sten und saftigsten dieser labenden Pflanzen, um uns damit zu erquicken. Wir1774. März. machten ihm dafür ein kleines Geschenk zur Vergeltung, nahmen unser Rohr und schnitten es zu Spatzierstöcken, schälten es unterwegens und sogen es aus. Der Saft desselben war ungemein erfrischend.
Bey unsrer Zurückkunst am Landungsplatze, fanden wir den Capitain Cook noch im Handel mit den Eingebohrnen beschäfftigt. Sie brachten ihm Hühner, die schon zubereitet waren, und einige Matten-Körbe mit süßen Kartoffeln; zuweilen aber betrogen sie ihn, indem sie die Körbe unten mit Stei- nen gefüllt und obenher nur mit einigen Kartoffeln bedeckt hatten. Die schätz- barsten Artickel unter unsern Waaren, wogegen sie uns die ihrigen vertauschten, waren ledige Coco-Nußschalen, die wir auf den Societäts- und freundschaftli- chen Inseln bekommen hatten. Indessen fanden diese nur dann einen gewissen Werth bey ihnen, wenn sie nur eine kleine Oeffnung oder einen Deckel hatten. Nächst diesen wurde das tahitische und europäische Zeug, zum Eintausch ge- braucht, und bey der Schätzung kam es hauptsächlich auf die Größe an. Eisen- waare hatte hier den geringsten Preis. Der größte Theil der Leute, die mit uns handelten, lief gemeiniglich sogleich, als der Kauf geschlossen war, mit dem eingehandelten Zeuge, Nuß-Schalen oder Nägeln davon. Sie besorgten viel- leicht, daß uns der Handel gereuen mögte, wenn sie auch vor ihr Theil ganz ehrlich dabey zu Werk gegangen waren. Einige hatten indessen Kühnheit genug, vor Ablieferung ihrer Güter mit den bedungenen und erhaltnen Preisen davon zu laufen; ein Umstand, der den erbärmlichen Zustand dieser elenden Menschen sehr deutlich an den Tag legt. Der Mangel an Kleidungszeuge war unter ihnen sehr groß. Aus Noth giengen sie mehrentheils nackend, und dennoch verkauften sie ihr bischen eignes Zeug gegen andres von Tahiti. Die Begierde etwas von diesem zu besitzen, machte, daß sie manches von ihren eignen Habseligkei- ten verkauften, was sie sonst wohl nicht weggegeben haben würden. Dahin ge- hörten ihre verschiednen Hüte und Kopfdecken, ihre Halsbänder, Ohrzierra- then, und verschiedne kleine Menschen-Figuren, die aus schmalen achtzölligen oder zweyfüßigen Stücken Holz, aber sein und proportionirter geschnitzt waren, als wir, nach der plumpen Arbeit ihrer großen steinernen Statuen zu urtheilen, erwartet hätten. Sie stellten Personen beyderley Geschlechts vor:
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in den Jahren 1772 bis 1775.
ſten und ſaftigſten dieſer labenden Pflanzen, um uns damit zu erquicken. Wir1774. Maͤrz. machten ihm dafuͤr ein kleines Geſchenk zur Vergeltung, nahmen unſer Rohr und ſchnitten es zu Spatzierſtoͤcken, ſchaͤlten es unterwegens und ſogen es aus. Der Saft deſſelben war ungemein erfriſchend.
Bey unſrer Zuruͤckkunſt am Landungsplatze, fanden wir den Capitain Cook noch im Handel mit den Eingebohrnen beſchaͤfftigt. Sie brachten ihm Huͤhner, die ſchon zubereitet waren, und einige Matten-Koͤrbe mit ſuͤßen Kartoffeln; zuweilen aber betrogen ſie ihn, indem ſie die Koͤrbe unten mit Stei- nen gefuͤllt und obenher nur mit einigen Kartoffeln bedeckt hatten. Die ſchaͤtz- barſten Artickel unter unſern Waaren, wogegen ſie uns die ihrigen vertauſchten, waren ledige Coco-Nußſchalen, die wir auf den Societaͤts- und freundſchaftli- chen Inſeln bekommen hatten. Indeſſen fanden dieſe nur dann einen gewiſſen Werth bey ihnen, wenn ſie nur eine kleine Oeffnung oder einen Deckel hatten. Naͤchſt dieſen wurde das tahitiſche und europaͤiſche Zeug, zum Eintauſch ge- braucht, und bey der Schaͤtzung kam es hauptſaͤchlich auf die Groͤße an. Eiſen- waare hatte hier den geringſten Preis. Der groͤßte Theil der Leute, die mit uns handelten, lief gemeiniglich ſogleich, als der Kauf geſchloſſen war, mit dem eingehandelten Zeuge, Nuß-Schalen oder Naͤgeln davon. Sie beſorgten viel- leicht, daß uns der Handel gereuen moͤgte, wenn ſie auch vor ihr Theil ganz ehrlich dabey zu Werk gegangen waren. Einige hatten indeſſen Kuͤhnheit genug, vor Ablieferung ihrer Guͤter mit den bedungenen und erhaltnen Preiſen davon zu laufen; ein Umſtand, der den erbaͤrmlichen Zuſtand dieſer elenden Menſchen ſehr deutlich an den Tag legt. Der Mangel an Kleidungszeuge war unter ihnen ſehr groß. Aus Noth giengen ſie mehrentheils nackend, und dennoch verkauften ſie ihr bischen eignes Zeug gegen andres von Tahiti. Die Begierde etwas von dieſem zu beſitzen, machte, daß ſie manches von ihren eignen Habſeligkei- ten verkauften, was ſie ſonſt wohl nicht weggegeben haben wuͤrden. Dahin ge- hoͤrten ihre verſchiednen Huͤte und Kopfdecken, ihre Halsbaͤnder, Ohrzierra- then, und verſchiedne kleine Menſchen-Figuren, die aus ſchmalen achtzoͤlligen oder zweyfuͤßigen Stuͤcken Holz, aber ſein und proportionirter geſchnitzt waren, als wir, nach der plumpen Arbeit ihrer großen ſteinernen Statuen zu urtheilen, erwartet haͤtten. Sie ſtellten Perſonen beyderley Geſchlechts vor:
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in den Jahren 1772 bis 1775.
ſten und ſaftigſten dieſer labenden Pflanzen, um uns damit zu erquicken. Wir
machten ihm dafuͤr ein kleines Geſchenk zur Vergeltung, nahmen unſer Rohr
und ſchnitten es zu Spatzierſtoͤcken, ſchaͤlten es unterwegens und ſogen es aus.
Der Saft deſſelben war ungemein erfriſchend.
1774.
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Bey unſrer Zuruͤckkunſt am Landungsplatze, fanden wir den Capitain
Cook noch im Handel mit den Eingebohrnen beſchaͤfftigt. Sie brachten
ihm Huͤhner, die ſchon zubereitet waren, und einige Matten-Koͤrbe mit ſuͤßen
Kartoffeln; zuweilen aber betrogen ſie ihn, indem ſie die Koͤrbe unten mit Stei-
nen gefuͤllt und obenher nur mit einigen Kartoffeln bedeckt hatten. Die ſchaͤtz-
barſten Artickel unter unſern Waaren, wogegen ſie uns die ihrigen vertauſchten,
waren ledige Coco-Nußſchalen, die wir auf den Societaͤts- und freundſchaftli-
chen Inſeln bekommen hatten. Indeſſen fanden dieſe nur dann einen gewiſſen
Werth bey ihnen, wenn ſie nur eine kleine Oeffnung oder einen Deckel hatten.
Naͤchſt dieſen wurde das tahitiſche und europaͤiſche Zeug, zum Eintauſch ge-
braucht, und bey der Schaͤtzung kam es hauptſaͤchlich auf die Groͤße an. Eiſen-
waare hatte hier den geringſten Preis. Der groͤßte Theil der Leute, die mit uns
handelten, lief gemeiniglich ſogleich, als der Kauf geſchloſſen war, mit dem
eingehandelten Zeuge, Nuß-Schalen oder Naͤgeln davon. Sie beſorgten viel-
leicht, daß uns der Handel gereuen moͤgte, wenn ſie auch vor ihr Theil ganz
ehrlich dabey zu Werk gegangen waren. Einige hatten indeſſen Kuͤhnheit genug, vor
Ablieferung ihrer Guͤter mit den bedungenen und erhaltnen Preiſen davon zu
laufen; ein Umſtand, der den erbaͤrmlichen Zuſtand dieſer elenden Menſchen
ſehr deutlich an den Tag legt. Der Mangel an Kleidungszeuge war unter ihnen
ſehr groß. Aus Noth giengen ſie mehrentheils nackend, und dennoch verkauften
ſie ihr bischen eignes Zeug gegen andres von Tahiti. Die Begierde etwas
von dieſem zu beſitzen, machte, daß ſie manches von ihren eignen Habſeligkei-
ten verkauften, was ſie ſonſt wohl nicht weggegeben haben wuͤrden. Dahin ge-
hoͤrten ihre verſchiednen Huͤte und Kopfdecken, ihre Halsbaͤnder, Ohrzierra-
then, und verſchiedne kleine Menſchen-Figuren, die aus ſchmalen achtzoͤlligen
oder zweyfuͤßigen Stuͤcken Holz, aber ſein und proportionirter geſchnitzt
waren, als wir, nach der plumpen Arbeit ihrer großen ſteinernen Statuen zu
urtheilen, erwartet haͤtten. Sie ſtellten Perſonen beyderley Geſchlechts vor:
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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