Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

dicken, ruhigen, rothen Gesicht, wenn auch
auf der Wange des Fremden die Farbe zehn¬
mal geht und kommt. Eine bei uns ganz
ungewöhnliche Höflichkeit, ohne die minde¬
ste Affektation oder Ziererei, kann man in¬
dess diesen Menschen so wenig, wie ihren
Landsleuten überhaupt, absprechen. Sie grü¬
ssen die Vorübergehenden sehr herzlich und
freundlich, ziehen vor dem Geringsten den
Hut ab, antworten mit Gefälligkeit und Be¬
reitwilligkeit auf alle Fragen, weisen einen
gern zurecht und äussern also in ihrem Be¬
tragen, wie in ihrer Kleidung und in allen
anderen Verhältnissen, die Art von Rechtlich¬
keit
, die nur wohlhabenden Nationen eigen
ist. Die Politik ist ihr liebstes Gespräch,
ihre einzige Lektüre die Zeitungen, ihr Zeit¬
vertreib die Tabakspfeife, und ihr Labsal ein
Glas Wachholderbranntwein. Auf ihre Ehr¬
lichkeit kann man sich vollkommen verlassen;

K k 5

dicken, ruhigen, rothen Gesicht, wenn auch
auf der Wange des Fremden die Farbe zehn¬
mal geht und kommt. Eine bei uns ganz
ungewöhnliche Höflichkeit, ohne die minde¬
ste Affektation oder Ziererei, kann man in¬
deſs diesen Menschen so wenig, wie ihren
Landsleuten überhaupt, absprechen. Sie grü¬
ſsen die Vorübergehenden ſehr herzlich und
freundlich, ziehen vor dem Geringsten den
Hut ab, antworten mit Gefälligkeit und Be¬
reitwilligkeit auf alle Fragen, weisen einen
gern zurecht und äuſsern also in ihrem Be¬
tragen, wie in ihrer Kleidung und in allen
anderen Verhältnissen, die Art von Rechtlich¬
keit
, die nur wohlhabenden Nationen eigen
ist. Die Politik ist ihr liebstes Gespräch,
ihre einzige Lektüre die Zeitungen, ihr Zeit¬
vertreib die Tabakspfeife, und ihr Labsal ein
Glas Wachholderbranntwein. Auf ihre Ehr¬
lichkeit kann man sich vollkommen verlassen;

K k 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0527" n="521"/>
dicken, ruhigen, rothen Gesicht, wenn auch<lb/>
auf der Wange des Fremden die Farbe zehn¬<lb/>
mal geht und kommt. Eine bei uns ganz<lb/>
ungewöhnliche Höflichkeit, ohne die minde¬<lb/>
ste Affektation oder Ziererei, kann man in¬<lb/>
de&#x017F;s diesen Menschen so wenig, wie ihren<lb/>
Landsleuten überhaupt, absprechen. Sie grü¬<lb/>
&#x017F;sen die Vorübergehenden &#x017F;ehr herzlich und<lb/>
freundlich, ziehen vor dem Geringsten den<lb/>
Hut ab, antworten mit Gefälligkeit und Be¬<lb/>
reitwilligkeit auf alle Fragen, weisen einen<lb/>
gern zurecht und äu&#x017F;sern also in ihrem Be¬<lb/>
tragen, wie in ihrer Kleidung und in allen<lb/>
anderen Verhältnissen, die Art von <hi rendition="#i">Rechtlich¬<lb/>
keit</hi>, die nur wohlhabenden Nationen eigen<lb/>
ist. Die Politik ist ihr liebstes Gespräch,<lb/>
ihre einzige Lektüre die Zeitungen, ihr Zeit¬<lb/>
vertreib die Tabakspfeife, und ihr Labsal ein<lb/>
Glas Wachholderbranntwein. Auf ihre Ehr¬<lb/>
lichkeit kann man sich vollkommen verlassen;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 5<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[521/0527] dicken, ruhigen, rothen Gesicht, wenn auch auf der Wange des Fremden die Farbe zehn¬ mal geht und kommt. Eine bei uns ganz ungewöhnliche Höflichkeit, ohne die minde¬ ste Affektation oder Ziererei, kann man in¬ deſs diesen Menschen so wenig, wie ihren Landsleuten überhaupt, absprechen. Sie grü¬ ſsen die Vorübergehenden ſehr herzlich und freundlich, ziehen vor dem Geringsten den Hut ab, antworten mit Gefälligkeit und Be¬ reitwilligkeit auf alle Fragen, weisen einen gern zurecht und äuſsern also in ihrem Be¬ tragen, wie in ihrer Kleidung und in allen anderen Verhältnissen, die Art von Rechtlich¬ keit, die nur wohlhabenden Nationen eigen ist. Die Politik ist ihr liebstes Gespräch, ihre einzige Lektüre die Zeitungen, ihr Zeit¬ vertreib die Tabakspfeife, und ihr Labsal ein Glas Wachholderbranntwein. Auf ihre Ehr¬ lichkeit kann man sich vollkommen verlassen; K k 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/527
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/527>, abgerufen am 17.05.2024.