so viel von diesem Machwerk zu Gebote ge¬ standen, als sie gerade zur Vollkommenheit ihrer Darstellung bedurften, dass die üppige, wollüstige Vollendung eines Tizian den Ein¬ druck hätte stören können, den Raphaels erhabener Ernst hervorbringen sollte. So viel ist wenigstens gewiss, dass die Darstel¬ lung der Griechischen Gottheiten darum be¬ reits ausserhalb der Gränzen der Malerei zu liegen und ein ausschliessendes Eigenthum der Bildhauerei zu seyn scheint, weil das irdische Kolorit grossentheils die Täuschung vernichtet, welche das idealisirte Ebenmaass allein bewirken kann; die vortreflichsten ge¬ malten Göttinnen und Götter sind weiter nichts, und machen keinen andern Eindruck, als schöne Frauen und Männer. Wenn ich diese Bemerkung auf solche Gegen¬ stände anwende, die der Malerei vorzüg¬ lich angemessen sind und in deren Bearbei¬
so viel von diesem Machwerk zu Gebote ge¬ standen, als sie gerade zur Vollkommenheit ihrer Darstellung bedurften, daſs die üppige, wollüstige Vollendung eines Tizian den Ein¬ druck hätte stören können, den Raphaels erhabener Ernst hervorbringen sollte. So viel ist wenigstens gewiſs, daſs die Darstel¬ lung der Griechischen Gottheiten darum be¬ reits auſserhalb der Gränzen der Malerei zu liegen und ein ausschlieſsendes Eigenthum der Bildhauerei zu seyn scheint, weil das irdische Kolorit groſsentheils die Täuschung vernichtet, welche das idealisirte Ebenmaaſs allein bewirken kann; die vortreflichsten ge¬ malten Göttinnen und Götter sind weiter nichts, und machen keinen andern Eindruck, als schöne Frauen und Männer. Wenn ich diese Bemerkung auf solche Gegen¬ stände anwende, die der Malerei vorzüg¬ lich angemessen sind und in deren Bearbei¬
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so viel von diesem Machwerk zu Gebote ge¬
standen, als sie gerade zur Vollkommenheit
ihrer Darstellung bedurften, daſs die üppige,
wollüstige Vollendung eines Tizian den Ein¬
druck hätte stören können, den Raphaels
erhabener Ernst hervorbringen sollte. So
viel ist wenigstens gewiſs, daſs die Darstel¬
lung der Griechischen Gottheiten darum be¬
reits auſserhalb der Gränzen der Malerei zu
liegen und ein ausschlieſsendes Eigenthum
der Bildhauerei zu seyn scheint, weil das
irdische Kolorit groſsentheils die Täuschung
vernichtet, welche das idealisirte Ebenmaaſs
allein bewirken kann; die vortreflichsten ge¬
malten Göttinnen und Götter sind weiter
nichts, und machen keinen andern Eindruck,
als schöne Frauen und Männer. Wenn
ich diese Bemerkung auf solche Gegen¬
stände anwende, die der Malerei vorzüg¬
lich angemessen sind und in deren Bearbei¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/306>, abgerufen am 18.06.2024.
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