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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Durchgang zwischen dem festen Lande von Neu-Holland und van Diemens-1773.
May.

Land, übrig. Was hingegen diese mögliche Trennung beyder Länder wieder-
um unwahrscheinlich macht, ist dieses, daß man auf letzterem vierfüßige Thiere
gefunden hat, dergleichen es doch sonst selten auf Inseln zu geben pflegt, wie be-
reits S. 30. angemerkt worden. Dem sey wie ihm wolle, so verdient doch
dem Anschein nach kein Theil der Welt mehr untersucht zu werden, als das
große feste Land von Neu-Holland, weil wir dessen bloße Außenlinie kaum ganz
kennen, und die natürlichen Reichthümer desselben uns gewissermaßen noch gänz-
lich unbekannt sind. Von den Einwohnern wissen wir nicht viel mehr, als daß
sie, dem einstimmigen Bericht aller Reisenden zufolge, ungleich roher denn ir-
gend ein anderes, unter dem heißen Himmelsstrich wohnendes, Volk sind und
ganz nackend einhergehen; auch müssen sie eben nicht zahlreich seyn, weil
dem Anschein nach bloß die Küsten bewohnt sind. Solchergestalt ist dies Land
für nichts anders als eine noch völlig unbekannte Wildniß zu achten, die aber
um nichts kleiner seyn kann als ganz Europa, auch größtentheils unter den
Wende-Creysen gelegen ist, mithin, sowohl ihrer Größe, als ihres glückli-
chen, vortreflichen Himmelsstrichs wegen, vorzügliche Aufmerksamkeit ver-
dient und hohe Erwartungen erregt. Die Menge von Merkwürdigkeiten aus
dem Thier- und Pflanzenreich, welche auf Capitain Cooks voriger Reise, in
der Endeavour, bloß an den See-Küsten allhier gefunden worden, berechtigt
uns zu dergleichen Erwartungen und macht es fast ohnfehlbar gewiß, daß die in-
neren Gegenden unendliche Schätze der Natur enthalten, die dem ersten civilisir-
ten Volk zu Theil und nützlich werden müssen, welches sich die Mühe geben
wird, sie aufzusuchen. An der südwestlichen Ecke dieses so unbekannten festen
Landes, mögte vielleicht ein Eingang zu den inneren Gegenden desselben vorhan-
den seyn; denn es ist nicht wahrscheinlich, daß ein so großes Land zwischen den
Wende-Cirkeln, ohne einem schiffbaren großen Flusse seyn sollte und vorgedachter
Theil der Küste scheint für den Ausfluß desselben in die See am besten gelegen
zu seyn. -- Doch ich kehre zu meiner Erzählung zurück.

Die Adventure brachte auf der Ueberfahrt von van Diemens-Land
nach Neu-Seeland, widrigen Windes wegen, funfzehen Tage zu. Am 3ten April
erreichte sie die südliche Küste dieses letzteren Landes in der Gegend von Rocks-

T 3

in den Jahren 1772 bis 1775.
Durchgang zwiſchen dem feſten Lande von Neu-Holland und van Diemens-1773.
May.

Land, uͤbrig. Was hingegen dieſe moͤgliche Trennung beyder Laͤnder wieder-
um unwahrſcheinlich macht, iſt dieſes, daß man auf letzterem vierfuͤßige Thiere
gefunden hat, dergleichen es doch ſonſt ſelten auf Inſeln zu geben pflegt, wie be-
reits S. 30. angemerkt worden. Dem ſey wie ihm wolle, ſo verdient doch
dem Anſchein nach kein Theil der Welt mehr unterſucht zu werden, als das
große feſte Land von Neu-Holland, weil wir deſſen bloße Außenlinie kaum ganz
kennen, und die natuͤrlichen Reichthuͤmer deſſelben uns gewiſſermaßen noch gaͤnz-
lich unbekannt ſind. Von den Einwohnern wiſſen wir nicht viel mehr, als daß
ſie, dem einſtimmigen Bericht aller Reiſenden zufolge, ungleich roher denn ir-
gend ein anderes, unter dem heißen Himmelsſtrich wohnendes, Volk ſind und
ganz nackend einhergehen; auch muͤſſen ſie eben nicht zahlreich ſeyn, weil
dem Anſchein nach bloß die Kuͤſten bewohnt ſind. Solchergeſtalt iſt dies Land
fuͤr nichts anders als eine noch voͤllig unbekannte Wildniß zu achten, die aber
um nichts kleiner ſeyn kann als ganz Europa, auch groͤßtentheils unter den
Wende-Creyſen gelegen iſt, mithin, ſowohl ihrer Groͤße, als ihres gluͤckli-
chen, vortreflichen Himmelsſtrichs wegen, vorzuͤgliche Aufmerkſamkeit ver-
dient und hohe Erwartungen erregt. Die Menge von Merkwuͤrdigkeiten aus
dem Thier- und Pflanzenreich, welche auf Capitain Cooks voriger Reiſe, in
der Endeavour, bloß an den See-Kuͤſten allhier gefunden worden, berechtigt
uns zu dergleichen Erwartungen und macht es faſt ohnfehlbar gewiß, daß die in-
neren Gegenden unendliche Schaͤtze der Natur enthalten, die dem erſten civiliſir-
ten Volk zu Theil und nuͤtzlich werden muͤſſen, welches ſich die Muͤhe geben
wird, ſie aufzuſuchen. An der ſuͤdweſtlichen Ecke dieſes ſo unbekannten feſten
Landes, moͤgte vielleicht ein Eingang zu den inneren Gegenden deſſelben vorhan-
den ſeyn; denn es iſt nicht wahrſcheinlich, daß ein ſo großes Land zwiſchen den
Wende-Cirkeln, ohne einem ſchiffbaren großen Fluſſe ſeyn ſollte und vorgedachter
Theil der Kuͤſte ſcheint fuͤr den Ausfluß deſſelben in die See am beſten gelegen
zu ſeyn. — Doch ich kehre zu meiner Erzaͤhlung zuruͤck.

Die Adventure brachte auf der Ueberfahrt von van Diemens-Land
nach Neu-Seeland, widrigen Windes wegen, funfzehen Tage zu. Am 3ten April
erreichte ſie die ſuͤdliche Kuͤſte dieſes letzteren Landes in der Gegend von Rocks-

T 3
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[149/0200] in den Jahren 1772 bis 1775. Durchgang zwiſchen dem feſten Lande von Neu-Holland und van Diemens- Land, uͤbrig. Was hingegen dieſe moͤgliche Trennung beyder Laͤnder wieder- um unwahrſcheinlich macht, iſt dieſes, daß man auf letzterem vierfuͤßige Thiere gefunden hat, dergleichen es doch ſonſt ſelten auf Inſeln zu geben pflegt, wie be- reits S. 30. angemerkt worden. Dem ſey wie ihm wolle, ſo verdient doch dem Anſchein nach kein Theil der Welt mehr unterſucht zu werden, als das große feſte Land von Neu-Holland, weil wir deſſen bloße Außenlinie kaum ganz kennen, und die natuͤrlichen Reichthuͤmer deſſelben uns gewiſſermaßen noch gaͤnz- lich unbekannt ſind. Von den Einwohnern wiſſen wir nicht viel mehr, als daß ſie, dem einſtimmigen Bericht aller Reiſenden zufolge, ungleich roher denn ir- gend ein anderes, unter dem heißen Himmelsſtrich wohnendes, Volk ſind und ganz nackend einhergehen; auch muͤſſen ſie eben nicht zahlreich ſeyn, weil dem Anſchein nach bloß die Kuͤſten bewohnt ſind. Solchergeſtalt iſt dies Land fuͤr nichts anders als eine noch voͤllig unbekannte Wildniß zu achten, die aber um nichts kleiner ſeyn kann als ganz Europa, auch groͤßtentheils unter den Wende-Creyſen gelegen iſt, mithin, ſowohl ihrer Groͤße, als ihres gluͤckli- chen, vortreflichen Himmelsſtrichs wegen, vorzuͤgliche Aufmerkſamkeit ver- dient und hohe Erwartungen erregt. Die Menge von Merkwuͤrdigkeiten aus dem Thier- und Pflanzenreich, welche auf Capitain Cooks voriger Reiſe, in der Endeavour, bloß an den See-Kuͤſten allhier gefunden worden, berechtigt uns zu dergleichen Erwartungen und macht es faſt ohnfehlbar gewiß, daß die in- neren Gegenden unendliche Schaͤtze der Natur enthalten, die dem erſten civiliſir- ten Volk zu Theil und nuͤtzlich werden muͤſſen, welches ſich die Muͤhe geben wird, ſie aufzuſuchen. An der ſuͤdweſtlichen Ecke dieſes ſo unbekannten feſten Landes, moͤgte vielleicht ein Eingang zu den inneren Gegenden deſſelben vorhan- den ſeyn; denn es iſt nicht wahrſcheinlich, daß ein ſo großes Land zwiſchen den Wende-Cirkeln, ohne einem ſchiffbaren großen Fluſſe ſeyn ſollte und vorgedachter Theil der Kuͤſte ſcheint fuͤr den Ausfluß deſſelben in die See am beſten gelegen zu ſeyn. — Doch ich kehre zu meiner Erzaͤhlung zuruͤck. 1773. May. Die Adventure brachte auf der Ueberfahrt von van Diemens-Land nach Neu-Seeland, widrigen Windes wegen, funfzehen Tage zu. Am 3ten April erreichte ſie die ſuͤdliche Kuͤſte dieſes letzteren Landes in der Gegend von Rocks- T 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/200>, abgerufen am 22.11.2024.