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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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Rechten, deren Arm, links hingehalten, sei¬
nen Schooss beschattet, hält er das andere
Emblem des Täufers: die, mit dem Quell,
der unter seinem Sitze hervorströmt, ange¬
füllte Schale. Diese Zeichen geben ihm für
den Christen ein eigenthümliches Interesse;
sie versetzen uns in den bestimmten Ge¬
sichtspunkt, aus welchem der Künstler be¬
urtheilt werden muss, den nämlich, in des¬
sen ekstatischem Helldunkel er das Urbild
seiner Schöpfung erscheinen sah. Doch die¬
ser Künstler war nicht nur Christ, er war
zugleich ein Mensch; und, mit Menschen
menschlich zu reden, ersann er dieses un¬
übertrefliche Denkmal seiner Kunst und sei¬
nes leise ahndenden, in die Tiefen der Seele
göttlich herabsteigenden Geistes! Wenn im
Strome wechselbringender Jahrtausende die
jetzigen Einkleidungen des Wahren längst
verschwunden und vergessen sind, und es

Rechten, deren Arm, links hingehalten, sei¬
nen Schooſs beschattet, hält er das andere
Emblem des Täufers: die, mit dem Quell,
der unter seinem Sitze hervorströmt, ange¬
füllte Schale. Diese Zeichen geben ihm für
den Christen ein eigenthümliches Interesse;
sie versetzen uns in den bestimmten Ge¬
sichtspunkt, aus welchem der Künstler be¬
urtheilt werden muſs, den nämlich, in des¬
sen ekstatischem Helldunkel er das Urbild
seiner Schöpfung erscheinen sah. Doch die¬
ser Künstler war nicht nur Christ, er war
zugleich ein Mensch; und, mit Menschen
menschlich zu reden, ersann er dieses un¬
übertrefliche Denkmal seiner Kunst und sei¬
nes leise ahndenden, in die Tiefen der Seele
göttlich herabsteigenden Geistes! Wenn im
Strome wechselbringender Jahrtausende die
jetzigen Einkleidungen des Wahren längst
verschwunden und vergessen sind, und es

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[232/0244] Rechten, deren Arm, links hingehalten, sei¬ nen Schooſs beschattet, hält er das andere Emblem des Täufers: die, mit dem Quell, der unter seinem Sitze hervorströmt, ange¬ füllte Schale. Diese Zeichen geben ihm für den Christen ein eigenthümliches Interesse; sie versetzen uns in den bestimmten Ge¬ sichtspunkt, aus welchem der Künstler be¬ urtheilt werden muſs, den nämlich, in des¬ sen ekstatischem Helldunkel er das Urbild seiner Schöpfung erscheinen sah. Doch die¬ ser Künstler war nicht nur Christ, er war zugleich ein Mensch; und, mit Menschen menschlich zu reden, ersann er dieses un¬ übertrefliche Denkmal seiner Kunst und sei¬ nes leise ahndenden, in die Tiefen der Seele göttlich herabsteigenden Geistes! Wenn im Strome wechselbringender Jahrtausende die jetzigen Einkleidungen des Wahren längst verschwunden und vergessen sind, und es

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/244>, abgerufen am 27.04.2024.