aufgegangen; so manche herrliche Frucht des Geistes ist gereift; das Menschenge¬ schlecht hat hier eine Bildung gewonnen, die es, wenn wir eins ins andre rechnen, noch nirgends hatte; wir schreiten vorwärts auf einem so schönen Wege; alles scheint unserer jetzigen Form des Wissens, und unseren politischen Verhältnissen Dauer zu verheissen! Ich gestehe Dir, dieses Raison¬ nement kommt mir nicht viel besser vor, als die Hoffnung eines langen Lebens, wo¬ mit alte Leute sich schmeicheln, die immer desto stärker an dem Leben hangen, je nä¬ her sie seinem Ziele rücken. Mir bürgt die Vergänglichkeit der Dinge dafür, dass, je älter eine menschliche Verfassung wird, ihr Ende um so näher sei. Wir können das Menschengeschlecht nur mit sich selbst vergleichen; und obschon der Theil seiner Geschichte, den wir kennen, gleichsam nur
aufgegangen; so manche herrliche Frucht des Geistes ist gereift; das Menschenge¬ schlecht hat hier eine Bildung gewonnen, die es, wenn wir eins ins andre rechnen, noch nirgends hatte; wir schreiten vorwärts auf einem so schönen Wege; alles scheint unserer jetzigen Form des Wissens, und unseren politischen Verhältnissen Dauer zu verheiſsen! Ich gestehe Dir, dieses Raison¬ nement kommt mir nicht viel besser vor, als die Hoffnung eines langen Lebens, wo¬ mit alte Leute sich schmeicheln, die immer desto stärker an dem Leben hangen, je nä¬ her sie seinem Ziele rücken. Mir bürgt die Vergänglichkeit der Dinge dafür, daſs, je älter eine menschliche Verfassung wird, ihr Ende um so näher sei. Wir können das Menschengeschlecht nur mit sich selbst vergleichen; und obschon der Theil seiner Geschichte, den wir kennen, gleichsam nur
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aufgegangen; so manche herrliche Frucht
des Geistes ist gereift; das Menschenge¬
schlecht hat hier eine Bildung gewonnen,
die es, wenn wir eins ins andre rechnen,
noch nirgends hatte; wir schreiten vorwärts
auf einem so schönen Wege; alles scheint
unserer jetzigen Form des Wissens, und
unseren politischen Verhältnissen Dauer zu
verheiſsen! Ich gestehe Dir, dieses Raison¬
nement kommt mir nicht viel besser vor,
als die Hoffnung eines langen Lebens, wo¬
mit alte Leute sich schmeicheln, die immer
desto stärker an dem Leben hangen, je nä¬
her sie seinem Ziele rücken. Mir bürgt
die Vergänglichkeit der Dinge dafür, daſs,
je älter eine menschliche Verfassung wird,
ihr Ende um so näher sei. Wir können
das Menschengeschlecht nur mit sich selbst
vergleichen; und obschon der Theil seiner
Geschichte, den wir kennen, gleichsam nur
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/330>, abgerufen am 22.11.2024.
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