Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Jahren 1772 bis 1775.
gen einander hin. Der Pisang prangte mit seinen schönen breiten Blättern1773.
August.

und zum Theil auch noch mit einzelnen traubenförmigen Früchten. Eine schat-
tenreiche Art von Bäumen, mit dunkelgrünem Laube, trug goldgelbe Aepfel, die
den würzhaften Geschmack und Saft der Ananas hatten. Der Zwischenraum
war bald mit jungen chinesischen Maulbeerbäumen (morus papyrifera) be-
pflanzt, deren Rinde von den Einwohnern zu Verfertigung der hiesigen Zeuge
gebraucht wird, bald mit verschiednen Arten von Arum- oder Zehrwurzeln,
(Arum oder Eddoes) mit Yams, Zuckerrohr und andern nutzbaren Pflanzen
besetzt. Die Wohnungen der Indianer lagen einzeln, jedoch ziemlich dicht ne-
ben einander, im Schatten der Brodfrucht-Bäume, auf der Ebene umher, und
waren mit mancherley wohlriechenden Stauben, als Gardenia, Guettarda
und Calophyllum umpflanzt. Die einfache Bauart und die Reinlichkeit der-
selben stimmte mit der kunstlosen Schönheit des um sie her liegenden Waldes über-
aus gut zusammen. Sie bestanden nemlich mehrentheils nur aus einem Dach,
das auf etlichen Pfosten ruhte und pflegten übrigens, an allen Seiten offen,
ohne Wände zu seyn. Diese sind auch, bey dem vortreflichen Clima des Landes
welches vielleicht eins der glücklichsten auf Erden ist, vollkommen zu ent-
behren; denn Tau und Regen, die einzigen Veränderungen der Witterung, gegen
welche die Einwohner Schutz nöthig haben, werden in den mehresten Fällen durch
ein bloßes Dach genugsam abgehalten. Zu diesen liefert ihnen der Pandang oder
Palm-Nußbaum, *) seine breiten Blätter statt der Ziegel und die Pfeiler wer-
den aus dem Stamm des Brodfrucht-Baums gemacht, der ihnen solchergestalt
auf mehr denn einerley Art nutzbar wird. Indessen gab es doch mit unter
einige Wohnungen, die, vermuthlich nur deswegen damit man innerhalb ver-
borgner seyn mögte, mit einer Art von geflochtnen Rohr-Hürden eingeschlossen
waren, und folglich einem großen Vogelbauer ziemlich ähnlich sahen. In
diesem Wandwerk war eine Oeffnung zur Thür gelassen, die mit einem Brette
zugemacht werden konnte. Vor jeder Hütte sabe man eine kleine Gruppe von
Leuten, die sich ins weiche Gras gelagert hatten oder mit kreuzweis übereinan-
dergeschlagnen Beinen beysammen saßen und ihre glücklichen Stunden entweder

*) Athrodactylis. Char. Gen. nov. Forster. London. 1776. Bromelia sylvestris Linn.
Flora Ceyl. Keura. Forskal Flor. Arab. Pandanus. Rumph. Amboin.
C c 3

in den Jahren 1772 bis 1775.
gen einander hin. Der Piſang prangte mit ſeinen ſchoͤnen breiten Blaͤttern1773.
Auguſt.

und zum Theil auch noch mit einzelnen traubenfoͤrmigen Fruͤchten. Eine ſchat-
tenreiche Art von Baͤumen, mit dunkelgruͤnem Laube, trug goldgelbe Aepfel, die
den wuͤrzhaften Geſchmack und Saft der Ananas hatten. Der Zwiſchenraum
war bald mit jungen chineſiſchen Maulbeerbaͤumen (morus papyrifera) be-
pflanzt, deren Rinde von den Einwohnern zu Verfertigung der hieſigen Zeuge
gebraucht wird, bald mit verſchiednen Arten von Arum- oder Zehrwurzeln,
(Arum oder Eddoes) mit Yams, Zuckerrohr und andern nutzbaren Pflanzen
beſetzt. Die Wohnungen der Indianer lagen einzeln, jedoch ziemlich dicht ne-
ben einander, im Schatten der Brodfrucht-Baͤume, auf der Ebene umher, und
waren mit mancherley wohlriechenden Stauben, als Gardenia, Guettarda
und Calophyllum umpflanzt. Die einfache Bauart und die Reinlichkeit der-
ſelben ſtimmte mit der kunſtloſen Schoͤnheit des um ſie her liegenden Waldes uͤber-
aus gut zuſammen. Sie beſtanden nemlich mehrentheils nur aus einem Dach,
das auf etlichen Pfoſten ruhte und pflegten uͤbrigens, an allen Seiten offen,
ohne Waͤnde zu ſeyn. Dieſe ſind auch, bey dem vortreflichen Clima des Landes
welches vielleicht eins der gluͤcklichſten auf Erden iſt, vollkommen zu ent-
behren; denn Tau und Regen, die einzigen Veraͤnderungen der Witterung, gegen
welche die Einwohner Schutz noͤthig haben, werden in den mehreſten Faͤllen durch
ein bloßes Dach genugſam abgehalten. Zu dieſen liefert ihnen der Pandang oder
Palm-Nußbaum, *) ſeine breiten Blaͤtter ſtatt der Ziegel und die Pfeiler wer-
den aus dem Stamm des Brodfrucht-Baums gemacht, der ihnen ſolchergeſtalt
auf mehr denn einerley Art nutzbar wird. Indeſſen gab es doch mit unter
einige Wohnungen, die, vermuthlich nur deswegen damit man innerhalb ver-
borgner ſeyn moͤgte, mit einer Art von geflochtnen Rohr-Huͤrden eingeſchloſſen
waren, und folglich einem großen Vogelbauer ziemlich aͤhnlich ſahen. In
dieſem Wandwerk war eine Oeffnung zur Thuͤr gelaſſen, die mit einem Brette
zugemacht werden konnte. Vor jeder Huͤtte ſabe man eine kleine Gruppe von
Leuten, die ſich ins weiche Gras gelagert hatten oder mit kreuzweis uͤbereinan-
dergeſchlagnen Beinen beyſammen ſaßen und ihre gluͤcklichen Stunden entweder

*) Athrodactylis. Char. Gen. nov. Forſter. London. 1776. Bromelia ſylveſtris Linn.
Flora Ceyl. Keura. Forſkal Flor. Arab. Pandanus. Rumph. Amboin.
C c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0258" n="205"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/>
gen einander hin. Der Pi&#x017F;ang prangte mit &#x017F;einen &#x017F;cho&#x0364;nen breiten Bla&#x0364;ttern<note place="right">1773.<lb/>
Augu&#x017F;t.</note><lb/>
und zum Theil auch noch mit einzelnen traubenfo&#x0364;rmigen Fru&#x0364;chten. Eine &#x017F;chat-<lb/>
tenreiche Art von Ba&#x0364;umen, mit dunkelgru&#x0364;nem Laube, trug goldgelbe Aepfel, die<lb/>
den wu&#x0364;rzhaften Ge&#x017F;chmack und Saft der Ananas hatten. Der Zwi&#x017F;chenraum<lb/>
war bald mit jungen chine&#x017F;i&#x017F;chen Maulbeerba&#x0364;umen (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">morus papyrifera</hi></hi>) be-<lb/>
pflanzt, deren Rinde von den Einwohnern zu Verfertigung der hie&#x017F;igen Zeuge<lb/>
gebraucht wird, bald mit ver&#x017F;chiednen Arten von <hi rendition="#fr">Arum-</hi> oder Zehrwurzeln,<lb/>
(<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Arum</hi></hi> oder <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Eddoes</hi></hi>) mit Yams, Zuckerrohr und andern nutzbaren Pflanzen<lb/>
be&#x017F;etzt. Die Wohnungen der Indianer lagen einzeln, jedoch ziemlich dicht ne-<lb/>
ben einander, im Schatten der Brodfrucht-Ba&#x0364;ume, auf der Ebene umher, und<lb/>
waren mit mancherley wohlriechenden Stauben, als <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Gardenia, Guettarda</hi></hi><lb/>
und <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Calophyllum</hi></hi> umpflanzt. Die einfache Bauart und die Reinlichkeit der-<lb/>
&#x017F;elben &#x017F;timmte mit der kun&#x017F;tlo&#x017F;en Scho&#x0364;nheit des um &#x017F;ie her liegenden Waldes u&#x0364;ber-<lb/>
aus gut zu&#x017F;ammen. Sie be&#x017F;tanden nemlich mehrentheils nur aus einem Dach,<lb/>
das auf etlichen Pfo&#x017F;ten ruhte und pflegten u&#x0364;brigens, an allen Seiten offen,<lb/>
ohne Wa&#x0364;nde zu &#x017F;eyn. Die&#x017F;e &#x017F;ind auch, bey dem vortreflichen Clima des Landes<lb/>
welches vielleicht eins der glu&#x0364;cklich&#x017F;ten auf Erden i&#x017F;t, vollkommen zu ent-<lb/>
behren; denn Tau und Regen, die einzigen Vera&#x0364;nderungen der Witterung, gegen<lb/>
welche die Einwohner Schutz no&#x0364;thig haben, werden in den mehre&#x017F;ten Fa&#x0364;llen durch<lb/>
ein bloßes Dach genug&#x017F;am abgehalten. Zu die&#x017F;en liefert ihnen der <hi rendition="#fr">Pandang</hi> oder<lb/>
Palm-Nußbaum, <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Athrodactylis.</hi> Char. Gen. nov. For&#x017F;ter. <placeName>London</placeName>. 1776. <hi rendition="#i">Bromelia &#x017F;ylve&#x017F;tris</hi> Linn.<lb/>
Flora Ceyl. <hi rendition="#i">Keura</hi>. For&#x017F;kal Flor. Arab. <hi rendition="#i">Pandanus</hi>. Rumph. Amboin.</hi></note> &#x017F;eine breiten Bla&#x0364;tter &#x017F;tatt der Ziegel und die Pfeiler wer-<lb/>
den aus dem Stamm des Brodfrucht-Baums gemacht, der ihnen &#x017F;olcherge&#x017F;talt<lb/>
auf mehr denn einerley Art nutzbar wird. Inde&#x017F;&#x017F;en gab es doch mit unter<lb/>
einige Wohnungen, die, vermuthlich nur deswegen damit man innerhalb ver-<lb/>
borgner &#x017F;eyn mo&#x0364;gte, mit einer Art von geflochtnen Rohr-Hu&#x0364;rden einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
waren, und folglich einem großen Vogelbauer ziemlich a&#x0364;hnlich &#x017F;ahen. In<lb/>
die&#x017F;em Wandwerk war eine Oeffnung zur Thu&#x0364;r gela&#x017F;&#x017F;en, die mit einem Brette<lb/>
zugemacht werden konnte. Vor jeder Hu&#x0364;tte &#x017F;abe man eine kleine Gruppe von<lb/>
Leuten, die &#x017F;ich ins weiche Gras gelagert hatten oder mit kreuzweis u&#x0364;bereinan-<lb/>
derge&#x017F;chlagnen Beinen bey&#x017F;ammen &#x017F;aßen und ihre glu&#x0364;cklichen Stunden entweder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 3</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0258] in den Jahren 1772 bis 1775. gen einander hin. Der Piſang prangte mit ſeinen ſchoͤnen breiten Blaͤttern und zum Theil auch noch mit einzelnen traubenfoͤrmigen Fruͤchten. Eine ſchat- tenreiche Art von Baͤumen, mit dunkelgruͤnem Laube, trug goldgelbe Aepfel, die den wuͤrzhaften Geſchmack und Saft der Ananas hatten. Der Zwiſchenraum war bald mit jungen chineſiſchen Maulbeerbaͤumen (morus papyrifera) be- pflanzt, deren Rinde von den Einwohnern zu Verfertigung der hieſigen Zeuge gebraucht wird, bald mit verſchiednen Arten von Arum- oder Zehrwurzeln, (Arum oder Eddoes) mit Yams, Zuckerrohr und andern nutzbaren Pflanzen beſetzt. Die Wohnungen der Indianer lagen einzeln, jedoch ziemlich dicht ne- ben einander, im Schatten der Brodfrucht-Baͤume, auf der Ebene umher, und waren mit mancherley wohlriechenden Stauben, als Gardenia, Guettarda und Calophyllum umpflanzt. Die einfache Bauart und die Reinlichkeit der- ſelben ſtimmte mit der kunſtloſen Schoͤnheit des um ſie her liegenden Waldes uͤber- aus gut zuſammen. Sie beſtanden nemlich mehrentheils nur aus einem Dach, das auf etlichen Pfoſten ruhte und pflegten uͤbrigens, an allen Seiten offen, ohne Waͤnde zu ſeyn. Dieſe ſind auch, bey dem vortreflichen Clima des Landes welches vielleicht eins der gluͤcklichſten auf Erden iſt, vollkommen zu ent- behren; denn Tau und Regen, die einzigen Veraͤnderungen der Witterung, gegen welche die Einwohner Schutz noͤthig haben, werden in den mehreſten Faͤllen durch ein bloßes Dach genugſam abgehalten. Zu dieſen liefert ihnen der Pandang oder Palm-Nußbaum, *) ſeine breiten Blaͤtter ſtatt der Ziegel und die Pfeiler wer- den aus dem Stamm des Brodfrucht-Baums gemacht, der ihnen ſolchergeſtalt auf mehr denn einerley Art nutzbar wird. Indeſſen gab es doch mit unter einige Wohnungen, die, vermuthlich nur deswegen damit man innerhalb ver- borgner ſeyn moͤgte, mit einer Art von geflochtnen Rohr-Huͤrden eingeſchloſſen waren, und folglich einem großen Vogelbauer ziemlich aͤhnlich ſahen. In dieſem Wandwerk war eine Oeffnung zur Thuͤr gelaſſen, die mit einem Brette zugemacht werden konnte. Vor jeder Huͤtte ſabe man eine kleine Gruppe von Leuten, die ſich ins weiche Gras gelagert hatten oder mit kreuzweis uͤbereinan- dergeſchlagnen Beinen beyſammen ſaßen und ihre gluͤcklichen Stunden entweder 1773. Auguſt. *) Athrodactylis. Char. Gen. nov. Forſter. London. 1776. Bromelia ſylveſtris Linn. Flora Ceyl. Keura. Forſkal Flor. Arab. Pandanus. Rumph. Amboin. C c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/258
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/258>, abgerufen am 17.07.2024.