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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
kommen. Wir gedachten deshalb die Nacht unterwegens zuzubringen, allein1773.
August.

bey näherer Ueberlegung fanden wir es nicht rathsam, weil niemand
wußte, wenn der Capitain eigentlich abzuseegeln gedachte und weil wir auch nicht
mit Lebensmitteln versehen waren. Ueberdem sagte uns unser Begleiter, wir wür-
den auf den Bergen weder Menschen, noch Wohnungen, noch Lebensmittel
finden; daher es besser sey, wieder nach dem Thal von Matavai zurückzukeh-
ren, dahin man, vermittelst eines schmalen Fussteiges, den er uns anzeigte,
geraden Weges hinab kommen könne. Wir folgten also seinem Rath, fanden
aber das Heruntersteigen auf diesem Wege gefährlicher als das Heraufsteigen
von jener Seite gewesen war. Wir strauchelten alle Augenblick, und an
manchen Stellen mußten wir uns gar niedersetzen und herabrutschen. Unsre
Schuhe waren von dem trocknen Grase, worauf wir gegangen, so glatt geworden,
daß wir es in dieser Absicht weit übler hatten als unser Indianer, der barfus, und
deshalb ungleich sichrer gieng. Wir gaben ihm unsre Vogel-Flinten, damit
wir auch von den Händen Gebrauch machen könnten; endlich nahmen wir sie
wieder, ließen ihn vorauf gehen und lehnten uns, an den gefährlichsten
Stellen, auf seine Arme. Als wir ohngefähr halb herunter waren, rief er ei-
nigen Leuten im Thal zu; wir glaubten aber daß sie ihn, wegen der Entfernung,
nicht gehört haben würden, zumal da er keine Antwort bekam. Indessen wäh-
rete es nicht lange, so sahen wir etliche derselben sehr geschwind den Berg her-
auf kommen und in weniger denn einer halben Stunde waren sie bey uns. Sie
brachten drey frische Cocos-Nüsse mit, die uns ungleich besser schmeckten, denn
irgend eine, welche wir je gekostet hatten. Ob dem würklich also war, oder
ob es uns der damaligen Ermüdung wegen nur so vorkam? will ich
nicht entscheiden. Sie bestanden darauf, daß wir ein wenig ausruhen möch-
ten; und vertrösteten uns auf eine ganze Parthey Cocos-Nüsse, welche sie etwas
weiter herab in Bereitschaft gelegt, vor erst aber nur diese wenige hätten herauf
bringen wollen, damit wir nicht zu eilig trinken mögten. Ihre Vorsorge verdiente
in aller Absicht Dank, allein wir waren so durstig, daß wir's kaum erwarten konn-
ten, bis sie uns erlauben wollten weiter zu gehen Endlich machten wir uns wieder
auf den Weg und kamen, auf einem flachen Grunde, in ein herrliches kleines
Gebüsch, wo wir, ins frische Gras gelagert, den kühlen Nectar ge-

Forster's Reise u. d. W. erster Th. L l

in den Jahren 1772 bis 1775.
kommen. Wir gedachten deshalb die Nacht unterwegens zuzubringen, allein1773.
Auguſt.

bey naͤherer Ueberlegung fanden wir es nicht rathſam, weil niemand
wußte, wenn der Capitain eigentlich abzuſeegeln gedachte und weil wir auch nicht
mit Lebensmitteln verſehen waren. Ueberdem ſagte uns unſer Begleiter, wir wuͤr-
den auf den Bergen weder Menſchen, noch Wohnungen, noch Lebensmittel
finden; daher es beſſer ſey, wieder nach dem Thal von Matavai zuruͤckzukeh-
ren, dahin man, vermittelſt eines ſchmalen Fusſteiges, den er uns anzeigte,
geraden Weges hinab kommen koͤnne. Wir folgten alſo ſeinem Rath, fanden
aber das Herunterſteigen auf dieſem Wege gefaͤhrlicher als das Heraufſteigen
von jener Seite geweſen war. Wir ſtrauchelten alle Augenblick, und an
manchen Stellen mußten wir uns gar niederſetzen und herabrutſchen. Unſre
Schuhe waren von dem trocknen Graſe, worauf wir gegangen, ſo glatt geworden,
daß wir es in dieſer Abſicht weit uͤbler hatten als unſer Indianer, der barfus, und
deshalb ungleich ſichrer gieng. Wir gaben ihm unſre Vogel-Flinten, damit
wir auch von den Haͤnden Gebrauch machen koͤnnten; endlich nahmen wir ſie
wieder, ließen ihn vorauf gehen und lehnten uns, an den gefaͤhrlichſten
Stellen, auf ſeine Arme. Als wir ohngefaͤhr halb herunter waren, rief er ei-
nigen Leuten im Thal zu; wir glaubten aber daß ſie ihn, wegen der Entfernung,
nicht gehoͤrt haben wuͤrden, zumal da er keine Antwort bekam. Indeſſen waͤh-
rete es nicht lange, ſo ſahen wir etliche derſelben ſehr geſchwind den Berg her-
auf kommen und in weniger denn einer halben Stunde waren ſie bey uns. Sie
brachten drey friſche Cocos-Nuͤſſe mit, die uns ungleich beſſer ſchmeckten, denn
irgend eine, welche wir je gekoſtet hatten. Ob dem wuͤrklich alſo war, oder
ob es uns der damaligen Ermuͤdung wegen nur ſo vorkam? will ich
nicht entſcheiden. Sie beſtanden darauf, daß wir ein wenig ausruhen moͤch-
ten; und vertroͤſteten uns auf eine ganze Parthey Cocos-Nuͤſſe, welche ſie etwas
weiter herab in Bereitſchaft gelegt, vor erſt aber nur dieſe wenige haͤtten herauf
bringen wollen, damit wir nicht zu eilig trinken moͤgten. Ihre Vorſorge verdiente
in aller Abſicht Dank, allein wir waren ſo durſtig, daß wir’s kaum erwarten konn-
ten, bis ſie uns erlauben wollten weiter zu gehen Endlich machten wir uns wieder
auf den Weg und kamen, auf einem flachen Grunde, in ein herrliches kleines
Gebuͤſch, wo wir, ins friſche Gras gelagert, den kuͤhlen Nectar ge-

Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. L l
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[265/0320] in den Jahren 1772 bis 1775. kommen. Wir gedachten deshalb die Nacht unterwegens zuzubringen, allein bey naͤherer Ueberlegung fanden wir es nicht rathſam, weil niemand wußte, wenn der Capitain eigentlich abzuſeegeln gedachte und weil wir auch nicht mit Lebensmitteln verſehen waren. Ueberdem ſagte uns unſer Begleiter, wir wuͤr- den auf den Bergen weder Menſchen, noch Wohnungen, noch Lebensmittel finden; daher es beſſer ſey, wieder nach dem Thal von Matavai zuruͤckzukeh- ren, dahin man, vermittelſt eines ſchmalen Fusſteiges, den er uns anzeigte, geraden Weges hinab kommen koͤnne. Wir folgten alſo ſeinem Rath, fanden aber das Herunterſteigen auf dieſem Wege gefaͤhrlicher als das Heraufſteigen von jener Seite geweſen war. Wir ſtrauchelten alle Augenblick, und an manchen Stellen mußten wir uns gar niederſetzen und herabrutſchen. Unſre Schuhe waren von dem trocknen Graſe, worauf wir gegangen, ſo glatt geworden, daß wir es in dieſer Abſicht weit uͤbler hatten als unſer Indianer, der barfus, und deshalb ungleich ſichrer gieng. Wir gaben ihm unſre Vogel-Flinten, damit wir auch von den Haͤnden Gebrauch machen koͤnnten; endlich nahmen wir ſie wieder, ließen ihn vorauf gehen und lehnten uns, an den gefaͤhrlichſten Stellen, auf ſeine Arme. Als wir ohngefaͤhr halb herunter waren, rief er ei- nigen Leuten im Thal zu; wir glaubten aber daß ſie ihn, wegen der Entfernung, nicht gehoͤrt haben wuͤrden, zumal da er keine Antwort bekam. Indeſſen waͤh- rete es nicht lange, ſo ſahen wir etliche derſelben ſehr geſchwind den Berg her- auf kommen und in weniger denn einer halben Stunde waren ſie bey uns. Sie brachten drey friſche Cocos-Nuͤſſe mit, die uns ungleich beſſer ſchmeckten, denn irgend eine, welche wir je gekoſtet hatten. Ob dem wuͤrklich alſo war, oder ob es uns der damaligen Ermuͤdung wegen nur ſo vorkam? will ich nicht entſcheiden. Sie beſtanden darauf, daß wir ein wenig ausruhen moͤch- ten; und vertroͤſteten uns auf eine ganze Parthey Cocos-Nuͤſſe, welche ſie etwas weiter herab in Bereitſchaft gelegt, vor erſt aber nur dieſe wenige haͤtten herauf bringen wollen, damit wir nicht zu eilig trinken moͤgten. Ihre Vorſorge verdiente in aller Abſicht Dank, allein wir waren ſo durſtig, daß wir’s kaum erwarten konn- ten, bis ſie uns erlauben wollten weiter zu gehen Endlich machten wir uns wieder auf den Weg und kamen, auf einem flachen Grunde, in ein herrliches kleines Gebuͤſch, wo wir, ins friſche Gras gelagert, den kuͤhlen Nectar ge- 1773. Auguſt. Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. L l

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/320>, abgerufen am 25.11.2024.