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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
März.
Die Gesichtszüge derselben waren freylich nicht angenehm, und die ganze Figur
war gemeiniglich zu lang; aber etwas characteristisches, aus dem sich ein ge-
wisser Geschmack für die Künste abnehmen ließ, war bey dem allen darinn anzu-
treffen. Das Holz, woraus sie bestanden, war schön polirt, dabey dicht und
von dunkelbrauner Farbe, wie das Holz von der Casuarina. Da wir aber die-
sen Baum hier noch nicht gefunden hatten, so erwarteten wir die Rückkunft unsrer
Partheygänger mit desto größerer Begierde, in Hoffnung, daß sie auch in Ab-
sicht dieses Umstandes einige nähere Entdeckungen gemacht haben würden. Ma-
heine
fand an diesen geschnitzten menschlichen Figuren ein großes Wohlgefallen;
denn sie waren weit besser gearbeitet als die E-Tis, die man bey ihm zu Lande
verfertigt. Er kaufte auch verschiedne davon, mit der Versicherung, daß sie
zu Tahiti ungemein hoch geschätzt werden würden. Da er sich viel Mühe gab,
diese Seltenheiten aufzusuchen, so fand er eins Tages eine geschnitzte Frauens-
Hand von gelben Holz, ungefähr in der natürlichen Größe. Die Finger der-
selben waren aufwärts gebogen, wie sie die Tänzerinnen auf Tahiti zu halten
pflegen; und die Nägel daran waren sehr lang; denn sie stunden mehr als drey-
viertel Zoll über die Spitzen der Finger hervor. Sie war von dem seltnen,
wohlriechenden tahitischen Holz gemacht, womit man allhier dem Oel einen gu-
ten Geruch zu geben pflegt. Auch dieses Holz hatten wir auf Oster-Eyland
nicht gefunden, eben so wenig als wir bemerkt hatten, daß man hier lange
Nägel zu tragen gewohnt sey: Wir konnten also nicht begreifen, wie dies hübsch
gearbeitete Stück hieher gekommen. Maheine schenkte es hernachmals meinem
Vater, der es im brittischen Museo niedergelegt hat. Eben so ließ sich Maheine
auch sehr angelegen seyn, so viel Federhüte, als möglich, zusammen zu brin-
gen; besonders waren ihm die von Fregatten-Federn sehr angenehm, weil dieser
Vogel zu Tahiti selten ist, und wegen seiner glänzenden, schwarzen Federn sehr
hoch geschätzt wird.

Indessen, daß Capitain Cook in der Bucht war, ward auch am Was-
serplatze um Kartoffeln gehandelt. Aus Begierde nach unsern Gütern, ließen
sich hier die Einwohner verleiten, eine Untreue an ihren eignen Landsleuten zu
begehen. Dicht neben dem Brunnen lag ein Feld mit süßen Kartoffeln, und
eine Menge Leute, alt und jung durcheinander, waren emsig darüber her, sie

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Maͤrz.
Die Geſichtszuͤge derſelben waren freylich nicht angenehm, und die ganze Figur
war gemeiniglich zu lang; aber etwas characteriſtiſches, aus dem ſich ein ge-
wiſſer Geſchmack fuͤr die Kuͤnſte abnehmen ließ, war bey dem allen darinn anzu-
treffen. Das Holz, woraus ſie beſtanden, war ſchoͤn polirt, dabey dicht und
von dunkelbrauner Farbe, wie das Holz von der Caſuarina. Da wir aber die-
ſen Baum hier noch nicht gefunden hatten, ſo erwarteten wir die Ruͤckkunft unſrer
Partheygaͤnger mit deſto groͤßerer Begierde, in Hoffnung, daß ſie auch in Ab-
ſicht dieſes Umſtandes einige naͤhere Entdeckungen gemacht haben wuͤrden. Ma-
heine
fand an dieſen geſchnitzten menſchlichen Figuren ein großes Wohlgefallen;
denn ſie waren weit beſſer gearbeitet als die E-Tis, die man bey ihm zu Lande
verfertigt. Er kaufte auch verſchiedne davon, mit der Verſicherung, daß ſie
zu Tahiti ungemein hoch geſchaͤtzt werden wuͤrden. Da er ſich viel Muͤhe gab,
dieſe Seltenheiten aufzuſuchen, ſo fand er eins Tages eine geſchnitzte Frauens-
Hand von gelben Holz, ungefaͤhr in der natuͤrlichen Groͤße. Die Finger der-
ſelben waren aufwaͤrts gebogen, wie ſie die Taͤnzerinnen auf Tahiti zu halten
pflegen; und die Naͤgel daran waren ſehr lang; denn ſie ſtunden mehr als drey-
viertel Zoll uͤber die Spitzen der Finger hervor. Sie war von dem ſeltnen,
wohlriechenden tahitiſchen Holz gemacht, womit man allhier dem Oel einen gu-
ten Geruch zu geben pflegt. Auch dieſes Holz hatten wir auf Oſter-Eyland
nicht gefunden, eben ſo wenig als wir bemerkt hatten, daß man hier lange
Naͤgel zu tragen gewohnt ſey: Wir konnten alſo nicht begreifen, wie dies huͤbſch
gearbeitete Stuͤck hieher gekommen. Maheine ſchenkte es hernachmals meinem
Vater, der es im brittiſchen Muſeo niedergelegt hat. Eben ſo ließ ſich Maheine
auch ſehr angelegen ſeyn, ſo viel Federhuͤte, als moͤglich, zuſammen zu brin-
gen; beſonders waren ihm die von Fregatten-Federn ſehr angenehm, weil dieſer
Vogel zu Tahiti ſelten iſt, und wegen ſeiner glaͤnzenden, ſchwarzen Federn ſehr
hoch geſchaͤtzt wird.

Indeſſen, daß Capitain Cook in der Bucht war, ward auch am Waſ-
ſerplatze um Kartoffeln gehandelt. Aus Begierde nach unſern Guͤtern, ließen
ſich hier die Einwohner verleiten, eine Untreue an ihren eignen Landsleuten zu
begehen. Dicht neben dem Brunnen lag ein Feld mit ſuͤßen Kartoffeln, und
eine Menge Leute, alt und jung durcheinander, waren emſig daruͤber her, ſie

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[436/0495] Forſter’s Reiſe um die Welt Die Geſichtszuͤge derſelben waren freylich nicht angenehm, und die ganze Figur war gemeiniglich zu lang; aber etwas characteriſtiſches, aus dem ſich ein ge- wiſſer Geſchmack fuͤr die Kuͤnſte abnehmen ließ, war bey dem allen darinn anzu- treffen. Das Holz, woraus ſie beſtanden, war ſchoͤn polirt, dabey dicht und von dunkelbrauner Farbe, wie das Holz von der Caſuarina. Da wir aber die- ſen Baum hier noch nicht gefunden hatten, ſo erwarteten wir die Ruͤckkunft unſrer Partheygaͤnger mit deſto groͤßerer Begierde, in Hoffnung, daß ſie auch in Ab- ſicht dieſes Umſtandes einige naͤhere Entdeckungen gemacht haben wuͤrden. Ma- heine fand an dieſen geſchnitzten menſchlichen Figuren ein großes Wohlgefallen; denn ſie waren weit beſſer gearbeitet als die E-Tis, die man bey ihm zu Lande verfertigt. Er kaufte auch verſchiedne davon, mit der Verſicherung, daß ſie zu Tahiti ungemein hoch geſchaͤtzt werden wuͤrden. Da er ſich viel Muͤhe gab, dieſe Seltenheiten aufzuſuchen, ſo fand er eins Tages eine geſchnitzte Frauens- Hand von gelben Holz, ungefaͤhr in der natuͤrlichen Groͤße. Die Finger der- ſelben waren aufwaͤrts gebogen, wie ſie die Taͤnzerinnen auf Tahiti zu halten pflegen; und die Naͤgel daran waren ſehr lang; denn ſie ſtunden mehr als drey- viertel Zoll uͤber die Spitzen der Finger hervor. Sie war von dem ſeltnen, wohlriechenden tahitiſchen Holz gemacht, womit man allhier dem Oel einen gu- ten Geruch zu geben pflegt. Auch dieſes Holz hatten wir auf Oſter-Eyland nicht gefunden, eben ſo wenig als wir bemerkt hatten, daß man hier lange Naͤgel zu tragen gewohnt ſey: Wir konnten alſo nicht begreifen, wie dies huͤbſch gearbeitete Stuͤck hieher gekommen. Maheine ſchenkte es hernachmals meinem Vater, der es im brittiſchen Muſeo niedergelegt hat. Eben ſo ließ ſich Maheine auch ſehr angelegen ſeyn, ſo viel Federhuͤte, als moͤglich, zuſammen zu brin- gen; beſonders waren ihm die von Fregatten-Federn ſehr angenehm, weil dieſer Vogel zu Tahiti ſelten iſt, und wegen ſeiner glaͤnzenden, ſchwarzen Federn ſehr hoch geſchaͤtzt wird. 1774. Maͤrz. Indeſſen, daß Capitain Cook in der Bucht war, ward auch am Waſ- ſerplatze um Kartoffeln gehandelt. Aus Begierde nach unſern Guͤtern, ließen ſich hier die Einwohner verleiten, eine Untreue an ihren eignen Landsleuten zu begehen. Dicht neben dem Brunnen lag ein Feld mit ſuͤßen Kartoffeln, und eine Menge Leute, alt und jung durcheinander, waren emſig daruͤber her, ſie

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/495>, abgerufen am 22.11.2024.