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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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wie griechisch ausgesprochene Laute und Na¬
men in unserer Poesie. Es mag seine Rich¬
tigkeit haben mit der göttlichen Vollkom¬
menheit der beiden Meisterwerke des Phi¬
dias
, seiner Minerva und seines Jupiters;
aber je majestätischer sie da sässen oder
ständen, das hehre Haupt für unsern Blick
angränzend an den Himmel: desto furcht¬
barer unserer Phantasie; je vollkommnere
Ideale des Erhabenen: desto befremdlicher
unserer Schwachheit. Menschen, die für
sich allein stehen konnten, hatten keckes
Bewusstseyn genug, um jenen Riesengott¬
heiten ins Auge zu sehen, sich verwandt
mit ihnen zu fühlen und sich um dieser
Verwandtschaft willen ihren Beistand im
Nothfall zu versprechen. Unsere Hülfsbe¬
dürftigkeit ändert die Sache. Wir darben
unaufhörlich und trotzen nie auf eigene
Kräfte. Einen Vertrauten zu finden, dem

wir

wie griechisch ausgesprochene Laute und Na¬
men in unserer Poësie. Es mag seine Rich¬
tigkeit haben mit der göttlichen Vollkom¬
menheit der beiden Meisterwerke des Phi¬
dias
, seiner Minerva und seines Jupiters;
aber je majestätischer sie da säſsen oder
ständen, das hehre Haupt für unsern Blick
angränzend an den Himmel: desto furcht¬
barer unserer Phantasie; je vollkommnere
Ideale des Erhabenen: desto befremdlicher
unserer Schwachheit. Menschen, die für
sich allein stehen konnten, hatten keckes
Bewuſstseyn genug, um jenen Riesengott¬
heiten ins Auge zu sehen, sich verwandt
mit ihnen zu fühlen und sich um dieser
Verwandtschaft willen ihren Beistand im
Nothfall zu versprechen. Unsere Hülfsbe¬
dürftigkeit ändert die Sache. Wir darben
unaufhörlich und trotzen nie auf eigene
Kräfte. Einen Vertrauten zu finden, dem

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[208/0220] wie griechisch ausgesprochene Laute und Na¬ men in unserer Poësie. Es mag seine Rich¬ tigkeit haben mit der göttlichen Vollkom¬ menheit der beiden Meisterwerke des Phi¬ dias, seiner Minerva und seines Jupiters; aber je majestätischer sie da säſsen oder ständen, das hehre Haupt für unsern Blick angränzend an den Himmel: desto furcht¬ barer unserer Phantasie; je vollkommnere Ideale des Erhabenen: desto befremdlicher unserer Schwachheit. Menschen, die für sich allein stehen konnten, hatten keckes Bewuſstseyn genug, um jenen Riesengott¬ heiten ins Auge zu sehen, sich verwandt mit ihnen zu fühlen und sich um dieser Verwandtschaft willen ihren Beistand im Nothfall zu versprechen. Unsere Hülfsbe¬ dürftigkeit ändert die Sache. Wir darben unaufhörlich und trotzen nie auf eigene Kräfte. Einen Vertrauten zu finden, dem wir

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/220>, abgerufen am 27.04.2024.