Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794.der Langeweile hat, und die Spannung ei- der Langeweile hat, und die Spannung ei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0441" n="150"/> der Langeweile hat, und die Spannung ei-<lb/> niger Augenblicke nicht theuer genug be-<lb/> zahlen kann; sie schildern die unnatürliche<lb/> Weichlichkeit, zu welcher die Völker auf<lb/> der höchsten Stufe der Kultur, durch Uep-<lb/> pigkeit und schwelgenden Genuß entarten.<lb/> Es ist wahr, wir empfinden mit dem Oh-<lb/> re, wie mit dem Auge, Harmonie der Tö-<lb/> ne wie Harmonie der Farben und Gestal-<lb/> ten; das Vollkommene dringt in unsern in-<lb/> nersten Sinn, und verschmelzt sich mit<lb/> ihm, gleichviel durch welches äußere Werk-<lb/> zeug es aufgefaßt ward. Dennoch sind wir<lb/> unabhängiger durch das Gesicht, als durch<lb/> das Gehör; denn das Auge erfaßt einen<lb/> mannichfacheren Umfang von bestimmte-<lb/> ren Verhältnissen der Dinge, und mit Hülfe<lb/> desselben dringen wir gleichsam tiefer in<lb/> ihr Wesen hinein. Die Erschütterungen<lb/> durch das Gehör sind auch in demselben<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0441]
der Langeweile hat, und die Spannung ei-
niger Augenblicke nicht theuer genug be-
zahlen kann; sie schildern die unnatürliche
Weichlichkeit, zu welcher die Völker auf
der höchsten Stufe der Kultur, durch Uep-
pigkeit und schwelgenden Genuß entarten.
Es ist wahr, wir empfinden mit dem Oh-
re, wie mit dem Auge, Harmonie der Tö-
ne wie Harmonie der Farben und Gestal-
ten; das Vollkommene dringt in unsern in-
nersten Sinn, und verschmelzt sich mit
ihm, gleichviel durch welches äußere Werk-
zeug es aufgefaßt ward. Dennoch sind wir
unabhängiger durch das Gesicht, als durch
das Gehör; denn das Auge erfaßt einen
mannichfacheren Umfang von bestimmte-
ren Verhältnissen der Dinge, und mit Hülfe
desselben dringen wir gleichsam tiefer in
ihr Wesen hinein. Die Erschütterungen
durch das Gehör sind auch in demselben
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