Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.Januar.Weil wir nun überdem auch am Cap der guten Hofnung erfahren hatten, daß in dieser Gegend durch zwey französische Schiffs-Capitains, den Herren von Ker- guelen und von St. Allouarn im Januar 1772. Land entdeckt worden sey; so legten wir Sicherheitshalber, diese und die folgende Nacht über, das Schiff bey. Da von dem Reise-Journal vorgedachter Herren in Frankreich geflissentlich nichts be- kannt gemacht worden ist, so will ich hier einige Nachrichten mittheilen, welche ich am Cap von einigen französischen Officiers erfahren habe. Herr von Kerguelen, Lieutenant bey dem französischen Seewesen, commandirte das Schiff Fortune und hatte ein kleineres, le gros ventre, bey sich, welches unter dem Befehl des Herrn von St. Allouarn stand. Sie seegelten beyde am Ende 1771. von Isle de France oder Mauritius ab. Am 13ten Januar 1772. sahe letzterer zwey Inseln, und nannte solche die Inseln des Glücks (Isles de fortune;) am nächsten Morgen erblickte er noch eine andre, die ihrer runden Gestalt wegen den Na- men Isle ronde erhielt. Ohngefähr um dieselbige Zeit entdeckte auch Herr von Kerguelen Land, das sehr hoch war und von ziemlichen Umfang zu seyn schien; er schickte deshalb einen seiner Officier in dem sechsrudrigen Boote vor dem Schiff her und ließ sondiren. Des frischen Windes wegen aber kam der Herr von St. Allouarn dem Boot des Herrn von Kerguelen zuvor, und fand eine Bay, die er nach seinem Schiffe gros Ventre-Bay nannte. So bald er in dieselbe ein- gelaufen war, fertigte er in seiner Jölle einige Leute ab, um die französische Flagge am Lande aufpflanzen und solchergestalt förmlich Besitz von demselben nehmen zu lassen. Nachdem sie nun das Ufer der hohen Wellen wegen, mit Mühe erreicht, und ihren Auftrag ausgerichtet hatten, kehrten sie an Bord des gros Ventre zurück, wohin ihnen auch die Mannschaft des von dem Herrn von Kergue- len abgeschickten Bootes folgte. Mittlerweile daß dieses vorgieng, war das andre Schiff, die Fortune, dessen schwache Masten dem Sturme nicht hin- länglichen Widerstand leisten konnten, wenigstens 60 englische See-Meilen weit vom Lande verschlagen worden, und der Befehlshaber desselben, Herr von Ker- guelen hatte sich dieserhalb kurz und gut entschlossen, geradesweges wieder nach Isle de France zurückzugehen. Der Herr von St. Allouarn, der dies weder wußte noch auch vermuthen konnte, suchte seinen Gefährten drey Tage lang in der See auf, und fuhr hernach, da er ihn nicht fand, noch eine Zeit lang fort, Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Januar.Weil wir nun uͤberdem auch am Cap der guten Hofnung erfahren hatten, daß in dieſer Gegend durch zwey franzoͤſiſche Schiffs-Capitains, den Herren von Ker- guelen und von St. Allouarn im Januar 1772. Land entdeckt worden ſey; ſo legten wir Sicherheitshalber, dieſe und die folgende Nacht uͤber, das Schiff bey. Da von dem Reiſe-Journal vorgedachter Herren in Frankreich gefliſſentlich nichts be- kannt gemacht worden iſt, ſo will ich hier einige Nachrichten mittheilen, welche ich am Cap von einigen franzoͤſiſchen Officiers erfahren habe. Herr von Kerguelen, Lieutenant bey dem franzoͤſiſchen Seeweſen, commandirte das Schiff Fortune und hatte ein kleineres, le gros ventre, bey ſich, welches unter dem Befehl des Herrn von St. Allouarn ſtand. Sie ſeegelten beyde am Ende 1771. von Iſle de France oder Mauritius ab. Am 13ten Januar 1772. ſahe letzterer zwey Inſeln, und nannte ſolche die Inſeln des Gluͤcks (Iſles de fortune;) am naͤchſten Morgen erblickte er noch eine andre, die ihrer runden Geſtalt wegen den Na- men Iſle ronde erhielt. Ohngefaͤhr um dieſelbige Zeit entdeckte auch Herr von Kerguelen Land, das ſehr hoch war und von ziemlichen Umfang zu ſeyn ſchien; er ſchickte deshalb einen ſeiner Officier in dem ſechsrudrigen Boote vor dem Schiff her und ließ ſondiren. Des friſchen Windes wegen aber kam der Herr von St. Allouarn dem Boot des Herrn von Kerguelen zuvor, und fand eine Bay, die er nach ſeinem Schiffe gros Ventre-Bay nannte. So bald er in dieſelbe ein- gelaufen war, fertigte er in ſeiner Joͤlle einige Leute ab, um die franzoͤſiſche Flagge am Lande aufpflanzen und ſolchergeſtalt foͤrmlich Beſitz von demſelben nehmen zu laſſen. Nachdem ſie nun das Ufer der hohen Wellen wegen, mit Muͤhe erreicht, und ihren Auftrag ausgerichtet hatten, kehrten ſie an Bord des gros Ventre zuruͤck, wohin ihnen auch die Mannſchaft des von dem Herrn von Kergue- len abgeſchickten Bootes folgte. Mittlerweile daß dieſes vorgieng, war das andre Schiff, die Fortune, deſſen ſchwache Maſten dem Sturme nicht hin- laͤnglichen Widerſtand leiſten konnten, wenigſtens 60 engliſche See-Meilen weit vom Lande verſchlagen worden, und der Befehlshaber deſſelben, Herr von Ker- guelen hatte ſich dieſerhalb kurz und gut entſchloſſen, geradesweges wieder nach Iſle de France zuruͤckzugehen. Der Herr von St. Allouarn, der dies weder wußte noch auch vermuthen konnte, ſuchte ſeinen Gefaͤhrten drey Tage lang in der See auf, und fuhr hernach, da er ihn nicht fand, noch eine Zeit lang fort, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> Januar.</note>Weil wir nun uͤberdem auch am <placeName>Cap der guten Hofnung</placeName> erfahren hatten, daß<lb/> in dieſer Gegend durch zwey franzoͤſiſche Schiffs-Capitains, den Herren <persName>von <hi rendition="#fr">Ker-<lb/> guelen</hi></persName> und <persName>von St. <hi rendition="#fr">Allouarn</hi></persName> im Januar 1772. Land entdeckt worden ſey; ſo<lb/> legten wir Sicherheitshalber, dieſe und die folgende Nacht uͤber, das Schiff bey. 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Forſter’s Reiſe um die Welt
Weil wir nun uͤberdem auch am Cap der guten Hofnung erfahren hatten, daß
in dieſer Gegend durch zwey franzoͤſiſche Schiffs-Capitains, den Herren von Ker-
guelen und von St. Allouarn im Januar 1772. Land entdeckt worden ſey; ſo
legten wir Sicherheitshalber, dieſe und die folgende Nacht uͤber, das Schiff bey. Da
von dem Reiſe-Journal vorgedachter Herren in Frankreich gefliſſentlich nichts be-
kannt gemacht worden iſt, ſo will ich hier einige Nachrichten mittheilen, welche
ich am Cap von einigen franzoͤſiſchen Officiers erfahren habe. Herr von Kerguelen,
Lieutenant bey dem franzoͤſiſchen Seeweſen, commandirte das Schiff Fortune
und hatte ein kleineres, le gros ventre, bey ſich, welches unter dem Befehl des
Herrn von St. Allouarn ſtand. Sie ſeegelten beyde am Ende 1771. von Iſle
de France oder Mauritius ab. Am 13ten Januar 1772. ſahe letzterer zwey
Inſeln, und nannte ſolche die Inſeln des Gluͤcks (Iſles de fortune;) am naͤchſten
Morgen erblickte er noch eine andre, die ihrer runden Geſtalt wegen den Na-
men Iſle ronde erhielt. Ohngefaͤhr um dieſelbige Zeit entdeckte auch Herr
von Kerguelen Land, das ſehr hoch war und von ziemlichen Umfang zu ſeyn ſchien;
er ſchickte deshalb einen ſeiner Officier in dem ſechsrudrigen Boote vor dem Schiff
her und ließ ſondiren. Des friſchen Windes wegen aber kam der Herr von St.
Allouarn dem Boot des Herrn von Kerguelen zuvor, und fand eine Bay, die er
nach ſeinem Schiffe gros Ventre-Bay nannte. So bald er in dieſelbe ein-
gelaufen war, fertigte er in ſeiner Joͤlle einige Leute ab, um die franzoͤſiſche
Flagge am Lande aufpflanzen und ſolchergeſtalt foͤrmlich Beſitz von demſelben
nehmen zu laſſen. Nachdem ſie nun das Ufer der hohen Wellen wegen, mit Muͤhe
erreicht, und ihren Auftrag ausgerichtet hatten, kehrten ſie an Bord des gros
Ventre zuruͤck, wohin ihnen auch die Mannſchaft des von dem Herrn von Kergue-
len abgeſchickten Bootes folgte. Mittlerweile daß dieſes vorgieng, war
das andre Schiff, die Fortune, deſſen ſchwache Maſten dem Sturme nicht hin-
laͤnglichen Widerſtand leiſten konnten, wenigſtens 60 engliſche See-Meilen weit
vom Lande verſchlagen worden, und der Befehlshaber deſſelben, Herr von Ker-
guelen hatte ſich dieſerhalb kurz und gut entſchloſſen, geradesweges wieder nach
Iſle de France zuruͤckzugehen. Der Herr von St. Allouarn, der dies weder
wußte noch auch vermuthen konnte, ſuchte ſeinen Gefaͤhrten drey Tage lang in
der See auf, und fuhr hernach, da er ihn nicht fand, noch eine Zeit lang fort,
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