Am folgenden Tage, gegen Mittag, änderte sich der Wind und ward1774. Junius. uns zuwieder. Den ganzen Nachmittag hatten wir Donner, Blitz und zum Theil heftige Regengüsse. In der Nacht ward es windstill; weil aber das Wetter- leuchten noch immer anhielt; so ließen wir, vorsichtshalber, die electrische Kette an der Spitze des Mastes befestigen. Die nächsten drey Tage war der Wind so schwach und zuweilen so ganz unmerklich, daß wir fast gar nicht aus der Stelle kamen. Während dieser Windstillen gereichte es uns einigermaaßen zum Zeit- vertreib, eine Menge von tropischen Vögeln und Gümpeln (sterna solida) um das Schiff her zu sehen. Die Matrosen fiengen in dieser Zwischenzeit auch einen großen Hayfisch an der Angel; allein zu ihrem größten Herzeleyd, ent- gieng er ihnen wieder, ohnerachtet sie ihm, zu Verhütung dieses Unsterns, drey Kugeln durch den Leib geschossen hatten.
Am 11ten des Morgens ward der Wind frischer und brachte uns gen West-Süd-West wiederum vorwärts. Allein nach Verlauf zweyer Tage hatten wir von neuem, bald mit Windstillen, bald mit widrigem Winde zu kämpfen, und des Nachts pflegte es häufig zu blitzen. Sowohl in der Luft als im Wasser war es die ganze Zeit über sehr lebhaft, denn Seevögel, von allerhand Art, schwärmten, und Boniten, Doraden, Hayfische und Nord-Caper, schwammen um uns her.
Am 16ten früh um 8 Uhr entdeckten wir eine andre niedrige Insel. Gegen 3 Uhr Nachmittags kamen wir dicht heran und seegelten rund her- um, fanden aber nirgends einen Landungsplatz oder Haven. Sie bestand aus mehreren kleinen Eylanden, die durch Riefe untereinander zusammenhien- gen, und mit Bäumen, vornemlich mit Cocos-Palmen bewachsen waren, wel- ches diesem kleinen Fleck Landes ein sehr reitzendes Ansehn gab. Die Wasser- Vögel schwärmten in solcher Menge um diese Insel her, daß wir sie mit Recht für gänzlich unbewohnt halten mußten. An manchen Stellen war das Ufer sandig, nnd das sind gerade solche Stellen, wo die Schildkröten gern ihre Eyer zu legen pflegen. Auch war die See hier voll schmackhafter Fische. Wir nann- ten diese angenehme kleine Insel, Palmerston-Eyland; sie liegt unterm 18- ten Grad 4 Secunden südlicher Breite und im 165sten Grad 10 Secun- den westlicher Länge.
Forster's Reise u. d. W. zweyter Th. R
in den Jahren 1772 bis 1775.
Am folgenden Tage, gegen Mittag, aͤnderte ſich der Wind und ward1774. Junius. uns zuwieder. Den ganzen Nachmittag hatten wir Donner, Blitz und zum Theil heftige Regenguͤſſe. In der Nacht ward es windſtill; weil aber das Wetter- leuchten noch immer anhielt; ſo ließen wir, vorſichtshalber, die electriſche Kette an der Spitze des Maſtes befeſtigen. Die naͤchſten drey Tage war der Wind ſo ſchwach und zuweilen ſo ganz unmerklich, daß wir faſt gar nicht aus der Stelle kamen. Waͤhrend dieſer Windſtillen gereichte es uns einigermaaßen zum Zeit- vertreib, eine Menge von tropiſchen Voͤgeln und Guͤmpeln (ſterna ſolida) um das Schiff her zu ſehen. Die Matroſen fiengen in dieſer Zwiſchenzeit auch einen großen Hayfiſch an der Angel; allein zu ihrem groͤßten Herzeleyd, ent- gieng er ihnen wieder, ohnerachtet ſie ihm, zu Verhuͤtung dieſes Unſterns, drey Kugeln durch den Leib geſchoſſen hatten.
Am 11ten des Morgens ward der Wind friſcher und brachte uns gen Weſt-Suͤd-Weſt wiederum vorwaͤrts. Allein nach Verlauf zweyer Tage hatten wir von neuem, bald mit Windſtillen, bald mit widrigem Winde zu kaͤmpfen, und des Nachts pflegte es haͤufig zu blitzen. Sowohl in der Luft als im Waſſer war es die ganze Zeit uͤber ſehr lebhaft, denn Seevoͤgel, von allerhand Art, ſchwaͤrmten, und Boniten, Doraden, Hayfiſche und Nord-Caper, ſchwammen um uns her.
Am 16ten fruͤh um 8 Uhr entdeckten wir eine andre niedrige Inſel. Gegen 3 Uhr Nachmittags kamen wir dicht heran und ſeegelten rund her- um, fanden aber nirgends einen Landungsplatz oder Haven. Sie beſtand aus mehreren kleinen Eylanden, die durch Riefe untereinander zuſammenhien- gen, und mit Baͤumen, vornemlich mit Cocos-Palmen bewachſen waren, wel- ches dieſem kleinen Fleck Landes ein ſehr reitzendes Anſehn gab. Die Waſſer- Voͤgel ſchwaͤrmten in ſolcher Menge um dieſe Inſel her, daß wir ſie mit Recht fuͤr gaͤnzlich unbewohnt halten mußten. An manchen Stellen war das Ufer ſandig, nnd das ſind gerade ſolche Stellen, wo die Schildkroͤten gern ihre Eyer zu legen pflegen. Auch war die See hier voll ſchmackhafter Fiſche. Wir nann- ten dieſe angenehme kleine Inſel, Palmerſton-Eyland; ſie liegt unterm 18- ten Grad 4 Secunden ſuͤdlicher Breite und im 165ſten Grad 10 Secun- den weſtlicher Laͤnge.
Forſter’s Reiſe u. d. W. zweyter Th. R
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in den Jahren 1772 bis 1775.
Am folgenden Tage, gegen Mittag, aͤnderte ſich der Wind und ward
uns zuwieder. Den ganzen Nachmittag hatten wir Donner, Blitz und zum Theil
heftige Regenguͤſſe. In der Nacht ward es windſtill; weil aber das Wetter-
leuchten noch immer anhielt; ſo ließen wir, vorſichtshalber, die electriſche Kette
an der Spitze des Maſtes befeſtigen. Die naͤchſten drey Tage war der Wind
ſo ſchwach und zuweilen ſo ganz unmerklich, daß wir faſt gar nicht aus der Stelle
kamen. Waͤhrend dieſer Windſtillen gereichte es uns einigermaaßen zum Zeit-
vertreib, eine Menge von tropiſchen Voͤgeln und Guͤmpeln (ſterna ſolida)
um das Schiff her zu ſehen. Die Matroſen fiengen in dieſer Zwiſchenzeit auch
einen großen Hayfiſch an der Angel; allein zu ihrem groͤßten Herzeleyd, ent-
gieng er ihnen wieder, ohnerachtet ſie ihm, zu Verhuͤtung dieſes Unſterns, drey
Kugeln durch den Leib geſchoſſen hatten.
1774.
Junius.
Am 11ten des Morgens ward der Wind friſcher und brachte uns gen
Weſt-Suͤd-Weſt wiederum vorwaͤrts. Allein nach Verlauf zweyer Tage hatten
wir von neuem, bald mit Windſtillen, bald mit widrigem Winde zu kaͤmpfen,
und des Nachts pflegte es haͤufig zu blitzen. Sowohl in der Luft als im Waſſer
war es die ganze Zeit uͤber ſehr lebhaft, denn Seevoͤgel, von allerhand Art,
ſchwaͤrmten, und Boniten, Doraden, Hayfiſche und Nord-Caper,
ſchwammen um uns her.
Am 16ten fruͤh um 8 Uhr entdeckten wir eine andre niedrige Inſel.
Gegen 3 Uhr Nachmittags kamen wir dicht heran und ſeegelten rund her-
um, fanden aber nirgends einen Landungsplatz oder Haven. Sie beſtand
aus mehreren kleinen Eylanden, die durch Riefe untereinander zuſammenhien-
gen, und mit Baͤumen, vornemlich mit Cocos-Palmen bewachſen waren, wel-
ches dieſem kleinen Fleck Landes ein ſehr reitzendes Anſehn gab. Die Waſſer-
Voͤgel ſchwaͤrmten in ſolcher Menge um dieſe Inſel her, daß wir ſie mit Recht
fuͤr gaͤnzlich unbewohnt halten mußten. An manchen Stellen war das Ufer
ſandig, nnd das ſind gerade ſolche Stellen, wo die Schildkroͤten gern ihre Eyer
zu legen pflegen. Auch war die See hier voll ſchmackhafter Fiſche. Wir nann-
ten dieſe angenehme kleine Inſel, Palmerſton-Eyland; ſie liegt unterm 18-
ten Grad 4 Secunden ſuͤdlicher Breite und im 165ſten Grad 10 Secun-
den weſtlicher Laͤnge.
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/141>, abgerufen am 24.11.2024.
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