Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

men könne, eröffnete uns der Kupferdrucker,
dass sie zwölftausend Gulden erben würde,
und dass er im Begriff stehe, diese Erbschaft
zu heben. "Mit dem Gelde, fuhr er fort,
bin ich ein reicher Mann, kaufe mir ein
Pferd und einen brancard dazu, führe mein
Weib nach Paris, zeige ihr alle Herrlich¬
keit der Welt und etablire mich dann in
der Provinz." Nun fing er an uns alle Se¬
henswürdigkeiten der unvergleichlichen, ein¬
zigen Hauptstadt zu beschreiben. Zuerst
nannte er die Tuillerien, weil der König
jetzt darin wohnt; sodann die Sternwarte:
"hier, sagte er, steigt man dreihundert Stu¬
"fen tief hinab in einen Keller, und gukt
"dann durch drei Meilenlange Röhre am
"hellen Mittage nach dem Mond und den
"Sternen. Aber lassen Sie sich nichts weiss
"machen, wenn Sie hinkommen; es sind
"keine wahre Gestirne, die man dort zu

I. Theil. E e

men könne, eröffnete uns der Kupferdrucker,
daſs sie zwölftausend Gulden erben würde,
und daſs er im Begriff stehe, diese Erbschaft
zu heben. «Mit dem Gelde, fuhr er fort,
bin ich ein reicher Mann, kaufe mir ein
Pferd und einen brancard dazu, führe mein
Weib nach Paris, zeige ihr alle Herrlich¬
keit der Welt und etablire mich dann in
der Provinz.» Nun fing er an uns alle Se¬
henswürdigkeiten der unvergleichlichen, ein¬
zigen Hauptstadt zu beschreiben. Zuerst
nannte er die Tuillerien, weil der König
jetzt darin wohnt; sodann die Sternwarte:
«hier, sagte er, steigt man dreihundert Stu¬
«fen tief hinab in einen Keller, und gukt
«dann durch drei Meilenlange Röhre am
«hellen Mittage nach dem Mond und den
«Sternen. Aber lassen Sie sich nichts weiſs
«machen, wenn Sie hinkommen; es sind
«keine wahre Gestirne, die man dort zu

I. Theil. E e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0445" n="433"/>
men könne, eröffnete uns der Kupferdrucker,<lb/>
da&#x017F;s sie zwölftausend Gulden erben würde,<lb/>
und da&#x017F;s er im Begriff stehe, diese Erbschaft<lb/>
zu heben. «Mit dem Gelde, fuhr er fort,<lb/>
bin ich ein reicher Mann, kaufe mir ein<lb/>
Pferd und einen <hi rendition="#i">brancard</hi> dazu, führe mein<lb/>
Weib nach Paris, zeige ihr alle Herrlich¬<lb/>
keit der Welt und etablire mich dann in<lb/>
der Provinz.» Nun fing er an uns alle Se¬<lb/>
henswürdigkeiten der unvergleichlichen, ein¬<lb/>
zigen Hauptstadt zu beschreiben. Zuerst<lb/>
nannte er die Tuillerien, weil der König<lb/>
jetzt darin wohnt; sodann die Sternwarte:<lb/>
«hier, sagte er, steigt man dreihundert Stu¬<lb/>
«fen tief hinab in einen Keller, und gukt<lb/>
«dann durch drei Meilenlange Röhre am<lb/>
«hellen Mittage nach dem Mond und den<lb/>
«Sternen. Aber lassen Sie sich nichts wei&#x017F;s<lb/>
«machen, wenn Sie hinkommen; es sind<lb/>
«keine wahre Gestirne, die man dort zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I. <hi rendition="#g">Theil</hi>. E e<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[433/0445] men könne, eröffnete uns der Kupferdrucker, daſs sie zwölftausend Gulden erben würde, und daſs er im Begriff stehe, diese Erbschaft zu heben. «Mit dem Gelde, fuhr er fort, bin ich ein reicher Mann, kaufe mir ein Pferd und einen brancard dazu, führe mein Weib nach Paris, zeige ihr alle Herrlich¬ keit der Welt und etablire mich dann in der Provinz.» Nun fing er an uns alle Se¬ henswürdigkeiten der unvergleichlichen, ein¬ zigen Hauptstadt zu beschreiben. Zuerst nannte er die Tuillerien, weil der König jetzt darin wohnt; sodann die Sternwarte: «hier, sagte er, steigt man dreihundert Stu¬ «fen tief hinab in einen Keller, und gukt «dann durch drei Meilenlange Röhre am «hellen Mittage nach dem Mond und den «Sternen. Aber lassen Sie sich nichts weiſs «machen, wenn Sie hinkommen; es sind «keine wahre Gestirne, die man dort zu I. Theil. E e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/445
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/445>, abgerufen am 26.05.2024.