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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
so zart als Kalbfleisch. Dieser Unterschied rührt vermuthlich daher, daß die1773.
August.

Tahitischen Schweine mit nichts als Früchten gefuttert werden, und vielleicht
hat diese Nahrung auch einen Einfluß auf den Instinct dieser Thiere. Sie sind
von der kleinen sogenannten chinesischen Art, und haben keine hängende lappichte
Ohren, die Graf Büffon als Kennzeichen der Sclaverey unter den Thieren an-
sieht. Auch waren sie reinlicher, und müssen sich folglich wohl nicht so im
Schlamme herum wälzen als unsre europäischen Schweine. Dieses Vieh
gehört zwar zu den würklichen Reichthümern von Tahiti, doch darf man
sie deshalb nicht für einen Hauptartickel des Unterhalts ansehen; denn in dem
Betracht könnte diese ganze Thierart ausgerottet werden, ohne daß die Nation
im Ganzen dabey verlöre, weil sie nemlich den Großen des Landes allein und
ausschließungsweise zugehören. Nur selten, ja vielleicht nie anders als bey
feyerlichen Gelegenheiten, werden einige davon geschlachtet; aber denn verschlingen
auch die Vornehmen das Fleisch mit eben so viel Gierigkeit, als gewisse Leute in
England (Aldermen of London) bey einem guten Schildkröten-Schmause bezeigen
sollen. Der gemeine Mann kriegt äußerst selten davon zu kosten, und es bleibt ein
Leckerbissen für ihn, ohngeachtet gerade diese Classe des Volks die Mühe allein auf
sich hat, sie zu warten und zu mästen.

Gegen Abend fiel eine Windstille ein, die fast bis zum Morgen anhielt;
alsdenn aber bekamen wir Süd-Ostwind, und mit dessen Hülfe bald den nörd-
lichen Theil von O-Tahiti, imgleichen die dabey liegende Insel Eimeo, zu Ge-
sichte. Die Berge machten hier größere Massen und fielen daher schöner ins
Auge als zu Aitepieha. Die niedrigern Berge waren nicht so steil, jedoch al-
lenthalben ohne Bäume und Grün: und die Ebene vom Ufer an bis zu den ersten
Bergen hin, war hier weitläuftiger als dort, indem sie an manchen Orten über
eine Meile breit zu seyn schien. Gegen 10 Uhr hatten wir das Vergnügen,
verschiedne Canots vom Lande gegen uns heran kommen zu sehen. Ihre langen
schmalen Seegel, die aus zusammengenähten Matten bestanden, ihre Feder-
Wimpel und die treflichen Coco-Nüsse und Pisang-Früchte, davon hochaufge-
thürmte Haufen aus den Booten hervorragten, machten zusammen genommen ei-
nen schönen mahlerischen Anblick aus. Sie überließen uns ihre Ladungen für
wenige Corallen und Nägel, und kehrten alsdenn gleich wieder nach dem Ufer

in den Jahren 1772 bis 1775.
ſo zart als Kalbfleiſch. Dieſer Unterſchied ruͤhrt vermuthlich daher, daß die1773.
Auguſt.

Tahitiſchen Schweine mit nichts als Fruͤchten gefuttert werden, und vielleicht
hat dieſe Nahrung auch einen Einfluß auf den Inſtinct dieſer Thiere. Sie ſind
von der kleinen ſogenannten chineſiſchen Art, und haben keine haͤngende lappichte
Ohren, die Graf Buͤffon als Kennzeichen der Sclaverey unter den Thieren an-
ſieht. Auch waren ſie reinlicher, und muͤſſen ſich folglich wohl nicht ſo im
Schlamme herum waͤlzen als unſre europaͤiſchen Schweine. Dieſes Vieh
gehoͤrt zwar zu den wuͤrklichen Reichthuͤmern von Tahiti, doch darf man
ſie deshalb nicht fuͤr einen Hauptartickel des Unterhalts anſehen; denn in dem
Betracht koͤnnte dieſe ganze Thierart ausgerottet werden, ohne daß die Nation
im Ganzen dabey verloͤre, weil ſie nemlich den Großen des Landes allein und
ausſchließungsweiſe zugehoͤren. Nur ſelten, ja vielleicht nie anders als bey
feyerlichen Gelegenheiten, werden einige davon geſchlachtet; aber denn verſchlingen
auch die Vornehmen das Fleiſch mit eben ſo viel Gierigkeit, als gewiſſe Leute in
England (Aldermen of London) bey einem guten Schildkroͤten-Schmauſe bezeigen
ſollen. Der gemeine Mann kriegt aͤußerſt ſelten davon zu koſten, und es bleibt ein
Leckerbiſſen fuͤr ihn, ohngeachtet gerade dieſe Claſſe des Volks die Muͤhe allein auf
ſich hat, ſie zu warten und zu maͤſten.

Gegen Abend fiel eine Windſtille ein, die faſt bis zum Morgen anhielt;
alsdenn aber bekamen wir Suͤd-Oſtwind, und mit deſſen Huͤlfe bald den noͤrd-
lichen Theil von O-Tahiti, imgleichen die dabey liegende Inſel Eimeo, zu Ge-
ſichte. Die Berge machten hier groͤßere Maſſen und fielen daher ſchoͤner ins
Auge als zu Aitepieha. Die niedrigern Berge waren nicht ſo ſteil, jedoch al-
lenthalben ohne Baͤume und Gruͤn: und die Ebene vom Ufer an bis zu den erſten
Bergen hin, war hier weitlaͤuftiger als dort, indem ſie an manchen Orten uͤber
eine Meile breit zu ſeyn ſchien. Gegen 10 Uhr hatten wir das Vergnuͤgen,
verſchiedne Canots vom Lande gegen uns heran kommen zu ſehen. Ihre langen
ſchmalen Seegel, die aus zuſammengenaͤhten Matten beſtanden, ihre Feder-
Wimpel und die treflichen Coco-Nuͤſſe und Piſang-Fruͤchte, davon hochaufge-
thuͤrmte Haufen aus den Booten hervorragten, machten zuſammen genommen ei-
nen ſchoͤnen mahleriſchen Anblick aus. Sie uͤberließen uns ihre Ladungen fuͤr
wenige Corallen und Naͤgel, und kehrten alsdenn gleich wieder nach dem Ufer

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[239/0292] in den Jahren 1772 bis 1775. ſo zart als Kalbfleiſch. Dieſer Unterſchied ruͤhrt vermuthlich daher, daß die Tahitiſchen Schweine mit nichts als Fruͤchten gefuttert werden, und vielleicht hat dieſe Nahrung auch einen Einfluß auf den Inſtinct dieſer Thiere. Sie ſind von der kleinen ſogenannten chineſiſchen Art, und haben keine haͤngende lappichte Ohren, die Graf Buͤffon als Kennzeichen der Sclaverey unter den Thieren an- ſieht. Auch waren ſie reinlicher, und muͤſſen ſich folglich wohl nicht ſo im Schlamme herum waͤlzen als unſre europaͤiſchen Schweine. Dieſes Vieh gehoͤrt zwar zu den wuͤrklichen Reichthuͤmern von Tahiti, doch darf man ſie deshalb nicht fuͤr einen Hauptartickel des Unterhalts anſehen; denn in dem Betracht koͤnnte dieſe ganze Thierart ausgerottet werden, ohne daß die Nation im Ganzen dabey verloͤre, weil ſie nemlich den Großen des Landes allein und ausſchließungsweiſe zugehoͤren. Nur ſelten, ja vielleicht nie anders als bey feyerlichen Gelegenheiten, werden einige davon geſchlachtet; aber denn verſchlingen auch die Vornehmen das Fleiſch mit eben ſo viel Gierigkeit, als gewiſſe Leute in England (Aldermen of London) bey einem guten Schildkroͤten-Schmauſe bezeigen ſollen. Der gemeine Mann kriegt aͤußerſt ſelten davon zu koſten, und es bleibt ein Leckerbiſſen fuͤr ihn, ohngeachtet gerade dieſe Claſſe des Volks die Muͤhe allein auf ſich hat, ſie zu warten und zu maͤſten. 1773. Auguſt. Gegen Abend fiel eine Windſtille ein, die faſt bis zum Morgen anhielt; alsdenn aber bekamen wir Suͤd-Oſtwind, und mit deſſen Huͤlfe bald den noͤrd- lichen Theil von O-Tahiti, imgleichen die dabey liegende Inſel Eimeo, zu Ge- ſichte. Die Berge machten hier groͤßere Maſſen und fielen daher ſchoͤner ins Auge als zu Aitepieha. Die niedrigern Berge waren nicht ſo ſteil, jedoch al- lenthalben ohne Baͤume und Gruͤn: und die Ebene vom Ufer an bis zu den erſten Bergen hin, war hier weitlaͤuftiger als dort, indem ſie an manchen Orten uͤber eine Meile breit zu ſeyn ſchien. Gegen 10 Uhr hatten wir das Vergnuͤgen, verſchiedne Canots vom Lande gegen uns heran kommen zu ſehen. Ihre langen ſchmalen Seegel, die aus zuſammengenaͤhten Matten beſtanden, ihre Feder- Wimpel und die treflichen Coco-Nuͤſſe und Piſang-Fruͤchte, davon hochaufge- thuͤrmte Haufen aus den Booten hervorragten, machten zuſammen genommen ei- nen ſchoͤnen mahleriſchen Anblick aus. Sie uͤberließen uns ihre Ladungen fuͤr wenige Corallen und Naͤgel, und kehrten alsdenn gleich wieder nach dem Ufer

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/292>, abgerufen am 22.11.2024.