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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
in die Büsche und nur sehr wenige von ihnen blieben noch bey uns. Nachdem1773.
August.

wir ohngefähr noch 2 Meilen weiter gegen Südost gegangen waren, befanden wir
uns an der See, die hier ziemlich weit in die Küste herein gieng und eine
kleine Bucht ausmachte. Rings um uns her waren überall Plantagen und
mitten auf einem schönen Grasplatze, trafen wir auch ein Marai oder Begräbniß
an, das aus drey Reihen oder Stufen von Steinen übereinander erbauet war.
Jede Stufe mochte ohngefähr viertehalb Fus hoch seyn, und alle waren mit Gras,
Farnkraut und kleinem Strauchwerke bewachsen. Vor dem Marai war an der
Landseite hin, eine Mauer von fest übereinander gepackten Steinen aufgeführt,
die ohngefähr 3 Fus Höhe hatte, und innerhalb dieser standen nach dem Gebäude
zu, zwey bis drey einsam hingepflanzte Cocos-Palmen nebst verschiednen jungen Ca-
suarinen, die mit ihren traurig herabhängenden Zweigen der ganzen Scene ein
feyerlich melancholisches Ansehen gaben. Nicht weit von diesem Marai, das
mit dickem Buschwerk umgeben war, sahen wir eine kleine Hütte, (Tupa-
pau
) und unter dieser lag ein todter Cörper, mit einem Stück weißen Zeuge be-
deckt, welches auf den Seiten in langen Falten herabhieng. Junge Cocos-Palmen
und Pisange sproßten hier aus der Erde und der Drachenbaum blühte umher.
Nahebey stand eine andre Hütte, darinn ein Vorrath von Lebensmitteln für
die Gottheit (Eatua) befindlich, und ohnweit derselben ein Pfahl aufgerichtet
war, an welchen ein in Matten eingewickelter Vogel hieng. In dieser letzteren
Hütte, welche auf einer kleinen Anhöhe lag, erblickten wir eine Frauensperson,
die in betrübter gedankenvoller Stellung da saß. Bey unsrer Annäherung stand
sie auf und winkte, daß wir nicht näher kommen mögten. Wir boten ihr von
fern ein kleines Geschenk, sie wollte es aber nicht annehmen, und wir erfuhren
von unsern indianischen Begleitern, daß diese Person zu dem Marai gehöre, daß
der todte Cörper eine Frauensperson sey, und daß erstere vermuthlich mit den
Trauer-Ceremonien beschäftigt seyn würde.

Wir ließen sie also ungestört, und so bald Herr Hodges mit einer
Zeichnung von diesem Platz fertig war, giengen wir wiederum zurück. Es war
etwas Großes in dieser Scene, die in allen Stücken zu Religions-Betrachtungen
Anlaß geben konnte. Auf dem Rückwege nach dem Wasserplatz, als woselbst
wir gemeiniglich anzulanden und des Abends uns wiederum einzuschiffen pflegten,

in den Jahren 1772 bis 1775.
in die Buͤſche und nur ſehr wenige von ihnen blieben noch bey uns. Nachdem1773.
Auguſt.

wir ohngefaͤhr noch 2 Meilen weiter gegen Suͤdoſt gegangen waren, befanden wir
uns an der See, die hier ziemlich weit in die Kuͤſte herein gieng und eine
kleine Bucht ausmachte. Rings um uns her waren uͤberall Plantagen und
mitten auf einem ſchoͤnen Grasplatze, trafen wir auch ein Marai oder Begraͤbniß
an, das aus drey Reihen oder Stufen von Steinen uͤbereinander erbauet war.
Jede Stufe mochte ohngefaͤhr viertehalb Fus hoch ſeyn, und alle waren mit Gras,
Farnkraut und kleinem Strauchwerke bewachſen. Vor dem Marai war an der
Landſeite hin, eine Mauer von feſt uͤbereinander gepackten Steinen aufgefuͤhrt,
die ohngefaͤhr 3 Fus Hoͤhe hatte, und innerhalb dieſer ſtanden nach dem Gebaͤude
zu, zwey bis drey einſam hingepflanzte Cocos-Palmen nebſt verſchiednen jungen Ca-
ſuarinen, die mit ihren traurig herabhaͤngenden Zweigen der ganzen Scene ein
feyerlich melancholiſches Anſehen gaben. Nicht weit von dieſem Marai, das
mit dickem Buſchwerk umgeben war, ſahen wir eine kleine Huͤtte, (Tupa-
pau
) und unter dieſer lag ein todter Coͤrper, mit einem Stuͤck weißen Zeuge be-
deckt, welches auf den Seiten in langen Falten herabhieng. Junge Cocos-Palmen
und Piſange ſproßten hier aus der Erde und der Drachenbaum bluͤhte umher.
Nahebey ſtand eine andre Huͤtte, darinn ein Vorrath von Lebensmitteln fuͤr
die Gottheit (Eatua) befindlich, und ohnweit derſelben ein Pfahl aufgerichtet
war, an welchen ein in Matten eingewickelter Vogel hieng. In dieſer letzteren
Huͤtte, welche auf einer kleinen Anhoͤhe lag, erblickten wir eine Frauensperſon,
die in betruͤbter gedankenvoller Stellung da ſaß. Bey unſrer Annaͤherung ſtand
ſie auf und winkte, daß wir nicht naͤher kommen moͤgten. Wir boten ihr von
fern ein kleines Geſchenk, ſie wollte es aber nicht annehmen, und wir erfuhren
von unſern indianiſchen Begleitern, daß dieſe Perſon zu dem Marai gehoͤre, daß
der todte Coͤrper eine Frauensperſon ſey, und daß erſtere vermuthlich mit den
Trauer-Ceremonien beſchaͤftigt ſeyn wuͤrde.

Wir ließen ſie alſo ungeſtoͤrt, und ſo bald Herr Hodges mit einer
Zeichnung von dieſem Platz fertig war, giengen wir wiederum zuruͤck. Es war
etwas Großes in dieſer Scene, die in allen Stuͤcken zu Religions-Betrachtungen
Anlaß geben konnte. Auf dem Ruͤckwege nach dem Waſſerplatz, als woſelbſt
wir gemeiniglich anzulanden und des Abends uns wiederum einzuſchiffen pflegten,

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[223/0276] in den Jahren 1772 bis 1775. in die Buͤſche und nur ſehr wenige von ihnen blieben noch bey uns. Nachdem wir ohngefaͤhr noch 2 Meilen weiter gegen Suͤdoſt gegangen waren, befanden wir uns an der See, die hier ziemlich weit in die Kuͤſte herein gieng und eine kleine Bucht ausmachte. Rings um uns her waren uͤberall Plantagen und mitten auf einem ſchoͤnen Grasplatze, trafen wir auch ein Marai oder Begraͤbniß an, das aus drey Reihen oder Stufen von Steinen uͤbereinander erbauet war. Jede Stufe mochte ohngefaͤhr viertehalb Fus hoch ſeyn, und alle waren mit Gras, Farnkraut und kleinem Strauchwerke bewachſen. Vor dem Marai war an der Landſeite hin, eine Mauer von feſt uͤbereinander gepackten Steinen aufgefuͤhrt, die ohngefaͤhr 3 Fus Hoͤhe hatte, und innerhalb dieſer ſtanden nach dem Gebaͤude zu, zwey bis drey einſam hingepflanzte Cocos-Palmen nebſt verſchiednen jungen Ca- ſuarinen, die mit ihren traurig herabhaͤngenden Zweigen der ganzen Scene ein feyerlich melancholiſches Anſehen gaben. Nicht weit von dieſem Marai, das mit dickem Buſchwerk umgeben war, ſahen wir eine kleine Huͤtte, (Tupa- pau) und unter dieſer lag ein todter Coͤrper, mit einem Stuͤck weißen Zeuge be- deckt, welches auf den Seiten in langen Falten herabhieng. Junge Cocos-Palmen und Piſange ſproßten hier aus der Erde und der Drachenbaum bluͤhte umher. Nahebey ſtand eine andre Huͤtte, darinn ein Vorrath von Lebensmitteln fuͤr die Gottheit (Eatua) befindlich, und ohnweit derſelben ein Pfahl aufgerichtet war, an welchen ein in Matten eingewickelter Vogel hieng. In dieſer letzteren Huͤtte, welche auf einer kleinen Anhoͤhe lag, erblickten wir eine Frauensperſon, die in betruͤbter gedankenvoller Stellung da ſaß. Bey unſrer Annaͤherung ſtand ſie auf und winkte, daß wir nicht naͤher kommen moͤgten. Wir boten ihr von fern ein kleines Geſchenk, ſie wollte es aber nicht annehmen, und wir erfuhren von unſern indianiſchen Begleitern, daß dieſe Perſon zu dem Marai gehoͤre, daß der todte Coͤrper eine Frauensperſon ſey, und daß erſtere vermuthlich mit den Trauer-Ceremonien beſchaͤftigt ſeyn wuͤrde. 1773. Auguſt. Wir ließen ſie alſo ungeſtoͤrt, und ſo bald Herr Hodges mit einer Zeichnung von dieſem Platz fertig war, giengen wir wiederum zuruͤck. Es war etwas Großes in dieſer Scene, die in allen Stuͤcken zu Religions-Betrachtungen Anlaß geben konnte. Auf dem Ruͤckwege nach dem Waſſerplatz, als woſelbſt wir gemeiniglich anzulanden und des Abends uns wiederum einzuſchiffen pflegten,

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/276>, abgerufen am 22.11.2024.