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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Ordnung zu bringen und die unbekannten zu zeichnen. Ohngeachtet wir aber be-1773.
August.

reits drey Tage lang aufs Botanisiren ausgegangen waren, so belief sich die
Anzahl der neuentdeckten Pflanzen doch noch gar nicht hoch, welches bey einer so
blühenden Insel als Tahiti, ein überzeugender Beweis ihrer hohen Cultur ist.
Wäre sie weniger angebauet; so würde das Land, dem herrlichen Boden
und Clima nach, überall mit hunderterley Arten von Kräutern, wild überwachsen
gewesen seyn, anstatt daß jetzt dergleichen kaum hie und da einzeln aufsproßten.
Auch von Thieren gab es nur wenige allhier, weil diese Insel nicht allein von
geringem Umfange, sondern auch auf allen Seiten gar zu weit vom festen Lande
entfernt ist. Außer einer ungeheuren Menge von Ratten, welche die Einge-
bohrnen aller Orten ungehindert herum laufen ließen, ohne zur Vertilgung oder
Verminderung derselben irgend ein Mittel vorzukehren, fanden wir kein andres
vierfüßiges Thier allhier, als zahme Schweine und Hunde. Das Geschlecht
der Vögel hingegen war schon ungleich zahlreicher, und von Fischen gab es
vollends eine so große Menge neuer Arten, daß man fast jedesmal auf Entde-
ckungen rechnen konnte; so oft den Indianern ein neuer, frischgefangner Vor-
rath davon abgekaust ward. Die große Mannichfaltigkeit, welche wir in dieser
Classe der Geschöpfe fanden, rührt natürlicherweise daher, daß sie aus einem
Theile des Oceans so leicht und ungehindert nach dem andern gelangen können,
und eben daher kommt es auch, daß man, zumal unter den Wende-Creysen,
gewisse Arten derselben rund um die ganze Welt antrifft.

Im Pflanzenreiche sahe es hier nur allein für die Botanik unange-
nehm, in aller andern Absicht aber desto vortheilhafter aus. Von wilden Kräu-
tern, die der Naturforscher in Menge zu finden wünschte, gab es nemlich, wie
gesagt, nur wenige, dagegen desto mehr eßbare Gewächse und Früchte, als
Yams, Zehrwurzeln, (eddoes) Tahiti-Aepfel, Pisang- und Brodfrüchte. Von
allen diesen, besonders von den ersteren drey Arten, als für welches es gerade die
rechte Jahreszeit war, brachten uns die Eingebohrnen so große Quantitäten zum
Verkauf, daß die gesammte Mannschaft beyder Schiffe damit gespeiset werden
konnte. Bey einer so gesunden Kost erholten sich unsre mit dem Scorbut be-
hafteten Kranken gleichsam zusehends; ja wir alle befanden uns, bis auf einen
Durchlauf, den die schleunige Veränderung der Nahrungsmittel im Anfang ver-

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Ordnung zu bringen und die unbekannten zu zeichnen. Ohngeachtet wir aber be-1773.
Auguſt.

reits drey Tage lang aufs Botaniſiren ausgegangen waren, ſo belief ſich die
Anzahl der neuentdeckten Pflanzen doch noch gar nicht hoch, welches bey einer ſo
bluͤhenden Inſel als Tahiti, ein uͤberzeugender Beweis ihrer hohen Cultur iſt.
Waͤre ſie weniger angebauet; ſo wuͤrde das Land, dem herrlichen Boden
und Clima nach, uͤberall mit hunderterley Arten von Kraͤutern, wild uͤberwachſen
geweſen ſeyn, anſtatt daß jetzt dergleichen kaum hie und da einzeln aufſproßten.
Auch von Thieren gab es nur wenige allhier, weil dieſe Inſel nicht allein von
geringem Umfange, ſondern auch auf allen Seiten gar zu weit vom feſten Lande
entfernt iſt. Außer einer ungeheuren Menge von Ratten, welche die Einge-
bohrnen aller Orten ungehindert herum laufen ließen, ohne zur Vertilgung oder
Verminderung derſelben irgend ein Mittel vorzukehren, fanden wir kein andres
vierfuͤßiges Thier allhier, als zahme Schweine und Hunde. Das Geſchlecht
der Voͤgel hingegen war ſchon ungleich zahlreicher, und von Fiſchen gab es
vollends eine ſo große Menge neuer Arten, daß man faſt jedesmal auf Entde-
ckungen rechnen konnte; ſo oft den Indianern ein neuer, friſchgefangner Vor-
rath davon abgekauſt ward. Die große Mannichfaltigkeit, welche wir in dieſer
Claſſe der Geſchoͤpfe fanden, ruͤhrt natuͤrlicherweiſe daher, daß ſie aus einem
Theile des Oceans ſo leicht und ungehindert nach dem andern gelangen koͤnnen,
und eben daher kommt es auch, daß man, zumal unter den Wende-Creyſen,
gewiſſe Arten derſelben rund um die ganze Welt antrifft.

Im Pflanzenreiche ſahe es hier nur allein fuͤr die Botanik unange-
nehm, in aller andern Abſicht aber deſto vortheilhafter aus. Von wilden Kraͤu-
tern, die der Naturforſcher in Menge zu finden wuͤnſchte, gab es nemlich, wie
geſagt, nur wenige, dagegen deſto mehr eßbare Gewaͤchſe und Fruͤchte, als
Yams, Zehrwurzeln, (eddoes) Tahiti-Aepfel, Piſang- und Brodfruͤchte. Von
allen dieſen, beſonders von den erſteren drey Arten, als fuͤr welches es gerade die
rechte Jahreszeit war, brachten uns die Eingebohrnen ſo große Quantitaͤten zum
Verkauf, daß die geſammte Mannſchaft beyder Schiffe damit geſpeiſet werden
konnte. Bey einer ſo geſunden Koſt erholten ſich unſre mit dem Scorbut be-
hafteten Kranken gleichſam zuſehends; ja wir alle befanden uns, bis auf einen
Durchlauf, den die ſchleunige Veraͤnderung der Nahrungsmittel im Anfang ver-

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[213/0266] in den Jahren 1772 bis 1775. Ordnung zu bringen und die unbekannten zu zeichnen. Ohngeachtet wir aber be- reits drey Tage lang aufs Botaniſiren ausgegangen waren, ſo belief ſich die Anzahl der neuentdeckten Pflanzen doch noch gar nicht hoch, welches bey einer ſo bluͤhenden Inſel als Tahiti, ein uͤberzeugender Beweis ihrer hohen Cultur iſt. Waͤre ſie weniger angebauet; ſo wuͤrde das Land, dem herrlichen Boden und Clima nach, uͤberall mit hunderterley Arten von Kraͤutern, wild uͤberwachſen geweſen ſeyn, anſtatt daß jetzt dergleichen kaum hie und da einzeln aufſproßten. Auch von Thieren gab es nur wenige allhier, weil dieſe Inſel nicht allein von geringem Umfange, ſondern auch auf allen Seiten gar zu weit vom feſten Lande entfernt iſt. Außer einer ungeheuren Menge von Ratten, welche die Einge- bohrnen aller Orten ungehindert herum laufen ließen, ohne zur Vertilgung oder Verminderung derſelben irgend ein Mittel vorzukehren, fanden wir kein andres vierfuͤßiges Thier allhier, als zahme Schweine und Hunde. Das Geſchlecht der Voͤgel hingegen war ſchon ungleich zahlreicher, und von Fiſchen gab es vollends eine ſo große Menge neuer Arten, daß man faſt jedesmal auf Entde- ckungen rechnen konnte; ſo oft den Indianern ein neuer, friſchgefangner Vor- rath davon abgekauſt ward. Die große Mannichfaltigkeit, welche wir in dieſer Claſſe der Geſchoͤpfe fanden, ruͤhrt natuͤrlicherweiſe daher, daß ſie aus einem Theile des Oceans ſo leicht und ungehindert nach dem andern gelangen koͤnnen, und eben daher kommt es auch, daß man, zumal unter den Wende-Creyſen, gewiſſe Arten derſelben rund um die ganze Welt antrifft. 1773. Auguſt. Im Pflanzenreiche ſahe es hier nur allein fuͤr die Botanik unange- nehm, in aller andern Abſicht aber deſto vortheilhafter aus. Von wilden Kraͤu- tern, die der Naturforſcher in Menge zu finden wuͤnſchte, gab es nemlich, wie geſagt, nur wenige, dagegen deſto mehr eßbare Gewaͤchſe und Fruͤchte, als Yams, Zehrwurzeln, (eddoes) Tahiti-Aepfel, Piſang- und Brodfruͤchte. Von allen dieſen, beſonders von den erſteren drey Arten, als fuͤr welches es gerade die rechte Jahreszeit war, brachten uns die Eingebohrnen ſo große Quantitaͤten zum Verkauf, daß die geſammte Mannſchaft beyder Schiffe damit geſpeiſet werden konnte. Bey einer ſo geſunden Koſt erholten ſich unſre mit dem Scorbut be- hafteten Kranken gleichſam zuſehends; ja wir alle befanden uns, bis auf einen Durchlauf, den die ſchleunige Veraͤnderung der Nahrungsmittel im Anfang ver- D d 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/266>, abgerufen am 22.11.2024.