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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
roh besser und bat sich nur eine Schaale Seewasser aus, um den Fisch darinn1773.
Septem-
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einzutunken; dabey biß er wechselsweise in einen Klumpen Mahei, oder sau-
ren Brodfrucht-Teig, der ihm statt Brods diente. Ehe er sich aber zum
Essen niedersetzte, nahm er ein Stückchen von dem Fische und etwas Mahei, als
ein Opfer für Eatua oder die Gottheit, und sprach dabey ein Paar Worte
aus, die wir für ein kurzes Gebeth hielten. Eben diese Ceremonie beobachtete
er auch ein Paar Tage nachher, als er ein rohes Stück vom Hayfisch verzehrte.
Alles das überzeugte uns, daß seine Landsleute gewisse bestimmte Religions-
Begriffe hegen und selbst eine Art von ceremoniösen Gottesdienst beobachten, den
sie vielleicht seit der ersten Trennung von ihren Vorfahren auf dem festen Lande
mögen beybehalten haben.

Bis zum 23sten setzten wir unsern Lauf fort ohne daß irgend etwas
merkwürdiges vorgefallen wäre; an gedachtem Tage aber, erblickten wir, bey
Aufgang der Sonne, eine niedrige Insel die zur Linken des Schiffes lag. Nach
dieser steuerten wir hin, und fanden gegen Mittag, daß sie aus zwey Theilen
bestand. Einer Observation zufolge, war unsre südliche Breite damals 19 Grad
8 Minuten. Das Land war mit einer Menge Buschwerk und andern dick be-
laubten Bäumen bewachsen, über welche die hohen Gipfel der Cocos-Palmen in
großer Anzahl empor ragten. Mit Hülfe der Ferngläser bemerkten wir, daß
die Küste sandig, hin und wieder aber mit Grün überwachsen war, welches
wahrscheinlicherweise nichts anders als das in diesem Himmelsstrich gewöhn-
liche Schlingkraut, (Convolvulus Brasiliensis) seyn mogte. Beyde Inseln
oder beyde Stücke Land hingen, dem Ansehen nach, durch einen Felsen-Rief
zusammen; schienen aber, so angenehm sie auch aussahen, dennoch ganz
unbewohnt zu seyn. Capitain Cook nannte diese Insel, dem nunmehri-
gen Grafen von Bristol zu Ehren, Hervey-Eyland. Tages zuvor hatte sich
ein Vogel, der im Fluge und Gesange einem Sandläufer (Sandpiper) glich,
neben dem Schiffe sehen lassen, und könnte, dem Erfolge nach zu urtheilen, der
Vorbothe dieser Insel gewesen seyn; allein dergleichen Anzeigen sind, wie
ich schon mehrmalen angemerkt habe, sehr trüglich. Wir sahen zum Bey-
spiel, drey Tage nachher, von neuem einen Vogel, der sich sogar ins Ta-
ckelwerk setzte, trafen aber gleichwohl kein andres Land an. Von Hervey-

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in den Jahren 1772 bis 1775.
roh beſſer und bat ſich nur eine Schaale Seewaſſer aus, um den Fiſch darinn1773.
Septem-
ber.

einzutunken; dabey biß er wechſelsweiſe in einen Klumpen Mahei, oder ſau-
ren Brodfrucht-Teig, der ihm ſtatt Brods diente. Ehe er ſich aber zum
Eſſen niederſetzte, nahm er ein Stuͤckchen von dem Fiſche und etwas Mahei, als
ein Opfer fuͤr Eatua oder die Gottheit, und ſprach dabey ein Paar Worte
aus, die wir fuͤr ein kurzes Gebeth hielten. Eben dieſe Ceremonie beobachtete
er auch ein Paar Tage nachher, als er ein rohes Stuͤck vom Hayfiſch verzehrte.
Alles das uͤberzeugte uns, daß ſeine Landsleute gewiſſe beſtimmte Religions-
Begriffe hegen und ſelbſt eine Art von ceremonioͤſen Gottesdienſt beobachten, den
ſie vielleicht ſeit der erſten Trennung von ihren Vorfahren auf dem feſten Lande
moͤgen beybehalten haben.

Bis zum 23ſten ſetzten wir unſern Lauf fort ohne daß irgend etwas
merkwuͤrdiges vorgefallen waͤre; an gedachtem Tage aber, erblickten wir, bey
Aufgang der Sonne, eine niedrige Inſel die zur Linken des Schiffes lag. Nach
dieſer ſteuerten wir hin, und fanden gegen Mittag, daß ſie aus zwey Theilen
beſtand. Einer Obſervation zufolge, war unſre ſuͤdliche Breite damals 19 Grad
8 Minuten. Das Land war mit einer Menge Buſchwerk und andern dick be-
laubten Baͤumen bewachſen, uͤber welche die hohen Gipfel der Cocos-Palmen in
großer Anzahl empor ragten. Mit Huͤlfe der Fernglaͤſer bemerkten wir, daß
die Kuͤſte ſandig, hin und wieder aber mit Gruͤn uͤberwachſen war, welches
wahrſcheinlicherweiſe nichts anders als das in dieſem Himmelsſtrich gewoͤhn-
liche Schlingkraut, (Convolvulus Braſilienſis) ſeyn mogte. Beyde Inſeln
oder beyde Stuͤcke Land hingen, dem Anſehen nach, durch einen Felſen-Rief
zuſammen; ſchienen aber, ſo angenehm ſie auch ausſahen, dennoch ganz
unbewohnt zu ſeyn. Capitain Cook nannte dieſe Inſel, dem nunmehri-
gen Grafen von Briſtol zu Ehren, Hervey-Eyland. Tages zuvor hatte ſich
ein Vogel, der im Fluge und Geſange einem Sandlaͤufer (Sandpiper) glich,
neben dem Schiffe ſehen laſſen, und koͤnnte, dem Erfolge nach zu urtheilen, der
Vorbothe dieſer Inſel geweſen ſeyn; allein dergleichen Anzeigen ſind, wie
ich ſchon mehrmalen angemerkt habe, ſehr truͤglich. Wir ſahen zum Bey-
ſpiel, drey Tage nachher, von neuem einen Vogel, der ſich ſogar ins Ta-
ckelwerk ſetzte, trafen aber gleichwohl kein andres Land an. Von Hervey-

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[317/0372] in den Jahren 1772 bis 1775. roh beſſer und bat ſich nur eine Schaale Seewaſſer aus, um den Fiſch darinn einzutunken; dabey biß er wechſelsweiſe in einen Klumpen Mahei, oder ſau- ren Brodfrucht-Teig, der ihm ſtatt Brods diente. Ehe er ſich aber zum Eſſen niederſetzte, nahm er ein Stuͤckchen von dem Fiſche und etwas Mahei, als ein Opfer fuͤr Eatua oder die Gottheit, und ſprach dabey ein Paar Worte aus, die wir fuͤr ein kurzes Gebeth hielten. Eben dieſe Ceremonie beobachtete er auch ein Paar Tage nachher, als er ein rohes Stuͤck vom Hayfiſch verzehrte. Alles das uͤberzeugte uns, daß ſeine Landsleute gewiſſe beſtimmte Religions- Begriffe hegen und ſelbſt eine Art von ceremonioͤſen Gottesdienſt beobachten, den ſie vielleicht ſeit der erſten Trennung von ihren Vorfahren auf dem feſten Lande moͤgen beybehalten haben. 1773. Septem- ber. Bis zum 23ſten ſetzten wir unſern Lauf fort ohne daß irgend etwas merkwuͤrdiges vorgefallen waͤre; an gedachtem Tage aber, erblickten wir, bey Aufgang der Sonne, eine niedrige Inſel die zur Linken des Schiffes lag. Nach dieſer ſteuerten wir hin, und fanden gegen Mittag, daß ſie aus zwey Theilen beſtand. Einer Obſervation zufolge, war unſre ſuͤdliche Breite damals 19 Grad 8 Minuten. Das Land war mit einer Menge Buſchwerk und andern dick be- laubten Baͤumen bewachſen, uͤber welche die hohen Gipfel der Cocos-Palmen in großer Anzahl empor ragten. Mit Huͤlfe der Fernglaͤſer bemerkten wir, daß die Kuͤſte ſandig, hin und wieder aber mit Gruͤn uͤberwachſen war, welches wahrſcheinlicherweiſe nichts anders als das in dieſem Himmelsſtrich gewoͤhn- liche Schlingkraut, (Convolvulus Braſilienſis) ſeyn mogte. Beyde Inſeln oder beyde Stuͤcke Land hingen, dem Anſehen nach, durch einen Felſen-Rief zuſammen; ſchienen aber, ſo angenehm ſie auch ausſahen, dennoch ganz unbewohnt zu ſeyn. Capitain Cook nannte dieſe Inſel, dem nunmehri- gen Grafen von Briſtol zu Ehren, Hervey-Eyland. Tages zuvor hatte ſich ein Vogel, der im Fluge und Geſange einem Sandlaͤufer (Sandpiper) glich, neben dem Schiffe ſehen laſſen, und koͤnnte, dem Erfolge nach zu urtheilen, der Vorbothe dieſer Inſel geweſen ſeyn; allein dergleichen Anzeigen ſind, wie ich ſchon mehrmalen angemerkt habe, ſehr truͤglich. Wir ſahen zum Bey- ſpiel, drey Tage nachher, von neuem einen Vogel, der ſich ſogar ins Ta- ckelwerk ſetzte, trafen aber gleichwohl kein andres Land an. Von Hervey- R r 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/372>, abgerufen am 25.11.2024.