Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1772.Julius.Loughnan aber empfing uns mit einer Gastfreyheit und einem Anstande, der ihm und der Nation Ehre macht. Die Stadt entspricht bey weiten dem Begriffe nicht, den ihr äußeres An- Was die Kirchen und Klöster betrift, so sind es schlechte Gebäude, die Die Nonnen von St. Clara empfiengen uns sehr höflich am Gitter ih- Wir machten hierauf mit Herrn Loughnan einen Spatziergang Am folgenden Morgen fiengen wir an, die landeinwärts gelegenen Ge- Forſter’s Reiſe um die Welt 1772.Julius.Loughnan aber empfing uns mit einer Gaſtfreyheit und einem Anſtande, der ihm und der Nation Ehre macht. Die Stadt entſpricht bey weiten dem Begriffe nicht, den ihr aͤußeres An- Was die Kirchen und Kloͤſter betrift, ſo ſind es ſchlechte Gebaͤude, die Die Nonnen von St. Clara empfiengen uns ſehr hoͤflich am Gitter ih- Wir machten hierauf mit Herrn Loughnan einen Spatziergang Am folgenden Morgen fiengen wir an, die landeinwaͤrts gelegenen Ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="12"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1772.<lb/> Julius.</note><hi rendition="#fr"><persName>Loughnan</persName></hi> aber empfing uns mit einer Gaſtfreyheit und einem Anſtande, der<lb/> ihm und der Nation Ehre macht.</p><lb/> <p>Die Stadt entſpricht bey weiten dem Begriffe nicht, den ihr aͤußeres An-<lb/> ſehen von der Rhede aus erregt; denn die Straßen ſind eng und ſchlecht gepflaſtert<lb/> und ſchmutzig; die Haͤuſer ſind zwar von gehauenen oder gebacknen Steinen, aber<lb/> innerhalb dunkel. Nur diejenigen ſind mit Glasfenſtern verſehen, welche den engli-<lb/> ſchen Kaufleuten oder andern vornehmern Einwohnern gehoͤren, die uͤbrigen<lb/> haben gemeiniglich Laden von Lattenwerk, welche oben an Hespen befeſtigt ſind,<lb/> und als Fenſter geoͤfnet, auch erforderlichen Falls ausgehoben werden koͤnnen.<lb/> Die untern Zimmer ſind mehrentheils zu Wohnungen fuͤr Bediente, oder zu Kram-<lb/> laͤden und Waarenlagern beſtimmt.</p><lb/> <p>Was die Kirchen und Kloͤſter betrift, ſo ſind es ſchlechte Gebaͤude, die<lb/> keine ſonderliche Kenntniß der Architectur verrathen. Ihr Inneres iſt ohne Ge-<lb/> ſchmack, denn das wenige Licht, welches von außen herein faͤllt, macht dem<lb/> Auge nichts als eine Menge von Flitter-Zierrathen ſichtbar, die in aller Abſicht<lb/> gothiſch ſind. Das Franciscaner-Kloſter iſt nett und raͤumlich; aber ihr Garten<lb/> ſchien in keiner guten Ordnung zu ſeyn.</p><lb/> <p>Die Nonnen von <placeName>St. <hi rendition="#fr">Clara</hi></placeName> empfiengen uns ſehr hoͤflich am Gitter ih-<lb/> res Sprachzimmers, ſandten aber hernach einige alte Weiber ab, um ihre verfer-<lb/> tigte Blumen auszubiethen.</p><lb/> <p>Wir machten hierauf mit Herrn <hi rendition="#fr"><persName>Loughnan</persName></hi> einen Spatziergang<lb/> nach ſeinem Landhauſe, welches eine engliſche Meile von der Stadt auf<lb/> einer Anhoͤhe gelegen iſt, und fanden daſelbſt eine angenehme Geſellſchaft, von<lb/> den vornehmſten engliſchen Kaufleuten auf <hi rendition="#fr"><placeName>Madera</placeName>.</hi> Unſre Capitains giengen<lb/> Abends wieder an <hi rendition="#fr">Boord;</hi> wir aber machten uns Herrn <hi rendition="#fr"><persName>Loughnans</persName></hi> hoͤfliches<lb/> Anerbieten, waͤhrend unſers kurzen Aufenthalts zu <hi rendition="#fr"><placeName>Madera</placeName></hi> in ſeinem Hauſe<lb/> Platz zu nehmen, mit Vergnuͤgen zu Nutze.</p><lb/> <p>Am folgenden Morgen fiengen wir an, die landeinwaͤrts gelegenen Ge-<lb/> genden der Inſel zu unterſuchen, und ſetzten dieſe Beſchaͤftigung den folgenden<lb/> Tag fort. Um 5 Uhr Morgens giengen wir bergauf laͤngſt einem Bach, der<lb/> uns in die innern bergigten Gegenden fuͤhrte. Um 1 Uhr Nachmittags kamen<lb/> wir zu einem Caſtanienwalde, der nicht weit unterhalb der hoͤchſten Bergſpitze<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0057]
Forſter’s Reiſe um die Welt
Loughnan aber empfing uns mit einer Gaſtfreyheit und einem Anſtande, der
ihm und der Nation Ehre macht.
1772.
Julius.
Die Stadt entſpricht bey weiten dem Begriffe nicht, den ihr aͤußeres An-
ſehen von der Rhede aus erregt; denn die Straßen ſind eng und ſchlecht gepflaſtert
und ſchmutzig; die Haͤuſer ſind zwar von gehauenen oder gebacknen Steinen, aber
innerhalb dunkel. Nur diejenigen ſind mit Glasfenſtern verſehen, welche den engli-
ſchen Kaufleuten oder andern vornehmern Einwohnern gehoͤren, die uͤbrigen
haben gemeiniglich Laden von Lattenwerk, welche oben an Hespen befeſtigt ſind,
und als Fenſter geoͤfnet, auch erforderlichen Falls ausgehoben werden koͤnnen.
Die untern Zimmer ſind mehrentheils zu Wohnungen fuͤr Bediente, oder zu Kram-
laͤden und Waarenlagern beſtimmt.
Was die Kirchen und Kloͤſter betrift, ſo ſind es ſchlechte Gebaͤude, die
keine ſonderliche Kenntniß der Architectur verrathen. Ihr Inneres iſt ohne Ge-
ſchmack, denn das wenige Licht, welches von außen herein faͤllt, macht dem
Auge nichts als eine Menge von Flitter-Zierrathen ſichtbar, die in aller Abſicht
gothiſch ſind. Das Franciscaner-Kloſter iſt nett und raͤumlich; aber ihr Garten
ſchien in keiner guten Ordnung zu ſeyn.
Die Nonnen von St. Clara empfiengen uns ſehr hoͤflich am Gitter ih-
res Sprachzimmers, ſandten aber hernach einige alte Weiber ab, um ihre verfer-
tigte Blumen auszubiethen.
Wir machten hierauf mit Herrn Loughnan einen Spatziergang
nach ſeinem Landhauſe, welches eine engliſche Meile von der Stadt auf
einer Anhoͤhe gelegen iſt, und fanden daſelbſt eine angenehme Geſellſchaft, von
den vornehmſten engliſchen Kaufleuten auf Madera. Unſre Capitains giengen
Abends wieder an Boord; wir aber machten uns Herrn Loughnans hoͤfliches
Anerbieten, waͤhrend unſers kurzen Aufenthalts zu Madera in ſeinem Hauſe
Platz zu nehmen, mit Vergnuͤgen zu Nutze.
Am folgenden Morgen fiengen wir an, die landeinwaͤrts gelegenen Ge-
genden der Inſel zu unterſuchen, und ſetzten dieſe Beſchaͤftigung den folgenden
Tag fort. Um 5 Uhr Morgens giengen wir bergauf laͤngſt einem Bach, der
uns in die innern bergigten Gegenden fuͤhrte. Um 1 Uhr Nachmittags kamen
wir zu einem Caſtanienwalde, der nicht weit unterhalb der hoͤchſten Bergſpitze
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