setzt war. Auch diesen Umstand findet man in den holländischen Nachrichten,1774. März. welche von Roggeweins Reise im Jahr 1728. zu Dort gedruckt ist, *) ganz gleichlautend angezeigt. Da sie die Sparsamkeit mit dem Holze so weit treiben; so ist zu vermuthen, daß die Insel Mangel daran haben müsse, wenn gleich in einer andern Reisebeschreibung **) das Gegentheil behauptet wird.
Ohnerachtet wir der Stelle gegenüber, von wo das Canot abgegangen war, einen Anker Platz fanden, so liefen wir doch, in Hoffnung noch bessern Ankergrund zu finden, noch weiter längst der Küste, und bis an die nördliche Spitze derselben hin, die wir gestern, wiewohl von der andern Seite, gesehen hatten. Die Hoffnung aber, hier eine bequemere Rhede zu finden, schlug uns fehl, und also kehrten wir nach vorgedachten Platze wieder zurück. An dem Ufer sahe man eine Menge schwarzer Säulen oder Pfeiler, die zum Theil auf Platteformen errichtet waren, welche aus verschiednen Lagen von Steinen bestan- den. Wir konnten nun an diesen Säulen nach gerade so viel unterscheiden, daß sie am obern Ende eine Aehnlichkeit mit dem Kopf und den Schultern eines Menschen hatten; der untere Theil aber schien blos ein roher unbearbeiteter Steinblock zu seyn. Von angebauten Ländereyen bemerkten wir hier am nördlichen Ende der Insel nur wenig, denn das Land war in dieser Gegend steiler als nach der Mitte der Insel hin. Auch sahen wir nunmehro ganz deutlich, daß auf der ganzen Insel kein einziger Baum über 10 Fus hoch war.
Nachmittages setzten wir ein Boot aus, in welchem der Lootse ans Land gehen sollte um die Rhede zu sondiren, von wo das Canot zu uns gekommen war. Sobald die Einwohner unser Boot vom Schiff abrudern sahen, versammelten sie sich am Ufer, in der Gegend, nach welche unsre Leute zu steuern schienen. Der größte Theil der Indianer war nackt, nur einige wenige hatten sich in Zeug von schöner hellgelber- oder vielmehr Orange-Farbe gekleidet, und diese mußten unsern Bedünken nach die Vornehmern der Nation seyn. Nunmehro konnten wir auch ihre Häufer bereits unterscheiden. Sie waren dem Anschein nach un- gemein niedrig, aber lang; in der Mitte hoch und gegen beyde Seiten schräg ab-
*)Dalrymples Collect. Vol. II. p. 3.
**)Ibid. Vol. II. p. 95. Histoire &c. Vol. I. p. 138.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
ſetzt war. Auch dieſen Umſtand findet man in den hollaͤndiſchen Nachrichten,1774. Maͤrz. welche von Roggeweins Reiſe im Jahr 1728. zu Dort gedruckt iſt, *) ganz gleichlautend angezeigt. Da ſie die Sparſamkeit mit dem Holze ſo weit treiben; ſo iſt zu vermuthen, daß die Inſel Mangel daran haben muͤſſe, wenn gleich in einer andern Reiſebeſchreibung **) das Gegentheil behauptet wird.
Ohnerachtet wir der Stelle gegenuͤber, von wo das Canot abgegangen war, einen Anker Platz fanden, ſo liefen wir doch, in Hoffnung noch beſſern Ankergrund zu finden, noch weiter laͤngſt der Kuͤſte, und bis an die noͤrdliche Spitze derſelben hin, die wir geſtern, wiewohl von der andern Seite, geſehen hatten. Die Hoffnung aber, hier eine bequemere Rhede zu finden, ſchlug uns fehl, und alſo kehrten wir nach vorgedachten Platze wieder zuruͤck. An dem Ufer ſahe man eine Menge ſchwarzer Saͤulen oder Pfeiler, die zum Theil auf Platteformen errichtet waren, welche aus verſchiednen Lagen von Steinen beſtan- den. Wir konnten nun an dieſen Saͤulen nach gerade ſo viel unterſcheiden, daß ſie am obern Ende eine Aehnlichkeit mit dem Kopf und den Schultern eines Menſchen hatten; der untere Theil aber ſchien blos ein roher unbearbeiteter Steinblock zu ſeyn. Von angebauten Laͤndereyen bemerkten wir hier am noͤrdlichen Ende der Inſel nur wenig, denn das Land war in dieſer Gegend ſteiler als nach der Mitte der Inſel hin. Auch ſahen wir nunmehro ganz deutlich, daß auf der ganzen Inſel kein einziger Baum uͤber 10 Fus hoch war.
Nachmittages ſetzten wir ein Boot aus, in welchem der Lootſe ans Land gehen ſollte um die Rhede zu ſondiren, von wo das Canot zu uns gekommen war. Sobald die Einwohner unſer Boot vom Schiff abrudern ſahen, verſammelten ſie ſich am Ufer, in der Gegend, nach welche unſre Leute zu ſteuern ſchienen. Der groͤßte Theil der Indianer war nackt, nur einige wenige hatten ſich in Zeug von ſchoͤner hellgelber- oder vielmehr Orange-Farbe gekleidet, und dieſe mußten unſern Beduͤnken nach die Vornehmern der Nation ſeyn. Nunmehro konnten wir auch ihre Haͤufer bereits unterſcheiden. Sie waren dem Anſchein nach un- gemein niedrig, aber lang; in der Mitte hoch und gegen beyde Seiten ſchraͤg ab-
*)Dalrymples Collect. Vol. II. p. 3.
**)Ibid. Vol. II. p. 95. Hiſtoire &c. Vol. I. p. 138.
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[413[421]/0480]
in den Jahren 1772 bis 1775.
ſetzt war. Auch dieſen Umſtand findet man in den hollaͤndiſchen Nachrichten,
welche von Roggeweins Reiſe im Jahr 1728. zu Dort gedruckt iſt, *) ganz
gleichlautend angezeigt. Da ſie die Sparſamkeit mit dem Holze ſo weit treiben;
ſo iſt zu vermuthen, daß die Inſel Mangel daran haben muͤſſe, wenn gleich in
einer andern Reiſebeſchreibung **) das Gegentheil behauptet wird.
1774.
Maͤrz.
Ohnerachtet wir der Stelle gegenuͤber, von wo das Canot abgegangen
war, einen Anker Platz fanden, ſo liefen wir doch, in Hoffnung noch beſſern
Ankergrund zu finden, noch weiter laͤngſt der Kuͤſte, und bis an die noͤrdliche
Spitze derſelben hin, die wir geſtern, wiewohl von der andern Seite, geſehen
hatten. Die Hoffnung aber, hier eine bequemere Rhede zu finden, ſchlug uns
fehl, und alſo kehrten wir nach vorgedachten Platze wieder zuruͤck. An
dem Ufer ſahe man eine Menge ſchwarzer Saͤulen oder Pfeiler, die zum Theil auf
Platteformen errichtet waren, welche aus verſchiednen Lagen von Steinen beſtan-
den. Wir konnten nun an dieſen Saͤulen nach gerade ſo viel unterſcheiden, daß ſie
am obern Ende eine Aehnlichkeit mit dem Kopf und den Schultern eines Menſchen
hatten; der untere Theil aber ſchien blos ein roher unbearbeiteter Steinblock zu ſeyn.
Von angebauten Laͤndereyen bemerkten wir hier am noͤrdlichen Ende der Inſel nur
wenig, denn das Land war in dieſer Gegend ſteiler als nach der Mitte der Inſel
hin. Auch ſahen wir nunmehro ganz deutlich, daß auf der ganzen Inſel kein
einziger Baum uͤber 10 Fus hoch war.
Nachmittages ſetzten wir ein Boot aus, in welchem der Lootſe ans Land
gehen ſollte um die Rhede zu ſondiren, von wo das Canot zu uns gekommen war.
Sobald die Einwohner unſer Boot vom Schiff abrudern ſahen, verſammelten
ſie ſich am Ufer, in der Gegend, nach welche unſre Leute zu ſteuern ſchienen.
Der groͤßte Theil der Indianer war nackt, nur einige wenige hatten ſich in Zeug
von ſchoͤner hellgelber- oder vielmehr Orange-Farbe gekleidet, und dieſe mußten
unſern Beduͤnken nach die Vornehmern der Nation ſeyn. Nunmehro konnten
wir auch ihre Haͤufer bereits unterſcheiden. Sie waren dem Anſchein nach un-
gemein niedrig, aber lang; in der Mitte hoch und gegen beyde Seiten ſchraͤg ab-
*) Dalrymples Collect. Vol. II. p. 3.
**) Ibid. Vol. II. p. 95. Hiſtoire &c. Vol. I. p. 138.
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 413[421]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/480>, abgerufen am 16.07.2024.
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