schaffenheit ihrer Güte von 28 zu 20 Pfund Sterling. Es werden, ein Jahr in das1772. August. andre gerechnet, jährlich ohngefähr 30,000 Pipen geerndtet, jede zu ein hundert und zehn Gallons. Von den besten Sorten werden 13000 Pipen aus- geführt; das übrige wird theils zur eignen Consumtion auf der Insel gebraucht, theils zu Brandtewein gebrannt, der nach Brasilien gehet, und theils wird Wein- Eßig daraus gemacht.
Die Weinberge sind entweder mit Mauerwerk oder mit Hecken von Gra- naten, Myrten, Brombeer und wilden Rosenstauden umzogen. In den Gärten wer- den Pfirsichen, Apricosen, Quitten, Aepfel, Birnen, wälsche Nüße, Casta- nien und andre Europäische Früchte gezogen; zuweilen auch einige tropische Ge- wächse, als Pisangs, Goaven und Ananas.
Die zahmen Thiere welche wir in Europa haben, sind gleichfals auf Ma- dera anzutreffen; und obgleich die dasigen Hammel und Ochsen nur klein sind, so ist ihr Fleisch doch wohlschmeckend. Die Pferde sind ebenfalls klein, aber sicher auf den Knochen. Sie klettern mit gröster Fertigkeit die steilsten Fußsteige hin- auf, denn andre Wege giebts hier nicht. Von Räder-Fuhrwerk weiß man hier zu Lande gar nichts; in der Stadt aber giebt es eine Art Schleifen oder Schlitten die aus zween, durch Queer-Hölzer verbundnen Brettern bestehen, welche vorne einen spitzen Winkel machen; man spannt Ochsen davor und bedient sich derselben um Weinfässer oder andere schwere Waaren fortzubringen.
Von wildem Geflügel giebt es hier mehrere Arten als von anderm Wild- pret, von dessen sonst zahlreichen Geschlecht, hier nur das Caninchen allein, der einzige Repräsentant ist. Wir sahen vornemlich den Sperber (falco nisus) ver- schiedne Krähen (corvus corone) Elstern (corvus pica) Wald- und Feld-Ler- chen alauda arvensis & arborea) Staare (sturnus vulgaris) Goldammers (Emberiza citrinella) gemeine und Berg-Sperlinge (fringilla domestica & montana) gelbe Bachstelzen und Rothkehlchen (motacilla flava & ru- becula) und wilde Tauben, deren Gattung wir nicht bestimmen konten; es kam uns auch die Haus- und die Uferschwalbe, (hirundo rustica & apus) zu Gesicht und einige Herren von der Englischen Factorey versicherten uns, daß sie überdem noch die Rauchschwalbe (hirundo urbica) gesehen hätten. Die Schwalben bleiben den ganzen Winter über hier und verlieren sich bey kaltem Wetter nur auf
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in den Jahren 1772 bis 1775.
ſchaffenheit ihrer Guͤte von 28 zu 20 Pfund Sterling. Es werden, ein Jahr in das1772. Auguſt. andre gerechnet, jaͤhrlich ohngefaͤhr 30,000 Pipen geerndtet, jede zu ein hundert und zehn Gallons. Von den beſten Sorten werden 13000 Pipen aus- gefuͤhrt; das uͤbrige wird theils zur eignen Conſumtion auf der Inſel gebraucht, theils zu Brandtewein gebrannt, der nach Braſilien gehet, und theils wird Wein- Eßig daraus gemacht.
Die Weinberge ſind entweder mit Mauerwerk oder mit Hecken von Gra- naten, Myrten, Brombeer und wilden Roſenſtauden umzogen. In den Gaͤrten wer- den Pfirſichen, Apricoſen, Quitten, Aepfel, Birnen, waͤlſche Nuͤße, Caſta- nien und andre Europaͤiſche Fruͤchte gezogen; zuweilen auch einige tropiſche Ge- waͤchſe, als Piſangs, Goaven und Ananas.
Die zahmen Thiere welche wir in Europa haben, ſind gleichfals auf Ma- dera anzutreffen; und obgleich die daſigen Hammel und Ochſen nur klein ſind, ſo iſt ihr Fleiſch doch wohlſchmeckend. Die Pferde ſind ebenfalls klein, aber ſicher auf den Knochen. Sie klettern mit groͤſter Fertigkeit die ſteilſten Fußſteige hin- auf, denn andre Wege giebts hier nicht. Von Raͤder-Fuhrwerk weiß man hier zu Lande gar nichts; in der Stadt aber giebt es eine Art Schleifen oder Schlitten die aus zween, durch Queer-Hoͤlzer verbundnen Brettern beſtehen, welche vorne einen ſpitzen Winkel machen; man ſpannt Ochſen davor und bedient ſich derſelben um Weinfaͤſſer oder andere ſchwere Waaren fortzubringen.
Von wildem Gefluͤgel giebt es hier mehrere Arten als von anderm Wild- pret, von deſſen ſonſt zahlreichen Geſchlecht, hier nur das Caninchen allein, der einzige Repraͤſentant iſt. Wir ſahen vornemlich den Sperber (falco niſus) ver- ſchiedne Kraͤhen (corvus corone) Elſtern (corvus pica) Wald- und Feld-Ler- chen alauda arvenſis & arborea) Staare (ſturnus vulgaris) Goldammers (Emberiza citrinella) gemeine und Berg-Sperlinge (fringilla domeſtica & montana) gelbe Bachſtelzen und Rothkehlchen (motacilla flava & ru- becula) und wilde Tauben, deren Gattung wir nicht beſtimmen konten; es kam uns auch die Haus- und die Uferſchwalbe, (hirundo ruſtica & apus) zu Geſicht und einige Herren von der Engliſchen Factorey verſicherten uns, daß ſie uͤberdem noch die Rauchſchwalbe (hirundo urbica) geſehen haͤtten. Die Schwalben bleiben den ganzen Winter uͤber hier und verlieren ſich bey kaltem Wetter nur auf
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in den Jahren 1772 bis 1775.
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andre gerechnet, jaͤhrlich ohngefaͤhr 30,000 Pipen geerndtet, jede zu ein hundert
und zehn Gallons. Von den beſten Sorten werden 13000 Pipen aus-
gefuͤhrt; das uͤbrige wird theils zur eignen Conſumtion auf der Inſel gebraucht,
theils zu Brandtewein gebrannt, der nach Braſilien gehet, und theils wird Wein-
Eßig daraus gemacht.
1772.
Auguſt.
Die Weinberge ſind entweder mit Mauerwerk oder mit Hecken von Gra-
naten, Myrten, Brombeer und wilden Roſenſtauden umzogen. In den Gaͤrten wer-
den Pfirſichen, Apricoſen, Quitten, Aepfel, Birnen, waͤlſche Nuͤße, Caſta-
nien und andre Europaͤiſche Fruͤchte gezogen; zuweilen auch einige tropiſche Ge-
waͤchſe, als Piſangs, Goaven und Ananas.
Die zahmen Thiere welche wir in Europa haben, ſind gleichfals auf Ma-
dera anzutreffen; und obgleich die daſigen Hammel und Ochſen nur klein ſind, ſo
iſt ihr Fleiſch doch wohlſchmeckend. Die Pferde ſind ebenfalls klein, aber ſicher
auf den Knochen. Sie klettern mit groͤſter Fertigkeit die ſteilſten Fußſteige hin-
auf, denn andre Wege giebts hier nicht. Von Raͤder-Fuhrwerk weiß man
hier zu Lande gar nichts; in der Stadt aber giebt es eine Art Schleifen oder
Schlitten die aus zween, durch Queer-Hoͤlzer verbundnen Brettern beſtehen,
welche vorne einen ſpitzen Winkel machen; man ſpannt Ochſen davor und bedient
ſich derſelben um Weinfaͤſſer oder andere ſchwere Waaren fortzubringen.
Von wildem Gefluͤgel giebt es hier mehrere Arten als von anderm Wild-
pret, von deſſen ſonſt zahlreichen Geſchlecht, hier nur das Caninchen allein, der
einzige Repraͤſentant iſt. Wir ſahen vornemlich den Sperber (falco niſus) ver-
ſchiedne Kraͤhen (corvus corone) Elſtern (corvus pica) Wald- und Feld-Ler-
chen alauda arvenſis & arborea) Staare (ſturnus vulgaris) Goldammers
(Emberiza citrinella) gemeine und Berg-Sperlinge (fringilla domeſtica
& montana) gelbe Bachſtelzen und Rothkehlchen (motacilla flava & ru-
becula) und wilde Tauben, deren Gattung wir nicht beſtimmen konten; es kam
uns auch die Haus- und die Uferſchwalbe, (hirundo ruſtica & apus) zu Geſicht
und einige Herren von der Engliſchen Factorey verſicherten uns, daß ſie uͤberdem
noch die Rauchſchwalbe (hirundo urbica) geſehen haͤtten. Die Schwalben
bleiben den ganzen Winter uͤber hier und verlieren ſich bey kaltem Wetter nur auf
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/66>, abgerufen am 16.07.2024.
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