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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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sen besetzt, und, so viel ich höre, hat das
Beispiel der auswärtigen Gesandten und ein¬
zelner Familien des begüterten Adels den
prassenden Aufwand und die leckere Ge¬
frässigkeit unseres Jahrhunderts noch nicht
eingeführt. Das gewöhnliche Getränk bei
Tische ist rother Wein von Bordeaux, des¬
sen man sich doch mit grosser Mässigkeit
bedient, theils weil man mehrere Stunden
bei der Mahlzeit zubringt, theils auch, weil
zwischen den Mahlzeiten bei der Pfeife Wein
getrunken wird; denn diese behält durchge¬
hends ihre Rechte und ist kaum noch aus
einigen der ersten Häuser verbannt. Viel¬
leicht wird sie bei der hiesigen feuchten,
nebeligen Seeluft nöthiger und zuträglicher
oder wenigstens unschädlicher als ander¬
wärts, so sehr sie auch die Zähne verdirbt.
Schwarze Zähne sieht man aber auch bei
dem Frauenzimmer; sie werden vielleicht

sen besetzt, und, so viel ich höre, hat das
Beispiel der auswärtigen Gesandten und ein¬
zelner Familien des begüterten Adels den
prassenden Aufwand und die leckere Ge¬
fräſsigkeit unseres Jahrhunderts noch nicht
eingeführt. Das gewöhnliche Getränk bei
Tische ist rother Wein von Bordeaux, des¬
sen man sich doch mit groſser Mäſsigkeit
bedient, theils weil man mehrere Stunden
bei der Mahlzeit zubringt, theils auch, weil
zwischen den Mahlzeiten bei der Pfeife Wein
getrunken wird; denn diese behält durchge¬
hends ihre Rechte und ist kaum noch aus
einigen der ersten Häuser verbannt. Viel¬
leicht wird sie bei der hiesigen feuchten,
nebeligen Seeluft nöthiger und zuträglicher
oder wenigstens unschädlicher als ander¬
wärts, so sehr sie auch die Zähne verdirbt.
Schwarze Zähne sieht man aber auch bei
dem Frauenzimmer; sie werden vielleicht

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[392/0398] sen besetzt, und, so viel ich höre, hat das Beispiel der auswärtigen Gesandten und ein¬ zelner Familien des begüterten Adels den prassenden Aufwand und die leckere Ge¬ fräſsigkeit unseres Jahrhunderts noch nicht eingeführt. Das gewöhnliche Getränk bei Tische ist rother Wein von Bordeaux, des¬ sen man sich doch mit groſser Mäſsigkeit bedient, theils weil man mehrere Stunden bei der Mahlzeit zubringt, theils auch, weil zwischen den Mahlzeiten bei der Pfeife Wein getrunken wird; denn diese behält durchge¬ hends ihre Rechte und ist kaum noch aus einigen der ersten Häuser verbannt. Viel¬ leicht wird sie bei der hiesigen feuchten, nebeligen Seeluft nöthiger und zuträglicher oder wenigstens unschädlicher als ander¬ wärts, so sehr sie auch die Zähne verdirbt. Schwarze Zähne sieht man aber auch bei dem Frauenzimmer; sie werden vielleicht

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/398>, abgerufen am 24.11.2024.