Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

eines adlichen Wapenschildes vertreiben
läßt. Die Huldigung, die sie dem Reich-
thum leisten, möchte man ihnen noch ver-
zeihen: sie hat wenigstens einen Gegenstand;
allein die Furcht vor der privilegirten Klasse
der Nation ist ein Schandfleck von ange-
stammter Niederträchtigkeit, der die mensch-
liche Natur entehrt, am meisten da, wo der
Adel durch keinen Zügel, weder durch Ei-
gennutz, noch durch Begriffe von Ehre und
Schande, sich gehalten fühlt, mithin, weil
er die oberste Stelle ohne sein Verdienst be-
sitzt, dem eigenthümlichen Werthe nach
auf die allerunterste Stufe hinabgesunken ist,
und die Verachtung aller übrigen, die alle
besser und edler sind als er, in vollem Maße
verdient.

Es sind nun zwölf Jahre verflossen, seit-
dem ich in England war. In diesem Zwi-

E 3

eines adlichen Wapenschildes vertreiben
läßt. Die Huldigung, die sie dem Reich-
thum leisten, möchte man ihnen noch ver-
zeihen: sie hat wenigstens einen Gegenstand;
allein die Furcht vor der privilegirten Klasse
der Nation ist ein Schandfleck von ange-
stammter Niederträchtigkeit, der die mensch-
liche Natur entehrt, am meisten da, wo der
Adel durch keinen Zügel, weder durch Ei-
gennutz, noch durch Begriffe von Ehre und
Schande, sich gehalten fühlt, mithin, weil
er die oberste Stelle ohne sein Verdienst be-
sitzt, dem eigenthümlichen Werthe nach
auf die allerunterste Stufe hinabgesunken ist,
und die Verachtung aller übrigen, die alle
besser und edler sind als er, in vollem Maße
verdient.

Es sind nun zwölf Jahre verflossen, seit-
dem ich in England war. In diesem Zwi-

E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0092" n="69"/>
eines adlichen Wapenschildes vertreiben<lb/>
läßt. Die Huldigung, die sie dem Reich-<lb/>
thum leisten, möchte man ihnen noch ver-<lb/>
zeihen: sie hat wenigstens einen Gegenstand;<lb/>
allein die Furcht vor der privilegirten Klasse<lb/>
der Nation ist ein Schandfleck von ange-<lb/>
stammter Niederträchtigkeit, der die mensch-<lb/>
liche Natur entehrt, am meisten da, wo der<lb/>
Adel durch keinen Zügel, weder durch Ei-<lb/>
gennutz, noch durch Begriffe von Ehre und<lb/>
Schande, sich gehalten fühlt, mithin, weil<lb/>
er die oberste Stelle ohne sein Verdienst be-<lb/>
sitzt, dem eigenthümlichen Werthe nach<lb/>
auf die allerunterste Stufe hinabgesunken ist,<lb/>
und die Verachtung aller übrigen, die alle<lb/><hi rendition="#i">besser</hi> und <hi rendition="#i">edler</hi> sind als er, in vollem Maße<lb/>
verdient.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Es sind nun zwölf Jahre verflossen, seit-<lb/>
dem ich in England war. In diesem Zwi-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 3</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0092] eines adlichen Wapenschildes vertreiben läßt. Die Huldigung, die sie dem Reich- thum leisten, möchte man ihnen noch ver- zeihen: sie hat wenigstens einen Gegenstand; allein die Furcht vor der privilegirten Klasse der Nation ist ein Schandfleck von ange- stammter Niederträchtigkeit, der die mensch- liche Natur entehrt, am meisten da, wo der Adel durch keinen Zügel, weder durch Ei- gennutz, noch durch Begriffe von Ehre und Schande, sich gehalten fühlt, mithin, weil er die oberste Stelle ohne sein Verdienst be- sitzt, dem eigenthümlichen Werthe nach auf die allerunterste Stufe hinabgesunken ist, und die Verachtung aller übrigen, die alle besser und edler sind als er, in vollem Maße verdient. Es sind nun zwölf Jahre verflossen, seit- dem ich in England war. In diesem Zwi- E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/92
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/92>, abgerufen am 04.05.2024.