns am folgenden
30sten nur noch 6 Seemeilen weit vom Lande. Nachmittags nahmen wir einen
Hund vor, der sich schon vollkommen erholt hatte, um die Würkung der Mal-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Julius.
zween Unter-Piloten anvertrauet werden. Auch die Hunde, welche an dieſer
Mahlzeit Theil genommen hatten, waren noch nicht hergeſtellt, und litten deſto
mehr, weil man ihnen keine Huͤlfe leiſten konnte. Ihr unaufhoͤrliches Gewin-
ſel und beſtaͤndiges Waſſertrinken bewies, daß ſie naͤchſt den heftigſten Schmer-
zen auch einen brennenden Durſt ausſtehen mußten; und diejenigen, die vom
Eingeweide gefreſſen, waren am uͤbelſten dran. Eines dieſer armen Thiere ſchien
zum Maͤrterthum gleichſam auserſehen zu ſeyn, denn zuvor hatte es mit dem an-
geblich vergifteten Pfeile ſchon eine Probe aushalten muͤſſen. Indeſſen uͤber-
ſtand es gluͤcklich dieſe beyden Zufaͤlle, und kam geſund nach Engelland. Qui-
ros
erzaͤhlet in feiner Reiſe-Beſchreibung, daß es dem groͤßten Theil ſeiner Leute,
in der Bay St. Philipp auf St. Jago, mit einem Seefiſch, den er pargos nennt,
eben ſo uͤbel ergangen ſey, als uns im gegenwaͤrtigen Fall. Allem Anſehen nach
iſt es dieſelbe Art von Fiſchen geweſen, denn pargos bedeutet im Spaniſchen
einen See-Brachſen (pagrus.) Gleichwohl mag dieſe Gattung nicht
allemal, ſondern nur alsdann eine vergiftende Eigenſchaft haben, wenn ſie
von giftigen Pflanzen freſſen, welches in den Oſt- und Weſtindiſchen Gewaͤſſern
oftmals geſchiehet. Was mich in dieſer Vermuthung beſtaͤrkt, iſt der Um-
ſtand, daß das Eingeweide vergiftender war, als jeder andre Theil des Fiſches.
Ohne Zweifel mogte das Wuͤrkſamſte des Gifts in den erſten Wegen zuruͤckge-
blieben, hingegen nur ſchwaͤchere Partikeln durch den Milchſaft, imgleichen durchs
Blut, in das Fleiſch uͤbergegangen ſeyn.

Seit der Abreiſe von Mallicollo hatten wir gelindes Wetter und von
Zeit zu Zeit recht friſchen Paſſatwind gehabt. So bald wir aber nicht weit
mehr von der letzten neuen Inſel waren, ließ der Wind merklich nach. Den
folgenden Tag ward es gaͤnzlich windſtill; doch ſchwankte das Schiff von der noch
fortdauernden Bewegung des Waſſers, ſehr unangenehm hin und her, auch trieb
uns die Stroͤmung etliche See-Meilen weit gegen Norden. Am Abend bekamen
wir in der Ferne, gegen Suͤd-Oſten, abermals eine Inſel zu Geſicht, auf die
wir jedoch vor der Hand nicht ſonderlich achteten. Mit Beyhuͤlfe des Windes,
der ſich am 29ſten, wiederum erhob, befanden wir uns am folgenden
30ſten nur noch 6 Seemeilen weit vom Lande. Nachmittags nahmen wir einen
Hund vor, der ſich ſchon vollkommen erholt hatte, um die Wuͤrkung der Mal-

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[194/0208] Forſter’s Reiſe um die Welt zween Unter-Piloten anvertrauet werden. Auch die Hunde, welche an dieſer Mahlzeit Theil genommen hatten, waren noch nicht hergeſtellt, und litten deſto mehr, weil man ihnen keine Huͤlfe leiſten konnte. Ihr unaufhoͤrliches Gewin- ſel und beſtaͤndiges Waſſertrinken bewies, daß ſie naͤchſt den heftigſten Schmer- zen auch einen brennenden Durſt ausſtehen mußten; und diejenigen, die vom Eingeweide gefreſſen, waren am uͤbelſten dran. Eines dieſer armen Thiere ſchien zum Maͤrterthum gleichſam auserſehen zu ſeyn, denn zuvor hatte es mit dem an- geblich vergifteten Pfeile ſchon eine Probe aushalten muͤſſen. Indeſſen uͤber- ſtand es gluͤcklich dieſe beyden Zufaͤlle, und kam geſund nach Engelland. Qui- ros erzaͤhlet in feiner Reiſe-Beſchreibung, daß es dem groͤßten Theil ſeiner Leute, in der Bay St. Philipp auf St. Jago, mit einem Seefiſch, den er pargos nennt, eben ſo uͤbel ergangen ſey, als uns im gegenwaͤrtigen Fall. Allem Anſehen nach iſt es dieſelbe Art von Fiſchen geweſen, denn pargos bedeutet im Spaniſchen einen See-Brachſen (pagrus.) Gleichwohl mag dieſe Gattung nicht allemal, ſondern nur alsdann eine vergiftende Eigenſchaft haben, wenn ſie von giftigen Pflanzen freſſen, welches in den Oſt- und Weſtindiſchen Gewaͤſſern oftmals geſchiehet. Was mich in dieſer Vermuthung beſtaͤrkt, iſt der Um- ſtand, daß das Eingeweide vergiftender war, als jeder andre Theil des Fiſches. Ohne Zweifel mogte das Wuͤrkſamſte des Gifts in den erſten Wegen zuruͤckge- blieben, hingegen nur ſchwaͤchere Partikeln durch den Milchſaft, imgleichen durchs Blut, in das Fleiſch uͤbergegangen ſeyn. 1774. Julius. Seit der Abreiſe von Mallicollo hatten wir gelindes Wetter und von Zeit zu Zeit recht friſchen Paſſatwind gehabt. So bald wir aber nicht weit mehr von der letzten neuen Inſel waren, ließ der Wind merklich nach. Den folgenden Tag ward es gaͤnzlich windſtill; doch ſchwankte das Schiff von der noch fortdauernden Bewegung des Waſſers, ſehr unangenehm hin und her, auch trieb uns die Stroͤmung etliche See-Meilen weit gegen Norden. Am Abend bekamen wir in der Ferne, gegen Suͤd-Oſten, abermals eine Inſel zu Geſicht, auf die wir jedoch vor der Hand nicht ſonderlich achteten. Mit Beyhuͤlfe des Windes, der ſich am 29ſten, wiederum erhob, befanden wir uns am folgenden 30ſten nur noch 6 Seemeilen weit vom Lande. Nachmittags nahmen wir einen Hund vor, der ſich ſchon vollkommen erholt hatte, um die Wuͤrkung der Mal-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/208>, abgerufen am 22.11.2024.