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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
kanntermaßen sehr kalt macht. Es würde mich daher nicht wundern, wenn es1773.
Novem-
ber.

hier fast eben so kalt wäre als auf den Falklands-Inseln, die zwar 10 Grad
weiter nach dem Pol hin liegen, dagegen aber ungleich flacher und nie-
driger sind.

So raub indessen die Witterung auch war, so ließen sich doch die Einge-
bohrnen dadurch nicht abhalten, in diesem weitläuftigen Sunde herum zu strei-
fen. Nachdem wir drey ganzer Tage von ihnen verlassen gewesen waren, kam
am 9ten dieses wiederum eine Parthey in dreyen Canots zu uns, wovon das
eine am Hintertheile sehr künstlich mit erhobner und durchbrochener Arbeit
verziert war. Sie verkauften uns einige Merkwürdigkeiten und begaben sich
sodann, dem Schiffe gegen über, an Land. Am folgenden Tage stießen noch
zwey Canots zu ihnen, darinn sich unser Freund Towahangha mit seiner gan-
zen Familie befand. Als ein alter Bekannter säumte er nicht uns zu besuchen,
und brachte seinen Sohn Khoaah, imgleichen seine Tochter Ko-parrih mit an
Bord. Wir kauften ihm eine Menge grüner Nephritischen Steine ab, die
zu Meißeln und Aexten geschliffen waren, und führten ihn sodann in die Ca-
jütte wo er vom Capitain Cook allerhand Sachen, der kleine Junge aber ein
Hemde zum Geschenk bekam. Kaum hatte man dem Knaben seinen neuen Staat an-
gezogen, als er für Freuden gleichsam außer sich kam, und mit guten Worten schlech-
terdings nicht länger in der Cajütte zu behalten war. Er wollte vor seinen Lands-
leuten auf dem Verdeck paradiren, und um des Plagens los zu seyn, muß-
ten wir ihm seinen Willen lassen. Diese kleine Eitelkeit kam ihm aber theuer
zu stehn. Ein alter Ziegenbock der, zum großen Mißvergnügen der Neu-Seelän-
der, die sich vor ihm fürchteten, ebenfalls auf dem Verdeck seinen Stand hatte,
schien über die lächerliche Gestalt des armen Khoaah, der sich in dem weit-
läuftigen Hemde nicht finden konnte, und doch, mit so vielem Wohlgefallen über
sich selbst, so poßierlich herumgaukelte, böse zu werden; denn er sprang ihm ganz
ergrimmt in den Weg, hob sich auf den Hinterfüßen, zielte und sties mit gan-
zer Gewalt den armen Jungen zu Boden, daß er alle viere von sich streckte.
Vom Schreck betäubt oder vielleicht besorgt an seinem neuen Staat etwas zu
verderben, wagte ers nicht sich wieder aufzuraffen und davon zu laufen, sondern
begnügte sich aus Leibeskräften zu schreyen: Dadurch aber ward sein bärtiger

Forster's Reise u. d. W. erster Th. B b b

in den Jahren 1772 bis 1775.
kanntermaßen ſehr kalt macht. Es wuͤrde mich daher nicht wundern, wenn es1773.
Novem-
ber.

hier faſt eben ſo kalt waͤre als auf den Falklands-Inſeln, die zwar 10 Grad
weiter nach dem Pol hin liegen, dagegen aber ungleich flacher und nie-
driger ſind.

So raub indeſſen die Witterung auch war, ſo ließen ſich doch die Einge-
bohrnen dadurch nicht abhalten, in dieſem weitlaͤuftigen Sunde herum zu ſtrei-
fen. Nachdem wir drey ganzer Tage von ihnen verlaſſen geweſen waren, kam
am 9ten dieſes wiederum eine Parthey in dreyen Canots zu uns, wovon das
eine am Hintertheile ſehr kuͤnſtlich mit erhobner und durchbrochener Arbeit
verziert war. Sie verkauften uns einige Merkwuͤrdigkeiten und begaben ſich
ſodann, dem Schiffe gegen uͤber, an Land. Am folgenden Tage ſtießen noch
zwey Canots zu ihnen, darinn ſich unſer Freund Towahangha mit ſeiner gan-
zen Familie befand. Als ein alter Bekannter ſaͤumte er nicht uns zu beſuchen,
und brachte ſeinen Sohn Khoaàh, imgleichen ſeine Tochter Ko-parrih mit an
Bord. Wir kauften ihm eine Menge gruͤner Nephritiſchen Steine ab, die
zu Meißeln und Aexten geſchliffen waren, und fuͤhrten ihn ſodann in die Ca-
juͤtte wo er vom Capitain Cook allerhand Sachen, der kleine Junge aber ein
Hemde zum Geſchenk bekam. Kaum hatte man dem Knaben ſeinen neuen Staat an-
gezogen, als er fuͤr Freuden gleichſam außer ſich kam, und mit guten Worten ſchlech-
terdings nicht laͤnger in der Cajuͤtte zu behalten war. Er wollte vor ſeinen Lands-
leuten auf dem Verdeck paradiren, und um des Plagens los zu ſeyn, muß-
ten wir ihm ſeinen Willen laſſen. Dieſe kleine Eitelkeit kam ihm aber theuer
zu ſtehn. Ein alter Ziegenbock der, zum großen Mißvergnuͤgen der Neu-Seelaͤn-
der, die ſich vor ihm fuͤrchteten, ebenfalls auf dem Verdeck ſeinen Stand hatte,
ſchien uͤber die laͤcherliche Geſtalt des armen Khoaàh, der ſich in dem weit-
laͤuftigen Hemde nicht finden konnte, und doch, mit ſo vielem Wohlgefallen uͤber
ſich ſelbſt, ſo poßierlich herumgaukelte, boͤſe zu werden; denn er ſprang ihm ganz
ergrimmt in den Weg, hob ſich auf den Hinterfuͤßen, zielte und ſties mit gan-
zer Gewalt den armen Jungen zu Boden, daß er alle viere von ſich ſtreckte.
Vom Schreck betaͤubt oder vielleicht beſorgt an ſeinem neuen Staat etwas zu
verderben, wagte ers nicht ſich wieder aufzuraffen und davon zu laufen, ſondern
begnuͤgte ſich aus Leibeskraͤften zu ſchreyen: Dadurch aber ward ſein baͤrtiger

Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. B b b
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[377/0436] in den Jahren 1772 bis 1775. kanntermaßen ſehr kalt macht. Es wuͤrde mich daher nicht wundern, wenn es hier faſt eben ſo kalt waͤre als auf den Falklands-Inſeln, die zwar 10 Grad weiter nach dem Pol hin liegen, dagegen aber ungleich flacher und nie- driger ſind. 1773. Novem- ber. So raub indeſſen die Witterung auch war, ſo ließen ſich doch die Einge- bohrnen dadurch nicht abhalten, in dieſem weitlaͤuftigen Sunde herum zu ſtrei- fen. Nachdem wir drey ganzer Tage von ihnen verlaſſen geweſen waren, kam am 9ten dieſes wiederum eine Parthey in dreyen Canots zu uns, wovon das eine am Hintertheile ſehr kuͤnſtlich mit erhobner und durchbrochener Arbeit verziert war. Sie verkauften uns einige Merkwuͤrdigkeiten und begaben ſich ſodann, dem Schiffe gegen uͤber, an Land. Am folgenden Tage ſtießen noch zwey Canots zu ihnen, darinn ſich unſer Freund Towahangha mit ſeiner gan- zen Familie befand. Als ein alter Bekannter ſaͤumte er nicht uns zu beſuchen, und brachte ſeinen Sohn Khoaàh, imgleichen ſeine Tochter Ko-parrih mit an Bord. Wir kauften ihm eine Menge gruͤner Nephritiſchen Steine ab, die zu Meißeln und Aexten geſchliffen waren, und fuͤhrten ihn ſodann in die Ca- juͤtte wo er vom Capitain Cook allerhand Sachen, der kleine Junge aber ein Hemde zum Geſchenk bekam. Kaum hatte man dem Knaben ſeinen neuen Staat an- gezogen, als er fuͤr Freuden gleichſam außer ſich kam, und mit guten Worten ſchlech- terdings nicht laͤnger in der Cajuͤtte zu behalten war. Er wollte vor ſeinen Lands- leuten auf dem Verdeck paradiren, und um des Plagens los zu ſeyn, muß- ten wir ihm ſeinen Willen laſſen. Dieſe kleine Eitelkeit kam ihm aber theuer zu ſtehn. Ein alter Ziegenbock der, zum großen Mißvergnuͤgen der Neu-Seelaͤn- der, die ſich vor ihm fuͤrchteten, ebenfalls auf dem Verdeck ſeinen Stand hatte, ſchien uͤber die laͤcherliche Geſtalt des armen Khoaàh, der ſich in dem weit- laͤuftigen Hemde nicht finden konnte, und doch, mit ſo vielem Wohlgefallen uͤber ſich ſelbſt, ſo poßierlich herumgaukelte, boͤſe zu werden; denn er ſprang ihm ganz ergrimmt in den Weg, hob ſich auf den Hinterfuͤßen, zielte und ſties mit gan- zer Gewalt den armen Jungen zu Boden, daß er alle viere von ſich ſtreckte. Vom Schreck betaͤubt oder vielleicht beſorgt an ſeinem neuen Staat etwas zu verderben, wagte ers nicht ſich wieder aufzuraffen und davon zu laufen, ſondern begnuͤgte ſich aus Leibeskraͤften zu ſchreyen: Dadurch aber ward ſein baͤrtiger Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. B b b

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/436>, abgerufen am 22.11.2024.