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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1772.
August.
ein Paar Tage, während welcher sie sich in die Felsen-Klüfte verkriechen und beym
ersten warmen Tage wieder zum Vorschein kommen. Das rothbeinigte Rebhuhn
(tetrao rufus) ist in den innern Theilen der Insel gleichfals gemein, vermuth-
lich weil es dort weniger als in andern Gegenden derselben gestöhrt wird. In
Herrn Loughnans Vogel-Hause sahe ich den rothschnäblichten Sperling (Loxia
astrild
) Buchfinken, Diestel-Finken, Butterfinken und Canarienvögel (Frin-
gilla coelebs, carduelis, butyracea
und canaria) welche alle auf der Insel
gefangen waren. Zahm Feder-Vieh, als Truthüner, Gänse, Endten und Hüh-
ner sind selten, vielleicht weil es an Korn fehlt.

Es giebt hier keine einzige Schlangen-Art; aber alle Häuser, Wein-
berge und Gärten wimmeln von Eidechsen. Die Mönche eines hiesigen Klo-
sters klagten, daß ihnen solche viel Schaden im Garten thäten; um derselben los
zu werden hatten sie einen großen meßingenen Kessel in die Erde gegraben, in
welchem sich diese Thiere, die beständig nach Fraß herum laufen, bey Hunderten
fiengen und umkommen mußten, weil sie wegen der Glätte des Metals nicht wie-
der herausklettern konnten.

Längst den Küsten von Madera und den benachbarten Salvages und
Ilhas desertas fehlt es zwar der See nicht an Fischen, aber da sie zu Be-
obachtung der Fasttage dennoch nicht hinreichen, so führen ihnen die englischen
Schiffe, von Gothenburg, Heeringe, desgleichen, von Neu-York und andern
Orten in Amerika, gesalznen und trocknen Stockfisch zu.

Wir sahen wenig Insecten, mögten aber vielleicht mehr gefunden haben,
wenn wir länger hier geblieben wären. Sie waren alle bekannt und eben nicht
von viel verschiedenen Arten. Ich muß bey dieser Gelegenheit eine Anmerkung
machen, die auf alle Inseln paßt, welche wir auf dieser Reise berührt haben. Vier-
füßige Thiere, Amphibien und Insecten sind in solchen Inseln, die weit vom fe-
sten Lande liegen, nicht häufig; und erstere finden sich gar nicht darauf, wenn
sie nicht durch Menschen hingebracht worden. Fische und Vögel aber,
die ohne fremde Beyhülfe durch Luft und Wasser den Weg dazu finden können,
sind häufiger und in mehr verschiedenen Gattungen anzutreffen. Große feste Län-
der hingegen sind reich an allen obbenannten Thier-Arten, so auch an Vögeln
und Fischen, die, wie schon gesagt, überall gemeiner sind. Africa, lieferte uns

Forſter’s Reiſe um die Welt
1772.
Auguſt.
ein Paar Tage, waͤhrend welcher ſie ſich in die Felſen-Kluͤfte verkriechen und beym
erſten warmen Tage wieder zum Vorſchein kommen. Das rothbeinigte Rebhuhn
(tetrao rufus) iſt in den innern Theilen der Inſel gleichfals gemein, vermuth-
lich weil es dort weniger als in andern Gegenden derſelben geſtoͤhrt wird. In
Herrn Loughnans Vogel-Hauſe ſahe ich den rothſchnaͤblichten Sperling (Loxia
aſtrild
) Buchfinken, Dieſtel-Finken, Butterfinken und Canarienvoͤgel (Frin-
gilla coelebs, carduelis, butyracea
und canaria) welche alle auf der Inſel
gefangen waren. Zahm Feder-Vieh, als Truthuͤner, Gaͤnſe, Endten und Huͤh-
ner ſind ſelten, vielleicht weil es an Korn fehlt.

Es giebt hier keine einzige Schlangen-Art; aber alle Haͤuſer, Wein-
berge und Gaͤrten wimmeln von Eidechſen. Die Moͤnche eines hieſigen Klo-
ſters klagten, daß ihnen ſolche viel Schaden im Garten thaͤten; um derſelben los
zu werden hatten ſie einen großen meßingenen Keſſel in die Erde gegraben, in
welchem ſich dieſe Thiere, die beſtaͤndig nach Fraß herum laufen, bey Hunderten
fiengen und umkommen mußten, weil ſie wegen der Glaͤtte des Metals nicht wie-
der herausklettern konnten.

Laͤngſt den Kuͤſten von Madera und den benachbarten Salvages und
Ilhas deſertas fehlt es zwar der See nicht an Fiſchen, aber da ſie zu Be-
obachtung der Faſttage dennoch nicht hinreichen, ſo fuͤhren ihnen die engliſchen
Schiffe, von Gothenburg, Heeringe, desgleichen, von Neu-York und andern
Orten in Amerika, geſalznen und trocknen Stockfiſch zu.

Wir ſahen wenig Inſecten, moͤgten aber vielleicht mehr gefunden haben,
wenn wir laͤnger hier geblieben waͤren. Sie waren alle bekannt und eben nicht
von viel verſchiedenen Arten. Ich muß bey dieſer Gelegenheit eine Anmerkung
machen, die auf alle Inſeln paßt, welche wir auf dieſer Reiſe beruͤhrt haben. Vier-
fuͤßige Thiere, Amphibien und Inſecten ſind in ſolchen Inſeln, die weit vom fe-
ſten Lande liegen, nicht haͤufig; und erſtere finden ſich gar nicht darauf, wenn
ſie nicht durch Menſchen hingebracht worden. Fiſche und Voͤgel aber,
die ohne fremde Beyhuͤlfe durch Luft und Waſſer den Weg dazu finden koͤnnen,
ſind haͤufiger und in mehr verſchiedenen Gattungen anzutreffen. Große feſte Laͤn-
der hingegen ſind reich an allen obbenannten Thier-Arten, ſo auch an Voͤgeln
und Fiſchen, die, wie ſchon geſagt, uͤberall gemeiner ſind. Africa, lieferte uns

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[22/0067] Forſter’s Reiſe um die Welt ein Paar Tage, waͤhrend welcher ſie ſich in die Felſen-Kluͤfte verkriechen und beym erſten warmen Tage wieder zum Vorſchein kommen. Das rothbeinigte Rebhuhn (tetrao rufus) iſt in den innern Theilen der Inſel gleichfals gemein, vermuth- lich weil es dort weniger als in andern Gegenden derſelben geſtoͤhrt wird. In Herrn Loughnans Vogel-Hauſe ſahe ich den rothſchnaͤblichten Sperling (Loxia aſtrild) Buchfinken, Dieſtel-Finken, Butterfinken und Canarienvoͤgel (Frin- gilla coelebs, carduelis, butyracea und canaria) welche alle auf der Inſel gefangen waren. Zahm Feder-Vieh, als Truthuͤner, Gaͤnſe, Endten und Huͤh- ner ſind ſelten, vielleicht weil es an Korn fehlt. 1772. Auguſt. Es giebt hier keine einzige Schlangen-Art; aber alle Haͤuſer, Wein- berge und Gaͤrten wimmeln von Eidechſen. Die Moͤnche eines hieſigen Klo- ſters klagten, daß ihnen ſolche viel Schaden im Garten thaͤten; um derſelben los zu werden hatten ſie einen großen meßingenen Keſſel in die Erde gegraben, in welchem ſich dieſe Thiere, die beſtaͤndig nach Fraß herum laufen, bey Hunderten fiengen und umkommen mußten, weil ſie wegen der Glaͤtte des Metals nicht wie- der herausklettern konnten. Laͤngſt den Kuͤſten von Madera und den benachbarten Salvages und Ilhas deſertas fehlt es zwar der See nicht an Fiſchen, aber da ſie zu Be- obachtung der Faſttage dennoch nicht hinreichen, ſo fuͤhren ihnen die engliſchen Schiffe, von Gothenburg, Heeringe, desgleichen, von Neu-York und andern Orten in Amerika, geſalznen und trocknen Stockfiſch zu. Wir ſahen wenig Inſecten, moͤgten aber vielleicht mehr gefunden haben, wenn wir laͤnger hier geblieben waͤren. Sie waren alle bekannt und eben nicht von viel verſchiedenen Arten. Ich muß bey dieſer Gelegenheit eine Anmerkung machen, die auf alle Inſeln paßt, welche wir auf dieſer Reiſe beruͤhrt haben. Vier- fuͤßige Thiere, Amphibien und Inſecten ſind in ſolchen Inſeln, die weit vom fe- ſten Lande liegen, nicht haͤufig; und erſtere finden ſich gar nicht darauf, wenn ſie nicht durch Menſchen hingebracht worden. Fiſche und Voͤgel aber, die ohne fremde Beyhuͤlfe durch Luft und Waſſer den Weg dazu finden koͤnnen, ſind haͤufiger und in mehr verſchiedenen Gattungen anzutreffen. Große feſte Laͤn- der hingegen ſind reich an allen obbenannten Thier-Arten, ſo auch an Voͤgeln und Fiſchen, die, wie ſchon geſagt, uͤberall gemeiner ſind. Africa, lieferte uns

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/67>, abgerufen am 21.11.2024.