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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
war, dergleichen Scenen mit meisterhafter Täuschung nachz[u]ahmen. Die Stücke1773.
April.

dieses Künstlers machen seinen Talenten und seiner Beurtheilungskraft, so wie
dem Geschmack und der Wahl seiner Beförderer ungemein viel Ehre.

Nachdem wir uns an diesem prächtigen Schauspiel lange genug vergnügt
hatten, wandten wir unsre Aufmerksamkeit auf die Blumen, welche in dieser Ge-
gend den Boden belebten, und auf die Vögel, die so lustig um uns her sungen.
Bis jetzt hatten wir noch an keinem Ort der Bay die Natur im Pflanzen- und
Thierreiche so schön und reich gefunden, als hier. Vielleicht machte die stärkere
Brechung der Sonnenstrahlen an den steilen Felsenwänden und die bedeckte Lage
gegen die Stürme, das Clima hier milder als anderer Orten, denn der Boden
an und für sich war um nichts besser als an andern Stellen der Bay. Er bestand
hier, wie überall, aus guter fruchtbarer Erde, und die Felsen und Steine um
die Cascade waren theils Granit-Massen (Saxum), theils eine Art von gelblichen
talkichten Thonstein in Schichten, der durch ganz Neu-Seeland sehr gemein ist.

Gegen Abend kehrten wir, mit unsern heutigen Entdeckungen überaus
zufrieden, an Bord zurück. Bey der Ankunft daselbst erzählte man uns, daß
die indianische Familie, welche wir des Morgens in ihrem größten Staat nach
der Bucht hatten hineinrudern sehen, sich nach und nach, aber mit großer Be-
hutsamkeit, dem Schiffe genähert habe. Capitain Cook war ihnen in einem
Boot entgegen gegangen, hatte sie aber nicht bewegen können an Bord des
Schiffs zu kommen, und mußte sie daher ihrem eignen Willen überlassen. Die-
ser führte sie, nicht lange nachher, in eine kleine Bucht nahe bey der unsrigen,
allwo sie sich, dem Schiffe gegenüber, aus Ufer setzten, und so nahe waren, daß
man sie hören und mit ihnen sprechen konnte. Der Capitain ließ die Queerpfeife und
den Dudelfack spielen und dazu trommeln, allein auch dies konnte sie nicht näher
locken, denn aus dem Pfeifen schienen sie sich gar nichts zu machen, und auf das
Trommeln achteten sie eben so wenig. Da solchergestalt nichts vermögend war sie
an das Schiff zu bringen, so ruderten verschiedne Officiere und Seeleute zu
ihnen herüber. Die Wilden nahmen sie mit treuherzigem Wesen auf, aber
alle Versuche durch Zeichen mit ihnen zu reden, waren vergebens, denn keiner
von beyden Theilen konnte sie dem andern verständlich genug machen. Das Mäd-
chen hatte anfänglich eine besondre Neigung und Zudringlichkeit zu einem jungen

Forsters Reise u. d. W., erster Th. P

in den Jahren 1772 bis 1775.
war, dergleichen Scenen mit meiſterhafter Taͤuſchung nachz[u]ahmen. Die Stuͤcke1773.
April.

dieſes Kuͤnſtlers machen ſeinen Talenten und ſeiner Beurtheilungskraft, ſo wie
dem Geſchmack und der Wahl ſeiner Befoͤrderer ungemein viel Ehre.

Nachdem wir uns an dieſem praͤchtigen Schauſpiel lange genug vergnuͤgt
hatten, wandten wir unſre Aufmerkſamkeit auf die Blumen, welche in dieſer Ge-
gend den Boden belebten, und auf die Voͤgel, die ſo luſtig um uns her ſungen.
Bis jetzt hatten wir noch an keinem Ort der Bay die Natur im Pflanzen- und
Thierreiche ſo ſchoͤn und reich gefunden, als hier. Vielleicht machte die ſtaͤrkere
Brechung der Sonnenſtrahlen an den ſteilen Felſenwaͤnden und die bedeckte Lage
gegen die Stuͤrme, das Clima hier milder als anderer Orten, denn der Boden
an und fuͤr ſich war um nichts beſſer als an andern Stellen der Bay. Er beſtand
hier, wie uͤberall, aus guter fruchtbarer Erde, und die Felſen und Steine um
die Cascade waren theils Granit-Maſſen (Saxum), theils eine Art von gelblichen
talkichten Thonſtein in Schichten, der durch ganz Neu-Seeland ſehr gemein iſt.

Gegen Abend kehrten wir, mit unſern heutigen Entdeckungen uͤberaus
zufrieden, an Bord zuruͤck. Bey der Ankunft daſelbſt erzaͤhlte man uns, daß
die indianiſche Familie, welche wir des Morgens in ihrem groͤßten Staat nach
der Bucht hatten hineinrudern ſehen, ſich nach und nach, aber mit großer Be-
hutſamkeit, dem Schiffe genaͤhert habe. Capitain Cook war ihnen in einem
Boot entgegen gegangen, hatte ſie aber nicht bewegen koͤnnen an Bord des
Schiffs zu kommen, und mußte ſie daher ihrem eignen Willen uͤberlaſſen. Die-
ſer fuͤhrte ſie, nicht lange nachher, in eine kleine Bucht nahe bey der unſrigen,
allwo ſie ſich, dem Schiffe gegenuͤber, aus Ufer ſetzten, und ſo nahe waren, daß
man ſie hoͤren und mit ihnen ſprechen konnte. Der Capitain ließ die Queerpfeife und
den Dudelfack ſpielen und dazu trommeln, allein auch dies konnte ſie nicht naͤher
locken, denn aus dem Pfeifen ſchienen ſie ſich gar nichts zu machen, und auf das
Trommeln achteten ſie eben ſo wenig. Da ſolchergeſtalt nichts vermoͤgend war ſie
an das Schiff zu bringen, ſo ruderten verſchiedne Officiere und Seeleute zu
ihnen heruͤber. Die Wilden nahmen ſie mit treuherzigem Weſen auf, aber
alle Verſuche durch Zeichen mit ihnen zu reden, waren vergebens, denn keiner
von beyden Theilen konnte ſie dem andern verſtaͤndlich genug machen. Das Maͤd-
chen hatte anfaͤnglich eine beſondre Neigung und Zudringlichkeit zu einem jungen

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[113/0164] in den Jahren 1772 bis 1775. war, dergleichen Scenen mit meiſterhafter Taͤuſchung nachzuahmen. Die Stuͤcke dieſes Kuͤnſtlers machen ſeinen Talenten und ſeiner Beurtheilungskraft, ſo wie dem Geſchmack und der Wahl ſeiner Befoͤrderer ungemein viel Ehre. 1773. April. Nachdem wir uns an dieſem praͤchtigen Schauſpiel lange genug vergnuͤgt hatten, wandten wir unſre Aufmerkſamkeit auf die Blumen, welche in dieſer Ge- gend den Boden belebten, und auf die Voͤgel, die ſo luſtig um uns her ſungen. Bis jetzt hatten wir noch an keinem Ort der Bay die Natur im Pflanzen- und Thierreiche ſo ſchoͤn und reich gefunden, als hier. Vielleicht machte die ſtaͤrkere Brechung der Sonnenſtrahlen an den ſteilen Felſenwaͤnden und die bedeckte Lage gegen die Stuͤrme, das Clima hier milder als anderer Orten, denn der Boden an und fuͤr ſich war um nichts beſſer als an andern Stellen der Bay. Er beſtand hier, wie uͤberall, aus guter fruchtbarer Erde, und die Felſen und Steine um die Cascade waren theils Granit-Maſſen (Saxum), theils eine Art von gelblichen talkichten Thonſtein in Schichten, der durch ganz Neu-Seeland ſehr gemein iſt. Gegen Abend kehrten wir, mit unſern heutigen Entdeckungen uͤberaus zufrieden, an Bord zuruͤck. Bey der Ankunft daſelbſt erzaͤhlte man uns, daß die indianiſche Familie, welche wir des Morgens in ihrem groͤßten Staat nach der Bucht hatten hineinrudern ſehen, ſich nach und nach, aber mit großer Be- hutſamkeit, dem Schiffe genaͤhert habe. Capitain Cook war ihnen in einem Boot entgegen gegangen, hatte ſie aber nicht bewegen koͤnnen an Bord des Schiffs zu kommen, und mußte ſie daher ihrem eignen Willen uͤberlaſſen. Die- ſer fuͤhrte ſie, nicht lange nachher, in eine kleine Bucht nahe bey der unſrigen, allwo ſie ſich, dem Schiffe gegenuͤber, aus Ufer ſetzten, und ſo nahe waren, daß man ſie hoͤren und mit ihnen ſprechen konnte. Der Capitain ließ die Queerpfeife und den Dudelfack ſpielen und dazu trommeln, allein auch dies konnte ſie nicht naͤher locken, denn aus dem Pfeifen ſchienen ſie ſich gar nichts zu machen, und auf das Trommeln achteten ſie eben ſo wenig. Da ſolchergeſtalt nichts vermoͤgend war ſie an das Schiff zu bringen, ſo ruderten verſchiedne Officiere und Seeleute zu ihnen heruͤber. Die Wilden nahmen ſie mit treuherzigem Weſen auf, aber alle Verſuche durch Zeichen mit ihnen zu reden, waren vergebens, denn keiner von beyden Theilen konnte ſie dem andern verſtaͤndlich genug machen. Das Maͤd- chen hatte anfaͤnglich eine beſondre Neigung und Zudringlichkeit zu einem jungen Forſters Reiſe u. d. W., erſter Th. P

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/164>, abgerufen am 22.11.2024.