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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
Septem-
ber.
Seefahrer davon entblößet worden. Einer von den Indianern, die zu uns
an Bord kamen, hatte einen ungeheuren Hodenbruch, doch mußte ihm solcher
wohl nicht viel Unbequemlichkeit verursachen, wenigstens stieg er die äußere
Schiffsleiter ganz schnell und leicht herauf. Das Volk redete dieselbige Spra-
che, war eben so gebildet und auch eben so gekleidet als die Leute auf Tahiti,
aber von Frauenspersonen kam nicht eine einzige zum Vorschein. Im Handel
giengen sie sehr ehrlich zu Werke, und in kurzer Zeit hatten wir für Nägel und
Corallen ein Dutzend großer Hähne von vortreflichem Gefieder eingekauft. Ge-
gen 11 Uhr verfügten sich die Capitains ans Land, nach einem Wetterdache hin,
das bis auf die Erde herabreichte, um ein großes doppeltes Canot zu schützen,
welches unter demselben aufs trockne gezogen war. Hier stellten sie Jemanden
an, um mit den Einwohnern Handel zu treiben, und dieser gieng so gut von statten,
daß wir, noch ehe es Abend war, schon zwanzig Schweine und ohngefähr ein
Dutzend Hunde, gegen große Nägel und kleine Beile beysammen hatten. Die
Hunde waren das dummste Vieh ihrer Art, wurden aber von den Einwoh-
nern, unter allem Fleischwerk, für das schmackhafteste gehalten. Beym ersten
Ausgange stießen unszwey Pflanzen auf, die wir noch nie gesehen hatten; auch
fanden wir, daß die Brodfrucht-Bäume hier schon junge Früchte, so groß als
kleine Aepfel, angesetzt hatten, doch gehörten nach Aussage der Einwohner wohl
noch vier Monathe Zeit dazu bis sie reif wurden. Der Gegend, wo wir lande-
ten, schien es ganz an Pisang zu fehlen, allein aus einem andern Distrikt brach-
ten uns die Einwohner etliche Büschel von dergleichen Frucht, und folglich müs-
sen sie ihre Obstbäume so zu behandeln wissen, daß einige früher, andere spä-
ter tragen. Diese späten Früchte können aber, wie leicht zu erachten, eben
nicht in Menge gezogen werden, und mögen wohl nur für die Tafeln der Großen
bestimmt seyn.

Zum Mittags-Essen kehrten wir an Bord zurück, giengen aber gleich
nach Tische wiederum ans Land, und erfuhren bey dieser Gelegenheit, daß die
Befehlshaber der Insel am folgenden Tage zum Vorschein kommen würden.
Beym Spatzierengehen hatten wir hier weder so viele, noch so lästige Begleiter,
als in Tahiti. Wenn ich den Ort neben dem Wetterdach, wo Markt gehalten
wurde, und andre dergleichen allgemeine Sammelplätze ausnehme, so waren

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Septem-
ber.
Seefahrer davon entbloͤßet worden. Einer von den Indianern, die zu uns
an Bord kamen, hatte einen ungeheuren Hodenbruch, doch mußte ihm ſolcher
wohl nicht viel Unbequemlichkeit verurſachen, wenigſtens ſtieg er die aͤußere
Schiffsleiter ganz ſchnell und leicht herauf. Das Volk redete dieſelbige Spra-
che, war eben ſo gebildet und auch eben ſo gekleidet als die Leute auf Tahiti,
aber von Frauensperſonen kam nicht eine einzige zum Vorſchein. Im Handel
giengen ſie ſehr ehrlich zu Werke, und in kurzer Zeit hatten wir fuͤr Naͤgel und
Corallen ein Dutzend großer Haͤhne von vortreflichem Gefieder eingekauft. Ge-
gen 11 Uhr verfuͤgten ſich die Capitains ans Land, nach einem Wetterdache hin,
das bis auf die Erde herabreichte, um ein großes doppeltes Canot zu ſchuͤtzen,
welches unter demſelben aufs trockne gezogen war. Hier ſtellten ſie Jemanden
an, um mit den Einwohnern Handel zu treiben, und dieſer gieng ſo gut von ſtatten,
daß wir, noch ehe es Abend war, ſchon zwanzig Schweine und ohngefaͤhr ein
Dutzend Hunde, gegen große Naͤgel und kleine Beile beyſammen hatten. Die
Hunde waren das dummſte Vieh ihrer Art, wurden aber von den Einwoh-
nern, unter allem Fleiſchwerk, fuͤr das ſchmackhafteſte gehalten. Beym erſten
Ausgange ſtießen unszwey Pflanzen auf, die wir noch nie geſehen hatten; auch
fanden wir, daß die Brodfrucht-Baͤume hier ſchon junge Fruͤchte, ſo groß als
kleine Aepfel, angeſetzt hatten, doch gehoͤrten nach Ausſage der Einwohner wohl
noch vier Monathe Zeit dazu bis ſie reif wurden. Der Gegend, wo wir lande-
ten, ſchien es ganz an Piſang zu fehlen, allein aus einem andern Diſtrikt brach-
ten uns die Einwohner etliche Buͤſchel von dergleichen Frucht, und folglich muͤſ-
ſen ſie ihre Obſtbaͤume ſo zu behandeln wiſſen, daß einige fruͤher, andere ſpaͤ-
ter tragen. Dieſe ſpaͤten Fruͤchte koͤnnen aber, wie leicht zu erachten, eben
nicht in Menge gezogen werden, und moͤgen wohl nur fuͤr die Tafeln der Großen
beſtimmt ſeyn.

Zum Mittags-Eſſen kehrten wir an Bord zuruͤck, giengen aber gleich
nach Tiſche wiederum ans Land, und erfuhren bey dieſer Gelegenheit, daß die
Befehlshaber der Inſel am folgenden Tage zum Vorſchein kommen wuͤrden.
Beym Spatzierengehen hatten wir hier weder ſo viele, noch ſo laͤſtige Begleiter,
als in Tahiti. Wenn ich den Ort neben dem Wetterdach, wo Markt gehalten
wurde, und andre dergleichen allgemeine Sammelplaͤtze ausnehme, ſo waren

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[282/0337] Forſter’s Reiſe um die Welt Seefahrer davon entbloͤßet worden. Einer von den Indianern, die zu uns an Bord kamen, hatte einen ungeheuren Hodenbruch, doch mußte ihm ſolcher wohl nicht viel Unbequemlichkeit verurſachen, wenigſtens ſtieg er die aͤußere Schiffsleiter ganz ſchnell und leicht herauf. Das Volk redete dieſelbige Spra- che, war eben ſo gebildet und auch eben ſo gekleidet als die Leute auf Tahiti, aber von Frauensperſonen kam nicht eine einzige zum Vorſchein. Im Handel giengen ſie ſehr ehrlich zu Werke, und in kurzer Zeit hatten wir fuͤr Naͤgel und Corallen ein Dutzend großer Haͤhne von vortreflichem Gefieder eingekauft. Ge- gen 11 Uhr verfuͤgten ſich die Capitains ans Land, nach einem Wetterdache hin, das bis auf die Erde herabreichte, um ein großes doppeltes Canot zu ſchuͤtzen, welches unter demſelben aufs trockne gezogen war. Hier ſtellten ſie Jemanden an, um mit den Einwohnern Handel zu treiben, und dieſer gieng ſo gut von ſtatten, daß wir, noch ehe es Abend war, ſchon zwanzig Schweine und ohngefaͤhr ein Dutzend Hunde, gegen große Naͤgel und kleine Beile beyſammen hatten. Die Hunde waren das dummſte Vieh ihrer Art, wurden aber von den Einwoh- nern, unter allem Fleiſchwerk, fuͤr das ſchmackhafteſte gehalten. Beym erſten Ausgange ſtießen unszwey Pflanzen auf, die wir noch nie geſehen hatten; auch fanden wir, daß die Brodfrucht-Baͤume hier ſchon junge Fruͤchte, ſo groß als kleine Aepfel, angeſetzt hatten, doch gehoͤrten nach Ausſage der Einwohner wohl noch vier Monathe Zeit dazu bis ſie reif wurden. Der Gegend, wo wir lande- ten, ſchien es ganz an Piſang zu fehlen, allein aus einem andern Diſtrikt brach- ten uns die Einwohner etliche Buͤſchel von dergleichen Frucht, und folglich muͤſ- ſen ſie ihre Obſtbaͤume ſo zu behandeln wiſſen, daß einige fruͤher, andere ſpaͤ- ter tragen. Dieſe ſpaͤten Fruͤchte koͤnnen aber, wie leicht zu erachten, eben nicht in Menge gezogen werden, und moͤgen wohl nur fuͤr die Tafeln der Großen beſtimmt ſeyn. 1773. Septem- ber. Zum Mittags-Eſſen kehrten wir an Bord zuruͤck, giengen aber gleich nach Tiſche wiederum ans Land, und erfuhren bey dieſer Gelegenheit, daß die Befehlshaber der Inſel am folgenden Tage zum Vorſchein kommen wuͤrden. Beym Spatzierengehen hatten wir hier weder ſo viele, noch ſo laͤſtige Begleiter, als in Tahiti. Wenn ich den Ort neben dem Wetterdach, wo Markt gehalten wurde, und andre dergleichen allgemeine Sammelplaͤtze ausnehme, ſo waren

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/337>, abgerufen am 22.11.2024.