Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. Steine aufgepackt waren. An diesem Feuer ward das todte Schwein gesengt, und1774.May. zwar so gut als hätten wirs in heißem Wasser gebrühet. Um es vollends rein zu ma- chen, trugen sie es an das See-Ufer, rieben es dort mit Sand und Kieseln, und spülten es hernach wiederum sauber ab. Darauf ward es an den vorigen Ort zurückgebracht und auf frische Blätter gelegt, um auch von innen rein gemacht zu werden. Indieser Absicht ward der Bauch geöffnet, hiernächst der äußere Speck abgelöset, auf grüne Blätter bey Seite gelegt, und dann das Eingeweide herausgeschnitten; letzteres wurde sogleich in einem Korbe weggetragen und auch nicht wieder zum Vorschein gebracht; doch bin ich überzeugt, daß sie es nicht weggeworfen haben. Zuletzt nahmen sie das Blut und das innere Fett heraus, jenes ward auf grüne Blätter, dieses aber zu dem vorher schon abgesonderten Speck geschüttet. Nachdem hierauf das Schwein nochmals, von außen und innen, mit frischem Wasser abgewaschen war, steckten sie etliche heiße Steine in den Bauch, und ließen solche in die Höhlung der Brust hinunter fallen, stopften auch eine Anzahl frischer Blätter dazwischen ein. Mittlerweile war der Ofen, der aus einer mit Steinen ausgefüllten Grube oder Vertiefung in der Erde bestand, sattsam durchgeheitzt; man nahm also das Feuer und die Steine, bis auf die unterste Schicht, weg, die so eben als gepfla- stert war. Auf diese ward das Schwein mit dem Bauch zu unterst gelegt; das Fett und Speck aber, nachdem es sorgfältig abgewaschen, ward in einem langen Troge, der aus einem jungen Pisangstamm ausdrücklich dazu ausge- höhlet worden, neben das Schwein gestellt. In das Blut warf man einen heißen Stein, damit es sich verdicken oder gerinnen mögte, alsdenn wurden kleine Portionen davon in Blätter gewickelt, und auch diese, nebst einer Menge Brod- frucht und Pisangs in den Ofen gebracht. Hierauf bedeckten sie alles mit fri- schem Laube, und dann mit dem Rest der geheitzten Steine. Ueber diese wurde wieder eine Schicht Blätter hingestreuet und zuletzt noch allerhand Steine und Erde, hoch darüber aufgehäufet. Während der Zeit, daß dies Gericht unter der Erde stobte, deckten die Leute den Tisch; das heißt, sie breiteten an einem Ende des Hauses eine Menge grüne Blätter auf die Erde. Nach Verlauf zwoer Stunden und zehn Minuten ward der Ofen geöffnet und alles herausgezogen. Die Gäste setzten sich rund um die Blätter, die Eingebohrnen an das eine und wir an das andere Ende. Da wo wir saßen, ward das Schwein aufgetragen; an Forster's Reise u. d. W. zweyter Th. P
in den Jahren 1772 bis 1775. Steine aufgepackt waren. An dieſem Feuer ward das todte Schwein geſengt, und1774.May. zwar ſo gut als haͤtten wirs in heißem Waſſer gebruͤhet. Um es vollends rein zu ma- chen, trugen ſie es an das See-Ufer, rieben es dort mit Sand und Kieſeln, und ſpuͤlten es hernach wiederum ſauber ab. Darauf ward es an den vorigen Ort zuruͤckgebracht und auf friſche Blaͤtter gelegt, um auch von innen rein gemacht zu werden. Indieſer Abſicht ward der Bauch geoͤffnet, hiernaͤchſt der aͤußere Speck abgeloͤſet, auf gruͤne Blaͤtter bey Seite gelegt, und dann das Eingeweide herausgeſchnitten; letzteres wurde ſogleich in einem Korbe weggetragen und auch nicht wieder zum Vorſchein gebracht; doch bin ich uͤberzeugt, daß ſie es nicht weggeworfen haben. Zuletzt nahmen ſie das Blut und das innere Fett heraus, jenes ward auf gruͤne Blaͤtter, dieſes aber zu dem vorher ſchon abgeſonderten Speck geſchuͤttet. Nachdem hierauf das Schwein nochmals, von außen und innen, mit friſchem Waſſer abgewaſchen war, ſteckten ſie etliche heiße Steine in den Bauch, und ließen ſolche in die Hoͤhlung der Bruſt hinunter fallen, ſtopften auch eine Anzahl friſcher Blaͤtter dazwiſchen ein. Mittlerweile war der Ofen, der aus einer mit Steinen ausgefuͤllten Grube oder Vertiefung in der Erde beſtand, ſattſam durchgeheitzt; man nahm alſo das Feuer und die Steine, bis auf die unterſte Schicht, weg, die ſo eben als gepfla- ſtert war. Auf dieſe ward das Schwein mit dem Bauch zu unterſt gelegt; das Fett und Speck aber, nachdem es ſorgfaͤltig abgewaſchen, ward in einem langen Troge, der aus einem jungen Piſangſtamm ausdruͤcklich dazu ausge- hoͤhlet worden, neben das Schwein geſtellt. In das Blut warf man einen heißen Stein, damit es ſich verdicken oder gerinnen moͤgte, alsdenn wurden kleine Portionen davon in Blaͤtter gewickelt, und auch dieſe, nebſt einer Menge Brod- frucht und Piſangs in den Ofen gebracht. Hierauf bedeckten ſie alles mit fri- ſchem Laube, und dann mit dem Reſt der geheitzten Steine. Ueber dieſe wurde wieder eine Schicht Blaͤtter hingeſtreuet und zuletzt noch allerhand Steine und Erde, hoch daruͤber aufgehaͤufet. Waͤhrend der Zeit, daß dies Gericht unter der Erde ſtobte, deckten die Leute den Tiſch; das heißt, ſie breiteten an einem Ende des Hauſes eine Menge gruͤne Blaͤtter auf die Erde. Nach Verlauf zwoer Stunden und zehn Minuten ward der Ofen geoͤffnet und alles herausgezogen. Die Gaͤſte ſetzten ſich rund um die Blaͤtter, die Eingebohrnen an das eine und wir an das andere Ende. Da wo wir ſaßen, ward das Schwein aufgetragen; an Forſter’s Reiſe u. d. W. zweyter Th. P
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in den Jahren 1772 bis 1775.
Steine aufgepackt waren. An dieſem Feuer ward das todte Schwein geſengt, und
zwar ſo gut als haͤtten wirs in heißem Waſſer gebruͤhet. Um es vollends rein zu ma-
chen, trugen ſie es an das See-Ufer, rieben es dort mit Sand und Kieſeln, und ſpuͤlten
es hernach wiederum ſauber ab. Darauf ward es an den vorigen Ort zuruͤckgebracht
und auf friſche Blaͤtter gelegt, um auch von innen rein gemacht zu werden. Indieſer
Abſicht ward der Bauch geoͤffnet, hiernaͤchſt der aͤußere Speck abgeloͤſet, auf gruͤne
Blaͤtter bey Seite gelegt, und dann das Eingeweide herausgeſchnitten; letzteres
wurde ſogleich in einem Korbe weggetragen und auch nicht wieder zum Vorſchein
gebracht; doch bin ich uͤberzeugt, daß ſie es nicht weggeworfen haben. Zuletzt
nahmen ſie das Blut und das innere Fett heraus, jenes ward auf gruͤne Blaͤtter,
dieſes aber zu dem vorher ſchon abgeſonderten Speck geſchuͤttet. Nachdem hierauf
das Schwein nochmals, von außen und innen, mit friſchem Waſſer abgewaſchen
war, ſteckten ſie etliche heiße Steine in den Bauch, und ließen ſolche in die Hoͤhlung
der Bruſt hinunter fallen, ſtopften auch eine Anzahl friſcher Blaͤtter dazwiſchen
ein. Mittlerweile war der Ofen, der aus einer mit Steinen ausgefuͤllten Grube
oder Vertiefung in der Erde beſtand, ſattſam durchgeheitzt; man nahm alſo das
Feuer und die Steine, bis auf die unterſte Schicht, weg, die ſo eben als gepfla-
ſtert war. Auf dieſe ward das Schwein mit dem Bauch zu unterſt gelegt; das
Fett und Speck aber, nachdem es ſorgfaͤltig abgewaſchen, ward in einem
langen Troge, der aus einem jungen Piſangſtamm ausdruͤcklich dazu ausge-
hoͤhlet worden, neben das Schwein geſtellt. In das Blut warf man einen
heißen Stein, damit es ſich verdicken oder gerinnen moͤgte, alsdenn wurden kleine
Portionen davon in Blaͤtter gewickelt, und auch dieſe, nebſt einer Menge Brod-
frucht und Piſangs in den Ofen gebracht. Hierauf bedeckten ſie alles mit fri-
ſchem Laube, und dann mit dem Reſt der geheitzten Steine. Ueber dieſe wurde
wieder eine Schicht Blaͤtter hingeſtreuet und zuletzt noch allerhand Steine und
Erde, hoch daruͤber aufgehaͤufet. Waͤhrend der Zeit, daß dies Gericht unter
der Erde ſtobte, deckten die Leute den Tiſch; das heißt, ſie breiteten an einem
Ende des Hauſes eine Menge gruͤne Blaͤtter auf die Erde. Nach Verlauf zwoer
Stunden und zehn Minuten ward der Ofen geoͤffnet und alles herausgezogen.
Die Gaͤſte ſetzten ſich rund um die Blaͤtter, die Eingebohrnen an das eine und
wir an das andere Ende. Da wo wir ſaßen, ward das Schwein aufgetragen; an
1774.
May.
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