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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Art; einige ergriffen unsre Hände, andre lehnten sich auf unsre Schultern,1773.
August.

noch andre umarmten uns. Zu gleicher Zeit bewunderten sie die weiße Farbe un-
srer Haut und schoben uns zuweilen die Kleider von der Brust, als ob sie sich erst
überzeugen wollten, daß wir eben so beschaffen wären als sie.

Da sie merkten, daß wir Lust hätten ihre Sprache zu lernen, weil wie
uns nach den Benennungen der gewöhnlichsten Gegenstände erkundigten, oder sie
aus den Wörterbüchern voriger Reisenden hersagten, so gaben sie sich viel Mühe
uns zu unterrichten, und freuten sich, wenn wir die rechte Aussprache eines
Wortes treffen konnten. Was mich anlangt, so schien mir keine Sprache leich-
ter als diese. Alle harte und zischende Consonanten sind daraus verbannt,
und fast jedes Wort endigt sich mit einem Selbstlauter. Was dazu erfordert
ward, war blos ein scharfes Ohr, um die mannichfaltigen Modificationen der
Selbstlauter zu unterscheiden, welche natürlicherweise in einer Sprache vor-
kommen müssen, die auf so wenig Mitlauter eingeschränkt ist, und die, wenn
man sie einmal recht gefaßt hat, die Unterredung sehr angenehm und wohlklingend
machen. Unter andern Eigenschaften der Sprache bemerkten wir sogleich, daß
das O und E, womit sich die mehresten Nennwörter und Namen in Herrn
Cooks erster Reise anfangen, nichts als Artickel sind, welche in vielen morgen-
ländischen Sprachen, vor den Nennwörtern herzugehen pflegen, die ich aber im
Verfolg dieser Erzählung entweder weglassen oder durch einen Strich von dem
Nennwort trennen werde. Ich habe bereits im vorhergehenden angemerkt,
daß Herr von Bougainville das Glück hatte, den wahren Namen der Insel,
ohne Artikel, sogleich ausfündig zu machen, er hat ihn auch, so weit es die
Beschaffenheit der französischen Sprache erlauben will, in der Beschreibung
seiner Reise, vermittelst des Worts Taiti, ganz richtig ausgedruckt, doch
sprechen es die Indianer mit einer leichten Aspiration, nemlich Tahiti aus.

In dem vor uns liegenden Rief befand sich eine Oefnung, und dies war
der Eingang zu dem auf der kleinern Halb-Insel von O-Tahiti gelegenen
Haven Whai-Urua. Wir sandten deshalb ein Boot aus, um beydes, die Ein-
fahrt und den Haven selbst, sondiren zu lassen. Die Leute fanden guten Anker-
grund und giengen nach dieser Verrichtung vollends bis aus Land, wo sich so-
gleich eine Menge Einwohner um sie her versammlete. Wir lagen der Küste

B b 2

in den Jahren 1772 bis 1775.
Art; einige ergriffen unſre Haͤnde, andre lehnten ſich auf unſre Schultern,1773.
Auguſt.

noch andre umarmten uns. Zu gleicher Zeit bewunderten ſie die weiße Farbe un-
ſrer Haut und ſchoben uns zuweilen die Kleider von der Bruſt, als ob ſie ſich erſt
uͤberzeugen wollten, daß wir eben ſo beſchaffen waͤren als ſie.

Da ſie merkten, daß wir Luſt haͤtten ihre Sprache zu lernen, weil wie
uns nach den Benennungen der gewoͤhnlichſten Gegenſtaͤnde erkundigten, oder ſie
aus den Woͤrterbuͤchern voriger Reiſenden herſagten, ſo gaben ſie ſich viel Muͤhe
uns zu unterrichten, und freuten ſich, wenn wir die rechte Ausſprache eines
Wortes treffen konnten. Was mich anlangt, ſo ſchien mir keine Sprache leich-
ter als dieſe. Alle harte und ziſchende Conſonanten ſind daraus verbannt,
und faſt jedes Wort endigt ſich mit einem Selbſtlauter. Was dazu erfordert
ward, war blos ein ſcharfes Ohr, um die mannichfaltigen Modificationen der
Selbſtlauter zu unterſcheiden, welche natuͤrlicherweiſe in einer Sprache vor-
kommen muͤſſen, die auf ſo wenig Mitlauter eingeſchraͤnkt iſt, und die, wenn
man ſie einmal recht gefaßt hat, die Unterredung ſehr angenehm und wohlklingend
machen. Unter andern Eigenſchaften der Sprache bemerkten wir ſogleich, daß
das O und E, womit ſich die mehreſten Nennwoͤrter und Namen in Herrn
Cooks erſter Reiſe anfangen, nichts als Artickel ſind, welche in vielen morgen-
laͤndiſchen Sprachen, vor den Nennwoͤrtern herzugehen pflegen, die ich aber im
Verfolg dieſer Erzaͤhlung entweder weglaſſen oder durch einen Strich von dem
Nennwort trennen werde. Ich habe bereits im vorhergehenden angemerkt,
daß Herr von Bougainville das Gluͤck hatte, den wahren Namen der Inſel,
ohne Artikel, ſogleich ausfuͤndig zu machen, er hat ihn auch, ſo weit es die
Beſchaffenheit der franzoͤſiſchen Sprache erlauben will, in der Beſchreibung
ſeiner Reiſe, vermittelſt des Worts Taïti, ganz richtig ausgedruckt, doch
ſprechen es die Indianer mit einer leichten Aspiration, nemlich Tahiti aus.

In dem vor uns liegenden Rief befand ſich eine Oefnung, und dies war
der Eingang zu dem auf der kleinern Halb-Inſel von O-Tahiti gelegenen
Haven Whaï-Urua. Wir ſandten deshalb ein Boot aus, um beydes, die Ein-
fahrt und den Haven ſelbſt, ſondiren zu laſſen. Die Leute fanden guten Anker-
grund und giengen nach dieſer Verrichtung vollends bis aus Land, wo ſich ſo-
gleich eine Menge Einwohner um ſie her verſammlete. Wir lagen der Kuͤſte

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[195/0248] in den Jahren 1772 bis 1775. Art; einige ergriffen unſre Haͤnde, andre lehnten ſich auf unſre Schultern, noch andre umarmten uns. Zu gleicher Zeit bewunderten ſie die weiße Farbe un- ſrer Haut und ſchoben uns zuweilen die Kleider von der Bruſt, als ob ſie ſich erſt uͤberzeugen wollten, daß wir eben ſo beſchaffen waͤren als ſie. 1773. Auguſt. Da ſie merkten, daß wir Luſt haͤtten ihre Sprache zu lernen, weil wie uns nach den Benennungen der gewoͤhnlichſten Gegenſtaͤnde erkundigten, oder ſie aus den Woͤrterbuͤchern voriger Reiſenden herſagten, ſo gaben ſie ſich viel Muͤhe uns zu unterrichten, und freuten ſich, wenn wir die rechte Ausſprache eines Wortes treffen konnten. Was mich anlangt, ſo ſchien mir keine Sprache leich- ter als dieſe. Alle harte und ziſchende Conſonanten ſind daraus verbannt, und faſt jedes Wort endigt ſich mit einem Selbſtlauter. Was dazu erfordert ward, war blos ein ſcharfes Ohr, um die mannichfaltigen Modificationen der Selbſtlauter zu unterſcheiden, welche natuͤrlicherweiſe in einer Sprache vor- kommen muͤſſen, die auf ſo wenig Mitlauter eingeſchraͤnkt iſt, und die, wenn man ſie einmal recht gefaßt hat, die Unterredung ſehr angenehm und wohlklingend machen. Unter andern Eigenſchaften der Sprache bemerkten wir ſogleich, daß das O und E, womit ſich die mehreſten Nennwoͤrter und Namen in Herrn Cooks erſter Reiſe anfangen, nichts als Artickel ſind, welche in vielen morgen- laͤndiſchen Sprachen, vor den Nennwoͤrtern herzugehen pflegen, die ich aber im Verfolg dieſer Erzaͤhlung entweder weglaſſen oder durch einen Strich von dem Nennwort trennen werde. Ich habe bereits im vorhergehenden angemerkt, daß Herr von Bougainville das Gluͤck hatte, den wahren Namen der Inſel, ohne Artikel, ſogleich ausfuͤndig zu machen, er hat ihn auch, ſo weit es die Beſchaffenheit der franzoͤſiſchen Sprache erlauben will, in der Beſchreibung ſeiner Reiſe, vermittelſt des Worts Taïti, ganz richtig ausgedruckt, doch ſprechen es die Indianer mit einer leichten Aspiration, nemlich Tahiti aus. In dem vor uns liegenden Rief befand ſich eine Oefnung, und dies war der Eingang zu dem auf der kleinern Halb-Inſel von O-Tahiti gelegenen Haven Whaï-Urua. Wir ſandten deshalb ein Boot aus, um beydes, die Ein- fahrt und den Haven ſelbſt, ſondiren zu laſſen. Die Leute fanden guten Anker- grund und giengen nach dieſer Verrichtung vollends bis aus Land, wo ſich ſo- gleich eine Menge Einwohner um ſie her verſammlete. Wir lagen der Kuͤſte B b 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/248>, abgerufen am 25.11.2024.