Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.auf Gerathewohl nach Kunstabentheuern um¬ wäre
auf Gerathewohl nach Kunstabentheuern um¬ wäre
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auf Gerathewohl nach Kunstabentheuern um¬
herzuwandern. Die Einbildungskraft der
Künstler hat sich in diesem so tief in Aber¬
glauben versunkenen Lande mehrentheils mit
Gegenständen aus der Legende beschäftigt,
die selten an sich reich und anziehend ge¬
nug sind, um die Mühe des Erzählens und
Darstellens zu verdienen. Es herrscht durch
alle diese Mythologien eine klägliche Dürf¬
tigkeit der Geisteskräfte, die wunderbar ge¬
gen den Ideenreichthum und die Eleganz der
griechischen Dichterphantasie absticht. Ein
Maler, der höhern Sinn für den Werth sei¬
ner Kunst hätte, müſste sich schämen, wenn
man ihm auftrüge, den heiligen Bernhard
zu malen, der sich die Milch der Mutter¬
gottes aus ihren Brüsten in den offenen
Mund regnen läſst; gleichwohl hat van
Thulden dieses Süjet für die hiesigen Bern¬
hardinernonnen ausgeführt, und vielleicht
wäre
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Zitationshilfe: | Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/476>, abgerufen am 16.02.2025. |