geht die Anmaßung der Tyrannei so weit, daß sie ihren Opfern auch diese Bestim¬ mung abspricht? darf sie im Ernste der Natur so schrecklich spotten, und ohne Hehl den Sklaven zum Thier herabwürdigen wollen? Darf sie sich das Recht zuspre¬ chen, einem Menschen Vernunft und Mensch¬ heit auszuziehen? Dann rege sich Alles, was noch Menschheit im Busen fühlt, gegen das Ungeheuer, das seine Größe nur auf Zer¬ störung bauet!
Wenn wir nicht auf Inkonsequenzen ver¬ fallen wollen, die alle Bestimmung unmög¬ lich machen und den Grund aller Verträge und aller Rechte untergraben; so muß selbst die despotische Regierungsform eben den Zweck haben, den die Natur mit einem jeden einzelnen Daseyn eines vernünftigen Wesens erreicht wissen wollte, den Zweck, den unsere Vernunft uns unaufhörlich vor
geht die Anmaßung der Tyrannei so weit, daß sie ihren Opfern auch diese Bestim¬ mung abspricht? darf sie im Ernste der Natur so schrecklich spotten, und ohne Hehl den Sklaven zum Thier herabwürdigen wollen? Darf sie sich das Recht zuspre¬ chen, einem Menschen Vernunft und Mensch¬ heit auszuziehen? Dann rege sich Alles, was noch Menschheit im Busen fühlt, gegen das Ungeheuer, das seine Größe nur auf Zer¬ störung bauet!
Wenn wir nicht auf Inkonsequenzen ver¬ fallen wollen, die alle Bestimmung unmög¬ lich machen und den Grund aller Verträge und aller Rechte untergraben; so muß selbst die despotische Regierungsform eben den Zweck haben, den die Natur mit einem jeden einzelnen Daseyn eines vernünftigen Wesens erreicht wissen wollte, den Zweck, den unsere Vernunft uns unaufhörlich vor
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geht die Anmaßung der Tyrannei so weit,
daß sie ihren Opfern auch diese Bestim¬
mung abspricht? darf sie im Ernste der
Natur so schrecklich spotten, und ohne
Hehl den Sklaven zum Thier herabwürdigen
wollen? Darf sie sich das Recht zuspre¬
chen, einem Menschen Vernunft und Mensch¬
heit auszuziehen? Dann rege sich Alles, was
noch Menschheit im Busen fühlt, gegen das
Ungeheuer, das seine Größe nur auf Zer¬
störung bauet!
Wenn wir nicht auf Inkonsequenzen ver¬
fallen wollen, die alle Bestimmung unmög¬
lich machen und den Grund aller Verträge
und aller Rechte untergraben; so muß selbst
die despotische Regierungsform eben den
Zweck haben, den die Natur mit einem
jeden einzelnen Daseyn eines vernünftigen
Wesens erreicht wissen wollte, den Zweck,
den unsere Vernunft uns unaufhörlich vor
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/359>, abgerufen am 09.05.2024.
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