1773. August.sichtiger Glas-Corallen und Nägel, womit er äußerst vergnügt und zufrie- den war.
Ausgeruhet und erquickt schieden wir nunmehro von diesem friedlichen Sitze patriarchalischer Gastfreyheit und giengen noch weiter ins Land hinauf, ohne uns daran zu kehren, daß unter dem großen Haufen von Indianern, die uns begleiteten, viele waren, denen damit eben nicht gedient zu seyn schien. Wir hatten indessen von ihrem Mißvergnügen weiter keinen Schaden, als daß sich un- ser Gefolge verminderte, indem die mehresten, jetzt nach ihren Wohnungen zurückkehrten, welches wir uns gern gefallen ließen. Die wenigen, die noch bey uns blieben, übernahmen es, die Stelle von Wegweisern zu vertreten, und so erreichten wir bald das Ende des Thals. Hier hörten die Hütten und Pflanzun- gen der Indianer auf, und wir hatten nun die Berge vor uns, zu denen ein stark betretner Fussteig, der hie und da von hohen Bäumen beschattet war, durch wil- des Gebüsch hinauf führte. An den verwachsensten Stellen, die wir mit Fleis durchsuchten, fanden sich verschiedne Pflanzen, desgleichen einige Vögel, wel- che den Naturforschern, bis jetzt, noch unbekannt geblieben waren. Mit diesem kleinen Lohn für unsre Mühe, kehrten wir nach dem Ufer zurück, worüber unsre indianischen Freunde und Begleiter herzlich froh waren. Am Strande trafen wir auf dem Handelsplatze einen großen Zusammenfluß von Landeseinwohnern an, und sahen, daß unsre Leute eine Menge von Zehrwurzeln (eddoes) und an- dern Gewächsen, an Brodfrüchten hingegen nur wenig zusammengebracht hat- ten. Dies letztere rührte von der späten Jahreszeit her, in welcher nur auf wenig einzelnen Bäumen hin und wieder noch eine Frucht hieng, die mehresten aber schon wieder für die nächste Erndte angesetzt hatten. Die ausnehmende Hitze reitzte uns zum baden, und ein Arm des nahgelegnen Flusses, der einen tiefen Teich von ziemlichen Umfang ausmachte, bot uns die bequemste Gelegen- heit hiezu an. Nachdem wir uns in diesem kühlen Wasser genugsam erfrischt hatten, kehrten wir zum Mittagbrod an das Schiff zurück. Nachmittags ward es sehr regnigt und stürmisch; der Wind trieb die Adventure vom Anker, doch ward sie durch schleunige gute Anstalten ihrer Leute, bald wieder in die vorige Lage ge- bracht. Da dies schlimme Wetter uns an Bord eingeschlossen hielt; so beschäf- tigten wir uns diese Zeit über, um die bisher gesammleten Pflanzen und Thiere in
Forſter’s Reiſe um die Welt
1773. Auguſt.ſichtiger Glas-Corallen und Naͤgel, womit er aͤußerſt vergnuͤgt und zufrie- den war.
Ausgeruhet und erquickt ſchieden wir nunmehro von dieſem friedlichen Sitze patriarchaliſcher Gaſtfreyheit und giengen noch weiter ins Land hinauf, ohne uns daran zu kehren, daß unter dem großen Haufen von Indianern, die uns begleiteten, viele waren, denen damit eben nicht gedient zu ſeyn ſchien. Wir hatten indeſſen von ihrem Mißvergnuͤgen weiter keinen Schaden, als daß ſich un- ſer Gefolge verminderte, indem die mehreſten, jetzt nach ihren Wohnungen zuruͤckkehrten, welches wir uns gern gefallen ließen. Die wenigen, die noch bey uns blieben, uͤbernahmen es, die Stelle von Wegweiſern zu vertreten, und ſo erreichten wir bald das Ende des Thals. Hier hoͤrten die Huͤtten und Pflanzun- gen der Indianer auf, und wir hatten nun die Berge vor uns, zu denen ein ſtark betretner Fusſteig, der hie und da von hohen Baͤumen beſchattet war, durch wil- des Gebuͤſch hinauf fuͤhrte. An den verwachſenſten Stellen, die wir mit Fleis durchſuchten, fanden ſich verſchiedne Pflanzen, desgleichen einige Voͤgel, wel- che den Naturforſchern, bis jetzt, noch unbekannt geblieben waren. Mit dieſem kleinen Lohn fuͤr unſre Muͤhe, kehrten wir nach dem Ufer zuruͤck, woruͤber unſre indianiſchen Freunde und Begleiter herzlich froh waren. Am Strande trafen wir auf dem Handelsplatze einen großen Zuſammenfluß von Landeseinwohnern an, und ſahen, daß unſre Leute eine Menge von Zehrwurzeln (eddoes) und an- dern Gewaͤchſen, an Brodfruͤchten hingegen nur wenig zuſammengebracht hat- ten. Dies letztere ruͤhrte von der ſpaͤten Jahreszeit her, in welcher nur auf wenig einzelnen Baͤumen hin und wieder noch eine Frucht hieng, die mehreſten aber ſchon wieder fuͤr die naͤchſte Erndte angeſetzt hatten. Die ausnehmende Hitze reitzte uns zum baden, und ein Arm des nahgelegnen Fluſſes, der einen tiefen Teich von ziemlichen Umfang ausmachte, bot uns die bequemſte Gelegen- heit hiezu an. Nachdem wir uns in dieſem kuͤhlen Waſſer genugſam erfriſcht hatten, kehrten wir zum Mittagbrod an das Schiff zuruͤck. Nachmittags ward es ſehr regnigt und ſtuͤrmiſch; der Wind trieb die Adventure vom Anker, doch ward ſie durch ſchleunige gute Anſtalten ihrer Leute, bald wieder in die vorige Lage ge- bracht. Da dies ſchlimme Wetter uns an Bord eingeſchloſſen hielt; ſo beſchaͤf- tigten wir uns dieſe Zeit uͤber, um die bisher geſammleten Pflanzen und Thiere in
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Forſter’s Reiſe um die Welt
ſichtiger Glas-Corallen und Naͤgel, womit er aͤußerſt vergnuͤgt und zufrie-
den war.
1773.
Auguſt.
Ausgeruhet und erquickt ſchieden wir nunmehro von dieſem friedlichen
Sitze patriarchaliſcher Gaſtfreyheit und giengen noch weiter ins Land hinauf,
ohne uns daran zu kehren, daß unter dem großen Haufen von Indianern, die
uns begleiteten, viele waren, denen damit eben nicht gedient zu ſeyn ſchien. Wir
hatten indeſſen von ihrem Mißvergnuͤgen weiter keinen Schaden, als daß ſich un-
ſer Gefolge verminderte, indem die mehreſten, jetzt nach ihren Wohnungen
zuruͤckkehrten, welches wir uns gern gefallen ließen. Die wenigen, die noch bey
uns blieben, uͤbernahmen es, die Stelle von Wegweiſern zu vertreten, und ſo
erreichten wir bald das Ende des Thals. Hier hoͤrten die Huͤtten und Pflanzun-
gen der Indianer auf, und wir hatten nun die Berge vor uns, zu denen ein ſtark
betretner Fusſteig, der hie und da von hohen Baͤumen beſchattet war, durch wil-
des Gebuͤſch hinauf fuͤhrte. An den verwachſenſten Stellen, die wir mit Fleis
durchſuchten, fanden ſich verſchiedne Pflanzen, desgleichen einige Voͤgel, wel-
che den Naturforſchern, bis jetzt, noch unbekannt geblieben waren. Mit dieſem
kleinen Lohn fuͤr unſre Muͤhe, kehrten wir nach dem Ufer zuruͤck, woruͤber unſre
indianiſchen Freunde und Begleiter herzlich froh waren. Am Strande trafen
wir auf dem Handelsplatze einen großen Zuſammenfluß von Landeseinwohnern
an, und ſahen, daß unſre Leute eine Menge von Zehrwurzeln (eddoes) und an-
dern Gewaͤchſen, an Brodfruͤchten hingegen nur wenig zuſammengebracht hat-
ten. Dies letztere ruͤhrte von der ſpaͤten Jahreszeit her, in welcher nur auf
wenig einzelnen Baͤumen hin und wieder noch eine Frucht hieng, die mehreſten
aber ſchon wieder fuͤr die naͤchſte Erndte angeſetzt hatten. Die ausnehmende
Hitze reitzte uns zum baden, und ein Arm des nahgelegnen Fluſſes, der einen
tiefen Teich von ziemlichen Umfang ausmachte, bot uns die bequemſte Gelegen-
heit hiezu an. Nachdem wir uns in dieſem kuͤhlen Waſſer genugſam erfriſcht hatten,
kehrten wir zum Mittagbrod an das Schiff zuruͤck. Nachmittags ward es ſehr
regnigt und ſtuͤrmiſch; der Wind trieb die Adventure vom Anker, doch ward
ſie durch ſchleunige gute Anſtalten ihrer Leute, bald wieder in die vorige Lage ge-
bracht. Da dies ſchlimme Wetter uns an Bord eingeſchloſſen hielt; ſo beſchaͤf-
tigten wir uns dieſe Zeit uͤber, um die bisher geſammleten Pflanzen und Thiere in
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/265>, abgerufen am 22.11.2024.
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