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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
October.
lich eine Verbeugung mit dem Kopfe machten, auch gemeiniglich ein oder das
andre einsylbichte Wort hören ließen, welches, der Bedeutung nach, mit dem
Tahitischen Tayo übereinzukommen schien. Die Zäune, Plantagen und Häu-
ser waren hier völlig eben so gestaltet als auf Ea-Uwhe, und die Wohnun-
gen durchgehends mit wohlriechendem Gesträuch umpflanzt. Der Maulbeer-
baum, dessen Rinde zu Zeug verarbeitet wird, und der Brodfrucht-Baum
waren hier seltner als auf den Societäts-Inseln, und der dortige Apfelbaum hier
ganz unbekannt; statt dessen aber hatten sie Pompelmosen. Der Frühling, der
die Pflanzen mit Blumen schmückte und alles neu belebte, mochte freylich mit
Ursach seyn, daß uns dies Land so wohl gefiel, doch trug der wirthschaft-
liche Fleiß und das gute Bezeigen der Einwohner nicht weniger dazu bey. Es
war auch würklich ein Vergnügen zu sehn, wie viel Ordnung in der Anlegung
und Bepflanzung ihrer Grundstücke herrschte, und wie nett ihre Handarbeit be-
schaffen war. Beydes setzte einen Grad von Einsicht und Geschmack voraus,
bey welchem es dieser Nation an Glück und Wohlstand nicht fehlen konnte.

Einer von den Feldwegen, die zwischen den verzäunten Ländereyen durch-
giengen, brachte uns zu einem kleinen wild aufgewachsenen Gehölz, dem es, wenn
gleich an künstlicher Regelmäßigkeit, doch nicht an natürlicher Anmuth und
Schönheit fehlte. Ein ungeheurer Casuarina-Baum, der aus demselben weit
empor ragte, war mit einer Menge schwarzer Thierchen bedeckt, die wir in
der Ferne für Krähen hielten, bey näherer Untersuchung aber für Fle-
dermäuse erkannten. Sie hatten sich, vermittelst ihrer an den Spitzen der Flü-
gel und an den Füßen befindlichen Krallen an die Zweige fest gehangen, oft mit
dem Kopf nach der Erde herab, oft aber auch anders. Auf den ersten Schuß
brachten wir sechs bis acht Stück herunter, da sich denn fand, daß sie zu der
Vampyr-Art gehörten (Rougette de Buffon, Vampirus Linnaei &
Pennantii,
) und, von einem Ende der ausgebreiteten Flügel bis zum andern, zwi-
schen 3 und 4 Fus maaßen. Durch das Feuern in ihrer Ruhe gestört, flatter-
ten sie zum Theil, mit sehr schwerfälligem langsamen Fluge vom Baume, und
ließen zugleich einen durchdringend pfeifenden Ton hören, andre kamen von weit
entfernten Gegenden einzeln herbeygeflogen, die mehresten aber blieben unver-
rückt in ihrer Stellung. Es scheint, daß sie nur des Nachts auf Nahrung aus-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
October.
lich eine Verbeugung mit dem Kopfe machten, auch gemeiniglich ein oder das
andre einſylbichte Wort hoͤren ließen, welches, der Bedeutung nach, mit dem
Tahitiſchen Tayo uͤbereinzukommen ſchien. Die Zaͤune, Plantagen und Haͤu-
ſer waren hier voͤllig eben ſo geſtaltet als auf Ea-Uwhe, und die Wohnun-
gen durchgehends mit wohlriechendem Geſtraͤuch umpflanzt. Der Maulbeer-
baum, deſſen Rinde zu Zeug verarbeitet wird, und der Brodfrucht-Baum
waren hier ſeltner als auf den Societaͤts-Inſeln, und der dortige Apfelbaum hier
ganz unbekannt; ſtatt deſſen aber hatten ſie Pompelmoſen. Der Fruͤhling, der
die Pflanzen mit Blumen ſchmuͤckte und alles neu belebte, mochte freylich mit
Urſach ſeyn, daß uns dies Land ſo wohl gefiel, doch trug der wirthſchaft-
liche Fleiß und das gute Bezeigen der Einwohner nicht weniger dazu bey. Es
war auch wuͤrklich ein Vergnuͤgen zu ſehn, wie viel Ordnung in der Anlegung
und Bepflanzung ihrer Grundſtuͤcke herrſchte, und wie nett ihre Handarbeit be-
ſchaffen war. Beydes ſetzte einen Grad von Einſicht und Geſchmack voraus,
bey welchem es dieſer Nation an Gluͤck und Wohlſtand nicht fehlen konnte.

Einer von den Feldwegen, die zwiſchen den verzaͤunten Laͤndereyen durch-
giengen, brachte uns zu einem kleinen wild aufgewachſenen Gehoͤlz, dem es, wenn
gleich an kuͤnſtlicher Regelmaͤßigkeit, doch nicht an natuͤrlicher Anmuth und
Schoͤnheit fehlte. Ein ungeheurer Caſuarina-Baum, der aus demſelben weit
empor ragte, war mit einer Menge ſchwarzer Thierchen bedeckt, die wir in
der Ferne fuͤr Kraͤhen hielten, bey naͤherer Unterſuchung aber fuͤr Fle-
dermaͤuſe erkannten. Sie hatten ſich, vermittelſt ihrer an den Spitzen der Fluͤ-
gel und an den Fuͤßen befindlichen Krallen an die Zweige feſt gehangen, oft mit
dem Kopf nach der Erde herab, oft aber auch anders. Auf den erſten Schuß
brachten wir ſechs bis acht Stuͤck herunter, da ſich denn fand, daß ſie zu der
Vampyr-Art gehoͤrten (Rougette de Buffon, Vampirus Linnæi &
Pennantii,
) und, von einem Ende der ausgebreiteten Fluͤgel bis zum andern, zwi-
ſchen 3 und 4 Fus maaßen. Durch das Feuern in ihrer Ruhe geſtoͤrt, flatter-
ten ſie zum Theil, mit ſehr ſchwerfaͤlligem langſamen Fluge vom Baume, und
ließen zugleich einen durchdringend pfeifenden Ton hoͤren, andre kamen von weit
entfernten Gegenden einzeln herbeygeflogen, die mehreſten aber blieben unver-
ruͤckt in ihrer Stellung. Es ſcheint, daß ſie nur des Nachts auf Nahrung aus-

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[338/0397] Forſter’s Reiſe um die Welt lich eine Verbeugung mit dem Kopfe machten, auch gemeiniglich ein oder das andre einſylbichte Wort hoͤren ließen, welches, der Bedeutung nach, mit dem Tahitiſchen Tayo uͤbereinzukommen ſchien. Die Zaͤune, Plantagen und Haͤu- ſer waren hier voͤllig eben ſo geſtaltet als auf Ea-Uwhe, und die Wohnun- gen durchgehends mit wohlriechendem Geſtraͤuch umpflanzt. Der Maulbeer- baum, deſſen Rinde zu Zeug verarbeitet wird, und der Brodfrucht-Baum waren hier ſeltner als auf den Societaͤts-Inſeln, und der dortige Apfelbaum hier ganz unbekannt; ſtatt deſſen aber hatten ſie Pompelmoſen. Der Fruͤhling, der die Pflanzen mit Blumen ſchmuͤckte und alles neu belebte, mochte freylich mit Urſach ſeyn, daß uns dies Land ſo wohl gefiel, doch trug der wirthſchaft- liche Fleiß und das gute Bezeigen der Einwohner nicht weniger dazu bey. Es war auch wuͤrklich ein Vergnuͤgen zu ſehn, wie viel Ordnung in der Anlegung und Bepflanzung ihrer Grundſtuͤcke herrſchte, und wie nett ihre Handarbeit be- ſchaffen war. Beydes ſetzte einen Grad von Einſicht und Geſchmack voraus, bey welchem es dieſer Nation an Gluͤck und Wohlſtand nicht fehlen konnte. 1773. October. Einer von den Feldwegen, die zwiſchen den verzaͤunten Laͤndereyen durch- giengen, brachte uns zu einem kleinen wild aufgewachſenen Gehoͤlz, dem es, wenn gleich an kuͤnſtlicher Regelmaͤßigkeit, doch nicht an natuͤrlicher Anmuth und Schoͤnheit fehlte. Ein ungeheurer Caſuarina-Baum, der aus demſelben weit empor ragte, war mit einer Menge ſchwarzer Thierchen bedeckt, die wir in der Ferne fuͤr Kraͤhen hielten, bey naͤherer Unterſuchung aber fuͤr Fle- dermaͤuſe erkannten. Sie hatten ſich, vermittelſt ihrer an den Spitzen der Fluͤ- gel und an den Fuͤßen befindlichen Krallen an die Zweige feſt gehangen, oft mit dem Kopf nach der Erde herab, oft aber auch anders. Auf den erſten Schuß brachten wir ſechs bis acht Stuͤck herunter, da ſich denn fand, daß ſie zu der Vampyr-Art gehoͤrten (Rougette de Buffon, Vampirus Linnæi & Pennantii,) und, von einem Ende der ausgebreiteten Fluͤgel bis zum andern, zwi- ſchen 3 und 4 Fus maaßen. Durch das Feuern in ihrer Ruhe geſtoͤrt, flatter- ten ſie zum Theil, mit ſehr ſchwerfaͤlligem langſamen Fluge vom Baume, und ließen zugleich einen durchdringend pfeifenden Ton hoͤren, andre kamen von weit entfernten Gegenden einzeln herbeygeflogen, die mehreſten aber blieben unver- ruͤckt in ihrer Stellung. Es ſcheint, daß ſie nur des Nachts auf Nahrung aus-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/397>, abgerufen am 22.11.2024.