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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Vorrede.
die Blattern-Impfung glücklich überstanden hatte, kehrte er unter Führung
des Capitain Cook, der im Julius 1776 auf dem Schiffe Resolution
von neuem aus Plymouth abseegelte, wieder nach Tahiti zurück. Bey
dieser Gelegenheit zeigte sichs, daß, aller der sittenlosen Vergnügungen ohn-
erachtet, denen er in unserm geselligen Welttheil nicht hatte ausweichen kön-
nen, die guten Eigenschaften seines Herzens doch noch unverderbt geblieben
waren. Beym Abschiede von seinen Freunden, entflossen ihm Thränen; und
sein ganzes äußeres Betragen verrieth eine große Gemüths-Bewegung.
Man überhäufte ihn bey seiner Abreise mit einer unsäglichen
Menge Kleider, Zierrath und andren Kleinigkeiten, dergleichen täg-
lich zu Befriedigung unsrer erkünstelten Bedürfnisse erfunden werden.
Seine Beurtheilungskraft war noch kindisch; daher verlangte er auch
wie ein Kind nach allem was er sahe, und vorzüglich nach Dingen, die
ihn durch irgend eine unerwartete Würkung vergnügt hatten. Diese
kindischen Triebe zu befriedigen, (denn aus bessern Absichten konnte es
wohl nicht geschehen) gab man ihm eine Dreh-Orgel, eine Elektrisir-
Maschine, ein Panzer-Hemd und eine Ritter-Rüstung. Vielleicht
erwarten hier meine Leser, daß er nebst diesen auch einige Dinge von
wahrem Nutzen für seine Insel mitgenommen. -- Ich erwartete eben das-
selbe, allein meine Hoffnung ward getäuscht! Sein Vaterland wird von
den Engländern keinen Bürger zurücknehmen, dessen erweiterte Kennt-
niß, oder mitgebrachte brauchbare Geschenke, ihn zum Wohlthäter,
vielleicht zum Gesetzgeber seines Volks machen könnten. In Ermangelung
dessen können wir uns jedoch einigermaßen damit trösten, daß das Schiff,
auf welchem er zurück geschickt worden, den harmlosen Tahitiern ein
Geschenk von Hornvieh bringen soll. Diese guten Leute müssen ohnfehl-
bar durch die Einführung von Ochsen und Schaafen auf ihrer fruchtba-
ren Insel, glücklicher werden; ja durch viele auf einander folgende
Umstände, kann dies Geschenk dereinst den Grund zu moralischen Ver-
besserungen geben. Aus diesem Gesichtspuncte ist unsre vorige Reise
wichtig, und würde unsern Beschützern Ehre bringen, wenn sie auch
kein anderes Verdienst hätte, denn daß wir Ziegen auf Tahiti, Hunde auf

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Vorrede.
die Blattern-Impfung gluͤcklich uͤberſtanden hatte, kehrte er unter Fuͤhrung
des Capitain Cook, der im Julius 1776 auf dem Schiffe Reſolution
von neuem aus Plymouth abſeegelte, wieder nach Tahiti zuruͤck. Bey
dieſer Gelegenheit zeigte ſichs, daß, aller der ſittenloſen Vergnuͤgungen ohn-
erachtet, denen er in unſerm geſelligen Welttheil nicht hatte ausweichen koͤn-
nen, die guten Eigenſchaften ſeines Herzens doch noch unverderbt geblieben
waren. Beym Abſchiede von ſeinen Freunden, entfloſſen ihm Thraͤnen; und
ſein ganzes aͤußeres Betragen verrieth eine große Gemuͤths-Bewegung.
Man uͤberhaͤufte ihn bey ſeiner Abreiſe mit einer unſaͤglichen
Menge Kleider, Zierrath und andren Kleinigkeiten, dergleichen taͤg-
lich zu Befriedigung unſrer erkuͤnſtelten Beduͤrfniſſe erfunden werden.
Seine Beurtheilungskraft war noch kindiſch; daher verlangte er auch
wie ein Kind nach allem was er ſahe, und vorzuͤglich nach Dingen, die
ihn durch irgend eine unerwartete Wuͤrkung vergnuͤgt hatten. Dieſe
kindiſchen Triebe zu befriedigen, (denn aus beſſern Abſichten konnte es
wohl nicht geſchehen) gab man ihm eine Dreh-Orgel, eine Elektriſir-
Maſchine, ein Panzer-Hemd und eine Ritter-Ruͤſtung. Vielleicht
erwarten hier meine Leſer, daß er nebſt dieſen auch einige Dinge von
wahrem Nutzen fuͤr ſeine Inſel mitgenommen. — Ich erwartete eben daſ-
ſelbe, allein meine Hoffnung ward getaͤuſcht! Sein Vaterland wird von
den Englaͤndern keinen Buͤrger zuruͤcknehmen, deſſen erweiterte Kennt-
niß, oder mitgebrachte brauchbare Geſchenke, ihn zum Wohlthaͤter,
vielleicht zum Geſetzgeber ſeines Volks machen koͤnnten. In Ermangelung
deſſen koͤnnen wir uns jedoch einigermaßen damit troͤſten, daß das Schiff,
auf welchem er zuruͤck geſchickt worden, den harmloſen Tahitiern ein
Geſchenk von Hornvieh bringen ſoll. Dieſe guten Leute muͤſſen ohnfehl-
bar durch die Einfuͤhrung von Ochſen und Schaafen auf ihrer fruchtba-
ren Inſel, gluͤcklicher werden; ja durch viele auf einander folgende
Umſtaͤnde, kann dies Geſchenk dereinſt den Grund zu moraliſchen Ver-
beſſerungen geben. Aus dieſem Geſichtspuncte iſt unſre vorige Reiſe
wichtig, und wuͤrde unſern Beſchuͤtzern Ehre bringen, wenn ſie auch
kein anderes Verdienſt haͤtte, denn daß wir Ziegen auf Tahiti, Hunde auf

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[0028] Vorrede. die Blattern-Impfung gluͤcklich uͤberſtanden hatte, kehrte er unter Fuͤhrung des Capitain Cook, der im Julius 1776 auf dem Schiffe Reſolution von neuem aus Plymouth abſeegelte, wieder nach Tahiti zuruͤck. Bey dieſer Gelegenheit zeigte ſichs, daß, aller der ſittenloſen Vergnuͤgungen ohn- erachtet, denen er in unſerm geſelligen Welttheil nicht hatte ausweichen koͤn- nen, die guten Eigenſchaften ſeines Herzens doch noch unverderbt geblieben waren. Beym Abſchiede von ſeinen Freunden, entfloſſen ihm Thraͤnen; und ſein ganzes aͤußeres Betragen verrieth eine große Gemuͤths-Bewegung. Man uͤberhaͤufte ihn bey ſeiner Abreiſe mit einer unſaͤglichen Menge Kleider, Zierrath und andren Kleinigkeiten, dergleichen taͤg- lich zu Befriedigung unſrer erkuͤnſtelten Beduͤrfniſſe erfunden werden. Seine Beurtheilungskraft war noch kindiſch; daher verlangte er auch wie ein Kind nach allem was er ſahe, und vorzuͤglich nach Dingen, die ihn durch irgend eine unerwartete Wuͤrkung vergnuͤgt hatten. Dieſe kindiſchen Triebe zu befriedigen, (denn aus beſſern Abſichten konnte es wohl nicht geſchehen) gab man ihm eine Dreh-Orgel, eine Elektriſir- Maſchine, ein Panzer-Hemd und eine Ritter-Ruͤſtung. Vielleicht erwarten hier meine Leſer, daß er nebſt dieſen auch einige Dinge von wahrem Nutzen fuͤr ſeine Inſel mitgenommen. — Ich erwartete eben daſ- ſelbe, allein meine Hoffnung ward getaͤuſcht! Sein Vaterland wird von den Englaͤndern keinen Buͤrger zuruͤcknehmen, deſſen erweiterte Kennt- niß, oder mitgebrachte brauchbare Geſchenke, ihn zum Wohlthaͤter, vielleicht zum Geſetzgeber ſeines Volks machen koͤnnten. In Ermangelung deſſen koͤnnen wir uns jedoch einigermaßen damit troͤſten, daß das Schiff, auf welchem er zuruͤck geſchickt worden, den harmloſen Tahitiern ein Geſchenk von Hornvieh bringen ſoll. Dieſe guten Leute muͤſſen ohnfehl- bar durch die Einfuͤhrung von Ochſen und Schaafen auf ihrer fruchtba- ren Inſel, gluͤcklicher werden; ja durch viele auf einander folgende Umſtaͤnde, kann dies Geſchenk dereinſt den Grund zu moraliſchen Ver- beſſerungen geben. Aus dieſem Geſichtspuncte iſt unſre vorige Reiſe wichtig, und wuͤrde unſern Beſchuͤtzern Ehre bringen, wenn ſie auch kein anderes Verdienſt haͤtte, denn daß wir Ziegen auf Tahiti, Hunde auf †† 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/28>, abgerufen am 22.11.2024.