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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794.

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schön; seine Köpfe edel und reich, und
seine Gewänder, zumal bei weiblichen Fi-
guren, so leicht geworfen, daß man die
Mängel nicht ahndet, die sie bedecken
müssen. Ungern sieht man daher einen
so geschickten, so liebenswürdigen Künst-
ler, der auch als Redner und Schriftsteller
Verdienste besitzt, aus den Schranken tre-
ten, wo er mit Beifall gekrönt, vor sei-
nen Zeitgenossen den Vorrang behält, um
in der historischen und heroischen Gattung
der Malerei sich unter die Menge zu ver-
lieren. Zwar wird es ihm leicht, in sei-
ner eigenen Schule sich neben West zu
stellen, und über den Troß von Engli-
schen Historienmalern eine gewisse Ueber-
legenheit zu behaupten; aber mit größeren
auswärtigen Künstlern verglichen, kann das
Blendwerk von Manier gegen die Wahr-
heit des Styls nicht bestehen. Sein Gemälde

schön; seine Köpfe edel und reich, und
seine Gewänder, zumal bei weiblichen Fi-
guren, so leicht geworfen, daß man die
Mängel nicht ahndet, die sie bedecken
müssen. Ungern sieht man daher einen
so geschickten, so liebenswürdigen Künst-
ler, der auch als Redner und Schriftsteller
Verdienste besitzt, aus den Schranken tre-
ten, wo er mit Beifall gekrönt, vor sei-
nen Zeitgenossen den Vorrang behält, um
in der historischen und heroischen Gattung
der Malerei sich unter die Menge zu ver-
lieren. Zwar wird es ihm leicht, in sei-
ner eigenen Schule sich neben West zu
stellen, und über den Troß von Engli-
schen Historienmalern eine gewisse Ueber-
legenheit zu behaupten; aber mit größeren
auswärtigen Künstlern verglichen, kann das
Blendwerk von Manier gegen die Wahr-
heit des Styls nicht bestehen. Sein Gemälde

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[70/0361] schön; seine Köpfe edel und reich, und seine Gewänder, zumal bei weiblichen Fi- guren, so leicht geworfen, daß man die Mängel nicht ahndet, die sie bedecken müssen. Ungern sieht man daher einen so geschickten, so liebenswürdigen Künst- ler, der auch als Redner und Schriftsteller Verdienste besitzt, aus den Schranken tre- ten, wo er mit Beifall gekrönt, vor sei- nen Zeitgenossen den Vorrang behält, um in der historischen und heroischen Gattung der Malerei sich unter die Menge zu ver- lieren. Zwar wird es ihm leicht, in sei- ner eigenen Schule sich neben West zu stellen, und über den Troß von Engli- schen Historienmalern eine gewisse Ueber- legenheit zu behaupten; aber mit größeren auswärtigen Künstlern verglichen, kann das Blendwerk von Manier gegen die Wahr- heit des Styls nicht bestehen. Sein Gemälde

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/361>, abgerufen am 22.11.2024.