Manche, die wir sahen, hätten einem flam¬ mändischen Maler zu Nymphen und Göt¬ tinnen sitzen können. Arbeitsamkeit erhält diese Menschen nüchtern, und macht sie verhältnissmässig gegen die Oberländer wohl¬ habend. Das feuchte Klima, die stete An¬ strengung beim Ackerbau, vielleicht auch das ursprüngliche Temperament des blonden niederdeutschen Blutes, macht sie phlegma¬ tisch, gleichgültig, ungesellig, störrig; und die Religion, wenigstens so, wie man sie ihnen nach hierarchischen Grundsätzen bei¬ bringt, trägt eben nicht viel dazu bei, sie geistreich und aufgeweckt zu machen. Ihr Wohlstand giebt ihnen Unabhängigkeit, und dieses glückliche Verhältniss gegen den Ne¬ benmenschen trägt vielleicht auch das sei¬ nige dazu bei, die Gleichgültigkeit gegen dea Fremden bis zur rohen, unwirthbaren Un¬ gezogenheit zu treiben. Selbst bei denen,
Manche, die wir sahen, hätten einem flam¬ mändischen Maler zu Nymphen und Göt¬ tinnen sitzen können. Arbeitsamkeit erhält diese Menschen nüchtern, und macht sie verhältniſsmäſsig gegen die Oberländer wohl¬ habend. Das feuchte Klima, die stete An¬ strengung beim Ackerbau, vielleicht auch das ursprüngliche Temperament des blonden niederdeutschen Blutes, macht sie phlegma¬ tisch, gleichgültig, ungesellig, störrig; und die Religion, wenigstens so, wie man sie ihnen nach hierarchischen Grundsätzen bei¬ bringt, trägt eben nicht viel dazu bei, sie geistreich und aufgeweckt zu machen. Ihr Wohlstand giebt ihnen Unabhängigkeit, und dieses glückliche Verhältniſs gegen den Ne¬ benmenschen trägt vielleicht auch das sei¬ nige dazu bei, die Gleichgültigkeit gegen dea Fremden bis zur rohen, unwirthbaren Un¬ gezogenheit zu treiben. Selbst bei denen,
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Manche, die wir sahen, hätten einem flam¬
mändischen Maler zu Nymphen und Göt¬
tinnen sitzen können. Arbeitsamkeit erhält
diese Menschen nüchtern, und macht sie
verhältniſsmäſsig gegen die Oberländer wohl¬
habend. Das feuchte Klima, die stete An¬
strengung beim Ackerbau, vielleicht auch
das ursprüngliche Temperament des blonden
niederdeutschen Blutes, macht sie phlegma¬
tisch, gleichgültig, ungesellig, störrig; und
die Religion, wenigstens so, wie man sie
ihnen nach hierarchischen Grundsätzen bei¬
bringt, trägt eben nicht viel dazu bei, sie
geistreich und aufgeweckt zu machen. Ihr
Wohlstand giebt ihnen Unabhängigkeit, und
dieses glückliche Verhältniſs gegen den Ne¬
benmenschen trägt vielleicht auch das sei¬
nige dazu bei, die Gleichgültigkeit gegen dea
Fremden bis zur rohen, unwirthbaren Un¬
gezogenheit zu treiben. Selbst bei denen,
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/266>, abgerufen am 25.11.2024.
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