Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Einleitung. hatten ihm nichts geschadet. Ohngefähr vierzehn Tage vor unserer Ankunft inEngelland, fanden wir die letzte Tonne, die man bis dahin durch einen Zufall im Schiffsraum übersehen hatte; und auch diese enthielt' so frisches und schmack- haftes Sauerkraut, daß verschiedene portugiesische Herren, die auf der Rheede von Fayal mit uns speiseten, nicht nur mit außerordentlichem Appetit davon aßen, sondern sich den im Fasse gebliebnen Rest ausbaten, um ihre Freunde am Lande damit zu bewirthen. Es ward mehrentheils zweymal die Woche, zur See aber, und besonders in den südlichsten Gegenden, auch öfter gereichet. Die Por- tion auf jeden Kopf war ein Pfund. Dem deutscher Leser die guten Eigenschaften dieses Gerichts anzurühmen, wäre überflüßig. Doch kann ich nicht umhin zu sagen, daß es vielleicht das allerbeste Präservativ gegen den Scharbock ist, weil es in Menge mitgenommen, und nicht als Medicin, sondern in großen Portionen als nahrhafte Speise gebraucht werden kann. Die Täfelchen oder Kuchen von gallertartig eingekochter Fleischbrühe verdie- Ein und dreyßig kleine Fässer mit eingekochter Würze (Maische) oder Für *) Unglücklicherweise waren unsre Erbsen sehr schlecht, und blieben, ohnerachtet alles Kochens,
hart und unverdaulich. Die oben angeführten Sachen, hielten uns aber zum Theil schadlos und verhinderten die üble Würkung, die diese harte Speise, nebst dem Pöckel- Fleisch hätte verursachen können. Einleitung. hatten ihm nichts geſchadet. Ohngefaͤhr vierzehn Tage vor unſerer Ankunft inEngelland, fanden wir die letzte Tonne, die man bis dahin durch einen Zufall im Schiffsraum uͤberſehen hatte; und auch dieſe enthielt’ ſo friſches und ſchmack- haftes Sauerkraut, daß verſchiedene portugieſiſche Herren, die auf der Rheede von Fayal mit uns ſpeiſeten, nicht nur mit außerordentlichem Appetit davon aßen, ſondern ſich den im Faſſe gebliebnen Reſt ausbaten, um ihre Freunde am Lande damit zu bewirthen. Es ward mehrentheils zweymal die Woche, zur See aber, und beſonders in den ſuͤdlichſten Gegenden, auch oͤfter gereichet. Die Por- tion auf jeden Kopf war ein Pfund. Dem deutſcher Leſer die guten Eigenſchaften dieſes Gerichts anzuruͤhmen, waͤre uͤberfluͤßig. Doch kann ich nicht umhin zu ſagen, daß es vielleicht das allerbeſte Praͤſervativ gegen den Scharbock iſt, weil es in Menge mitgenommen, und nicht als Medicin, ſondern in großen Portionen als nahrhafte Speiſe gebraucht werden kann. Die Taͤfelchen oder Kuchen von gallertartig eingekochter Fleiſchbruͤhe verdie- Ein und dreyßig kleine Faͤſſer mit eingekochter Wuͤrze (Maiſche) oder Fuͤr *) Ungluͤcklicherweiſe waren unſre Erbſen ſehr ſchlecht, und blieben, ohnerachtet alles Kochens,
hart und unverdaulich. Die oben angefuͤhrten Sachen, hielten uns aber zum Theil ſchadlos und verhinderten die uͤble Wuͤrkung, die dieſe harte Speiſe, nebſt dem Poͤckel- Fleiſch haͤtte verurſachen koͤnnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>.</hi></fw><lb/> hatten ihm nichts geſchadet. Ohngefaͤhr vierzehn Tage vor unſerer Ankunft in<lb/><placeName>Engelland</placeName>, fanden wir die letzte Tonne, die man bis dahin durch einen Zufall<lb/> im Schiffsraum uͤberſehen hatte; und auch dieſe enthielt’ ſo friſches und ſchmack-<lb/> haftes Sauerkraut, daß verſchiedene portugieſiſche Herren, die auf der Rheede<lb/> von <placeName>Fayal</placeName> mit uns ſpeiſeten, nicht nur mit außerordentlichem Appetit davon<lb/> aßen, ſondern ſich den im Faſſe gebliebnen Reſt ausbaten, um ihre Freunde am<lb/> Lande damit zu bewirthen. Es ward mehrentheils zweymal die Woche, zur See<lb/> aber, und beſonders in den ſuͤdlichſten Gegenden, auch oͤfter gereichet. Die Por-<lb/> tion auf jeden Kopf war ein Pfund. Dem deutſcher Leſer die guten Eigenſchaften<lb/> dieſes Gerichts anzuruͤhmen, waͤre uͤberfluͤßig. Doch kann ich nicht umhin zu<lb/> ſagen, daß es vielleicht das allerbeſte Praͤſervativ gegen den Scharbock iſt,<lb/> weil es in Menge mitgenommen, und nicht als Medicin, ſondern in großen<lb/> Portionen als nahrhafte Speiſe gebraucht werden kann.</p><lb/> <p>Die Taͤfelchen oder Kuchen von gallertartig eingekochter Fleiſchbruͤhe verdie-<lb/> nen den naͤchſten Platz, als bewaͤhrte geſunde Nahrungsmittel. Wir hatten ihrer an<lb/> 5000 Pfund. Woͤchentlich kochte man dreymal Erbſen <note place="foot" n="*)">Ungluͤcklicherweiſe waren unſre Erbſen ſehr ſchlecht, und blieben, ohnerachtet alles Kochens,<lb/> hart und unverdaulich. Die oben angefuͤhrten Sachen, hielten uns aber zum Theil<lb/> ſchadlos und verhinderten die uͤble Wuͤrkung, die dieſe harte Speiſe, nebſt dem Poͤckel-<lb/> Fleiſch haͤtte verurſachen koͤnnen.</note> zu Mittage, und jedesmal<lb/> ward ohngefaͤhr zwey Loth ſolcher Fleiſchbruͤhe auf den Mann, darinn zerlaſſen.<lb/> Auch ward es bisweilen zum Fruͤhſtuͤck mit Weizen-Graupen oder Habermehl<lb/> verdickt zugerichtet.</p><lb/> <p>Ein und dreyßig kleine Faͤſſer mit eingekochter <hi rendition="#fr">Wuͤrze</hi> (Maiſche) oder<lb/><hi rendition="#fr">Bier,</hi> das bis zu einer Syrup aͤhnlichen Conſiſtenz eingekocht war, wurden<lb/> ebenfalls auf dieſer Reiſe mitgenommen, um gelegentlich durch den Zuſatz von<lb/> Waſſer und neuer Gaͤhrung zu geſundem Getraͤnke bereitet zu werden,<lb/> Allein, aus Mangel von Vorſichtigkeit, verloren wir dieſen Vorrath, der im<lb/> heißen Clima in Gaͤhrung gerieth und die Faͤſſer ſprengte.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Fuͤr</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0041]
Einleitung.
hatten ihm nichts geſchadet. Ohngefaͤhr vierzehn Tage vor unſerer Ankunft in
Engelland, fanden wir die letzte Tonne, die man bis dahin durch einen Zufall
im Schiffsraum uͤberſehen hatte; und auch dieſe enthielt’ ſo friſches und ſchmack-
haftes Sauerkraut, daß verſchiedene portugieſiſche Herren, die auf der Rheede
von Fayal mit uns ſpeiſeten, nicht nur mit außerordentlichem Appetit davon
aßen, ſondern ſich den im Faſſe gebliebnen Reſt ausbaten, um ihre Freunde am
Lande damit zu bewirthen. Es ward mehrentheils zweymal die Woche, zur See
aber, und beſonders in den ſuͤdlichſten Gegenden, auch oͤfter gereichet. Die Por-
tion auf jeden Kopf war ein Pfund. Dem deutſcher Leſer die guten Eigenſchaften
dieſes Gerichts anzuruͤhmen, waͤre uͤberfluͤßig. Doch kann ich nicht umhin zu
ſagen, daß es vielleicht das allerbeſte Praͤſervativ gegen den Scharbock iſt,
weil es in Menge mitgenommen, und nicht als Medicin, ſondern in großen
Portionen als nahrhafte Speiſe gebraucht werden kann.
Die Taͤfelchen oder Kuchen von gallertartig eingekochter Fleiſchbruͤhe verdie-
nen den naͤchſten Platz, als bewaͤhrte geſunde Nahrungsmittel. Wir hatten ihrer an
5000 Pfund. Woͤchentlich kochte man dreymal Erbſen *) zu Mittage, und jedesmal
ward ohngefaͤhr zwey Loth ſolcher Fleiſchbruͤhe auf den Mann, darinn zerlaſſen.
Auch ward es bisweilen zum Fruͤhſtuͤck mit Weizen-Graupen oder Habermehl
verdickt zugerichtet.
Ein und dreyßig kleine Faͤſſer mit eingekochter Wuͤrze (Maiſche) oder
Bier, das bis zu einer Syrup aͤhnlichen Conſiſtenz eingekocht war, wurden
ebenfalls auf dieſer Reiſe mitgenommen, um gelegentlich durch den Zuſatz von
Waſſer und neuer Gaͤhrung zu geſundem Getraͤnke bereitet zu werden,
Allein, aus Mangel von Vorſichtigkeit, verloren wir dieſen Vorrath, der im
heißen Clima in Gaͤhrung gerieth und die Faͤſſer ſprengte.
Fuͤr
*) Ungluͤcklicherweiſe waren unſre Erbſen ſehr ſchlecht, und blieben, ohnerachtet alles Kochens,
hart und unverdaulich. Die oben angefuͤhrten Sachen, hielten uns aber zum Theil
ſchadlos und verhinderten die uͤble Wuͤrkung, die dieſe harte Speiſe, nebſt dem Poͤckel-
Fleiſch haͤtte verurſachen koͤnnen.
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