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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
August.
fertig davon, welches die Indianer an Bord so ausdeuteten, daß er sich für
uns fürchtete.

Obgleich die Sonne beynahe untergehen wollte als wir die Anker war-
fen, so waren doch unsre Verdecke gar bald mit Indianern von verschiednem Alter
und Stande angefüllt. Viele derselben erkannten ihre alten Freunde unter den
Officiers und Matrosen, mit einer gegenseitigen Freude, die sich nicht leicht
beschreiben läßt. Unter diesen war auch der alte ehrwürdige O-Whaa, des-
sen friedfertiger Character und Freundschafts-Dienste in Herrn Cooks erster
Reise rühmlichst erwähnt worden, besonders bey Gelegenheit eines unange-
nehmen Vorfalls, da die Seesoldaten einen Indianer erschossen hatten. *)
So bald er Herrn Pickersgill sahe, erinnerte er sich seiner augenblick-
lich, nannte ihn bey seinem Tahitischen Namen Petrodero, und rechnete
ihm an den Fingern her, es sey nun das drittemahl, daß er auf die Insel kom-
me; wie denn auch Herr Pickersgill sowohl bey des Capitain Wallis, als bey des
Capitain Cooks erster Reise würklich hier gewesen war. Ein vornehmer
Mann, Namens Maratata **) besuchte Capitain Cook mit seiner Gemahlinn
(Tedua)-Erararie, welches eine hübsche junge Person war. Man schenkte ihr
und ihrem Manne eine Menge von Sachen, die sie jedoch schon deswegen eben
nicht verdienten, weil sie beyderseits blos in dieser eigennützigen Absicht an
Bord gekommen zu seyn scheinen. Eben so begünstigte auch das Glück Marata-
ta's
Schwiegervater, einen großen dicken Mann, der mit zu ihrer Gesell-
schaft gehörte und sich auf eine recht unverschämte Weise von jedermann etwas
erbettelte. Zum Zeichen der Freundschaft verwechselten sie ihre Namen mit
den unsrigen, ein jeder von ihnen wählte sich nemlich einen Freund, dem er be-
sonders zugethan war. Diese Gewohnheit hatten wir auf unserm vorigen Anker-
platze nicht bemerkt, denn da waren die Einwohner zurückhaltender und mißtraui-
scher. Um 7 Uhr verließen sie größtentheils das Schiff, versprachen aber fol-
genden Morgen wieder zu kommen, woran wir auch wegen ihrer guten Aufnah-
me nicht zweifeln durften.


*) S. Hawkesworths Geschichte der engl. See-Reisen in 4. erster Band, pag. 222 und
folgende S. woselbst seiner überall nur unter dem Namen des Greises gedacht wird. --
zweyter Band, pag 81. Owhah etc. und namentlich pag. 90, etc.
**) Ebendaselbst S. 155. Maraitata.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Auguſt.
fertig davon, welches die Indianer an Bord ſo ausdeuteten, daß er ſich fuͤr
uns fuͤrchtete.

Obgleich die Sonne beynahe untergehen wollte als wir die Anker war-
fen, ſo waren doch unſre Verdecke gar bald mit Indianern von verſchiednem Alter
und Stande angefuͤllt. Viele derſelben erkannten ihre alten Freunde unter den
Officiers und Matroſen, mit einer gegenſeitigen Freude, die ſich nicht leicht
beſchreiben laͤßt. Unter dieſen war auch der alte ehrwuͤrdige O-Whaa, deſ-
ſen friedfertiger Character und Freundſchafts-Dienſte in Herrn Cooks erſter
Reiſe ruͤhmlichſt erwaͤhnt worden, beſonders bey Gelegenheit eines unange-
nehmen Vorfalls, da die Seeſoldaten einen Indianer erſchoſſen hatten. *)
So bald er Herrn Pickersgill ſahe, erinnerte er ſich ſeiner augenblick-
lich, nannte ihn bey ſeinem Tahitiſchen Namen Petrodero, und rechnete
ihm an den Fingern her, es ſey nun das drittemahl, daß er auf die Inſel kom-
me; wie denn auch Herr Pickersgill ſowohl bey des Capitain Wallis, als bey des
Capitain Cooks erſter Reiſe wuͤrklich hier geweſen war. Ein vornehmer
Mann, Namens Maratata **) beſuchte Capitain Cook mit ſeiner Gemahlinn
(Tedua)-Erararie, welches eine huͤbſche junge Perſon war. Man ſchenkte ihr
und ihrem Manne eine Menge von Sachen, die ſie jedoch ſchon deswegen eben
nicht verdienten, weil ſie beyderſeits blos in dieſer eigennuͤtzigen Abſicht an
Bord gekommen zu ſeyn ſcheinen. Eben ſo beguͤnſtigte auch das Gluͤck Marata-
ta’s
Schwiegervater, einen großen dicken Mann, der mit zu ihrer Geſell-
ſchaft gehoͤrte und ſich auf eine recht unverſchaͤmte Weiſe von jedermann etwas
erbettelte. Zum Zeichen der Freundſchaft verwechſelten ſie ihre Namen mit
den unſrigen, ein jeder von ihnen waͤhlte ſich nemlich einen Freund, dem er be-
ſonders zugethan war. Dieſe Gewohnheit hatten wir auf unſerm vorigen Anker-
platze nicht bemerkt, denn da waren die Einwohner zuruͤckhaltender und mißtraui-
ſcher. Um 7 Uhr verließen ſie groͤßtentheils das Schiff, verſprachen aber fol-
genden Morgen wieder zu kommen, woran wir auch wegen ihrer guten Aufnah-
me nicht zweifeln durften.


*) S. Hawkesworths Geſchichte der engl. See-Reiſen in 4. erſter Band, pag. 222 und
folgende S. woſelbſt ſeiner uͤberall nur unter dem Namen des Greiſes gedacht wird. —
zweyter Band, pag 81. Owhah ꝛc. und namentlich pag. 90, ꝛc.
**) Ebendaſelbſt S. 155. Maraïtata.
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[242/0295] Forſter’s Reiſe um die Welt fertig davon, welches die Indianer an Bord ſo ausdeuteten, daß er ſich fuͤr uns fuͤrchtete. 1773. Auguſt. Obgleich die Sonne beynahe untergehen wollte als wir die Anker war- fen, ſo waren doch unſre Verdecke gar bald mit Indianern von verſchiednem Alter und Stande angefuͤllt. Viele derſelben erkannten ihre alten Freunde unter den Officiers und Matroſen, mit einer gegenſeitigen Freude, die ſich nicht leicht beſchreiben laͤßt. Unter dieſen war auch der alte ehrwuͤrdige O-Whaa, deſ- ſen friedfertiger Character und Freundſchafts-Dienſte in Herrn Cooks erſter Reiſe ruͤhmlichſt erwaͤhnt worden, beſonders bey Gelegenheit eines unange- nehmen Vorfalls, da die Seeſoldaten einen Indianer erſchoſſen hatten. *) So bald er Herrn Pickersgill ſahe, erinnerte er ſich ſeiner augenblick- lich, nannte ihn bey ſeinem Tahitiſchen Namen Petrodero, und rechnete ihm an den Fingern her, es ſey nun das drittemahl, daß er auf die Inſel kom- me; wie denn auch Herr Pickersgill ſowohl bey des Capitain Wallis, als bey des Capitain Cooks erſter Reiſe wuͤrklich hier geweſen war. Ein vornehmer Mann, Namens Maratata **) beſuchte Capitain Cook mit ſeiner Gemahlinn (Tedua)-Erararie, welches eine huͤbſche junge Perſon war. Man ſchenkte ihr und ihrem Manne eine Menge von Sachen, die ſie jedoch ſchon deswegen eben nicht verdienten, weil ſie beyderſeits blos in dieſer eigennuͤtzigen Abſicht an Bord gekommen zu ſeyn ſcheinen. Eben ſo beguͤnſtigte auch das Gluͤck Marata- ta’s Schwiegervater, einen großen dicken Mann, der mit zu ihrer Geſell- ſchaft gehoͤrte und ſich auf eine recht unverſchaͤmte Weiſe von jedermann etwas erbettelte. Zum Zeichen der Freundſchaft verwechſelten ſie ihre Namen mit den unſrigen, ein jeder von ihnen waͤhlte ſich nemlich einen Freund, dem er be- ſonders zugethan war. Dieſe Gewohnheit hatten wir auf unſerm vorigen Anker- platze nicht bemerkt, denn da waren die Einwohner zuruͤckhaltender und mißtraui- ſcher. Um 7 Uhr verließen ſie groͤßtentheils das Schiff, verſprachen aber fol- genden Morgen wieder zu kommen, woran wir auch wegen ihrer guten Aufnah- me nicht zweifeln durften. *) S. Hawkesworths Geſchichte der engl. See-Reiſen in 4. erſter Band, pag. 222 und folgende S. woſelbſt ſeiner uͤberall nur unter dem Namen des Greiſes gedacht wird. — zweyter Band, pag 81. Owhah ꝛc. und namentlich pag. 90, ꝛc. **) Ebendaſelbſt S. 155. Maraïtata.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/295>, abgerufen am 22.11.2024.