Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1772.Julius.sollten. Die dritte mit noch einer andern, welche Herr Kendal nach der Harrisonschen Uhr genau nachgemacht hatte, kam auf das andre Schiff. Alle insgesammt wur- den am 10ten Julius in Gang gesetzt, und in viereckigten hölzernen Kasten auf- bewahrt. Den genausten Berechnungen zufolge ist die Königliche Sternwarte in Greenwich, welche wir hier beständig als die erste Mittagslinie annehmen werden, von dem kleinen Eyland in Plymouth-Haven, 4° 20' ostwärts ent- fernt" --. Sonnabend den eilften begaben wir uns an Bord, um mit dem ersten *) Es ist nichts ungewöhnliches, daß Schiffe bey ähnlichen Gelegenheiten zu Schaden kom-
men. Das Kriegs-Schif Aldborough, ward am 16ten May 1776. von eben solchem Boy losgerissen, und trieb auf die Felsen von Drake-Eyland, wo es die Wellen zer- schmetterten. Forſter’s Reiſe um die Welt 1772.Julius.ſollten. Die dritte mit noch einer andern, welche Herr Kendal nach der Harriſonſchen Uhr genau nachgemacht hatte, kam auf das andre Schiff. Alle insgeſammt wur- den am 10ten Julius in Gang geſetzt, und in viereckigten hoͤlzernen Kaſten auf- bewahrt. Den genauſten Berechnungen zufolge iſt die Koͤnigliche Sternwarte in Greenwich, welche wir hier beſtaͤndig als die erſte Mittagslinie annehmen werden, von dem kleinen Eyland in Plymouth-Haven, 4° 20′ oſtwaͤrts ent- fernt“ —. Sonnabend den eilften begaben wir uns an Bord, um mit dem erſten *) Es iſt nichts ungewoͤhnliches, daß Schiffe bey aͤhnlichen Gelegenheiten zu Schaden kom-
men. Das Kriegs-Schif Aldborough, ward am 16ten May 1776. von eben ſolchem Boy losgeriſſen, und trieb auf die Felſen von Drake-Eyland, wo es die Wellen zer- ſchmetterten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1772.<lb/> Julius.</note>ſollten. Die dritte mit noch einer andern, welche Herr <persName>Kendal</persName> nach der Harriſonſchen<lb/> Uhr genau nachgemacht hatte, kam auf das andre Schiff. Alle insgeſammt wur-<lb/> den am 10ten Julius in Gang geſetzt, und in viereckigten hoͤlzernen Kaſten auf-<lb/> bewahrt. Den genauſten Berechnungen zufolge iſt die Koͤnigliche Sternwarte<lb/> in <hi rendition="#fr"><placeName>Greenwich</placeName>,</hi> welche wir hier beſtaͤndig als die erſte Mittagslinie annehmen<lb/> werden, von dem kleinen Eyland in <placeName><hi rendition="#fr">Plymouth</hi>-Haven</placeName>, 4° 20′ oſtwaͤrts ent-<lb/> fernt“ —.</p><lb/> <p>Sonnabend den eilften begaben wir uns an Bord, um mit dem erſten<lb/> guͤnſtigen Winde abzuſegeln. Am folgenden Tage aber, da der Wind ziemlich<lb/> heftig bließ und mein Vater zufaͤlliger Weiſe auf dem Verdeck herum gieng, be-<lb/> merkte derſelbe nicht nur eine Aenderung in der gewoͤnlichen Lage unſers Schiffs<lb/> gegen die <hi rendition="#fr">Adventure</hi> und ein anderes Schiff, welche beide vor Anker lagen, ſon-<lb/> dern ihn duͤnkte auch, als wenn es auf die Klippen unter der Feſtung zutriebe.<lb/> Er aͤußerte dieſe Vermuthung dem Lootſen (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Maſter</hi></hi>) Herrn <hi rendition="#fr"><persName>Gilbert</persName>,</hi> der ſich<lb/> bey ihm auf dem Verdeck befand und ſogleich gewahr ward, daß die Kette eines<lb/> der beſtaͤndigen <hi rendition="#fr">Boys,</hi> woran man das Schif befeſtigt hatte, gebrochen ſey.<lb/> Zur Fort-Arbeitung eines Schifs, wozu dieſe <hi rendition="#fr">Boys</hi> zu <hi rendition="#fr"><placeName>Plymouth</placeName></hi> gebraucht<lb/> werden, moͤchte ſie ſtark genug geweſen ſeyn; aber der beſtaͤndigen und man-<lb/> nichfaltigen Bewegung eines <hi rendition="#fr">ſchwergeladnen</hi> Schifs konnte ſie nicht widerſtehn;<lb/> und alſo haͤtte man auch, meines Erachtens, kein ſolches Schiff daran legen<lb/> ſollen. Gleich auf den erſten Lerm waren alle Matroſen in Bewegung; die See-<lb/> gel wurden aufgeſpannt, und die Kabel in Bereitſchaft geſetzt: Nun liefen wir<lb/> die <hi rendition="#fr">Adventure</hi> und das andere Schif vorbey, und entgiengen auf ſolche Art der<lb/> groͤſten Gefahr an den Felſen unter der Feſtung zu ſcheitern. Unſre Seeleute<lb/> ſchloſſen aus dieſem bedenklichen und gluͤcklichen Vorfall auf den guͤnſtigen Fort-<lb/> gang der ganzen Reiſe, und wir konnten nicht umhin die Leitung der goͤttlichen<lb/> Vorſehung in dieſem wichtigen Augenblick zu erkennen, der alle unſre Hofnun-<lb/> gen beynahe auf einmal vereitelt haͤtte.<note place="foot" n="*)">Es iſt nichts ungewoͤhnliches, daß Schiffe bey aͤhnlichen Gelegenheiten zu Schaden kom-<lb/> men. Das Kriegs-Schif Aldborough, ward am 16ten May 1776. von eben ſolchem<lb/> Boy losgeriſſen, und trieb auf die Felſen von <placeName>Drake-Eyland</placeName>, wo es die Wellen zer-<lb/> ſchmetterten.</note> Und wie oft haben wir uns nicht im<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0051]
Forſter’s Reiſe um die Welt
ſollten. Die dritte mit noch einer andern, welche Herr Kendal nach der Harriſonſchen
Uhr genau nachgemacht hatte, kam auf das andre Schiff. Alle insgeſammt wur-
den am 10ten Julius in Gang geſetzt, und in viereckigten hoͤlzernen Kaſten auf-
bewahrt. Den genauſten Berechnungen zufolge iſt die Koͤnigliche Sternwarte
in Greenwich, welche wir hier beſtaͤndig als die erſte Mittagslinie annehmen
werden, von dem kleinen Eyland in Plymouth-Haven, 4° 20′ oſtwaͤrts ent-
fernt“ —.
1772.
Julius.
Sonnabend den eilften begaben wir uns an Bord, um mit dem erſten
guͤnſtigen Winde abzuſegeln. Am folgenden Tage aber, da der Wind ziemlich
heftig bließ und mein Vater zufaͤlliger Weiſe auf dem Verdeck herum gieng, be-
merkte derſelbe nicht nur eine Aenderung in der gewoͤnlichen Lage unſers Schiffs
gegen die Adventure und ein anderes Schiff, welche beide vor Anker lagen, ſon-
dern ihn duͤnkte auch, als wenn es auf die Klippen unter der Feſtung zutriebe.
Er aͤußerte dieſe Vermuthung dem Lootſen (Maſter) Herrn Gilbert, der ſich
bey ihm auf dem Verdeck befand und ſogleich gewahr ward, daß die Kette eines
der beſtaͤndigen Boys, woran man das Schif befeſtigt hatte, gebrochen ſey.
Zur Fort-Arbeitung eines Schifs, wozu dieſe Boys zu Plymouth gebraucht
werden, moͤchte ſie ſtark genug geweſen ſeyn; aber der beſtaͤndigen und man-
nichfaltigen Bewegung eines ſchwergeladnen Schifs konnte ſie nicht widerſtehn;
und alſo haͤtte man auch, meines Erachtens, kein ſolches Schiff daran legen
ſollen. Gleich auf den erſten Lerm waren alle Matroſen in Bewegung; die See-
gel wurden aufgeſpannt, und die Kabel in Bereitſchaft geſetzt: Nun liefen wir
die Adventure und das andere Schif vorbey, und entgiengen auf ſolche Art der
groͤſten Gefahr an den Felſen unter der Feſtung zu ſcheitern. Unſre Seeleute
ſchloſſen aus dieſem bedenklichen und gluͤcklichen Vorfall auf den guͤnſtigen Fort-
gang der ganzen Reiſe, und wir konnten nicht umhin die Leitung der goͤttlichen
Vorſehung in dieſem wichtigen Augenblick zu erkennen, der alle unſre Hofnun-
gen beynahe auf einmal vereitelt haͤtte. *) Und wie oft haben wir uns nicht im
*) Es iſt nichts ungewoͤhnliches, daß Schiffe bey aͤhnlichen Gelegenheiten zu Schaden kom-
men. Das Kriegs-Schif Aldborough, ward am 16ten May 1776. von eben ſolchem
Boy losgeriſſen, und trieb auf die Felſen von Drake-Eyland, wo es die Wellen zer-
ſchmetterten.
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