zu einem harmonischen Ganzen vereinigt, darstellen müsse, so wird uns bei der Aus¬ führung immer eines Jeden individueller Schönheitssinn im Wege stehen, und jeder Künstler, wie er selbst moralisch gross oder klein ist, wie er auffassen, theilnehmen und mittheilen kann, auch, wie er Gelegenheit hatte, das einzelne Vortrefliche zu sammlen und zu vergleichen, wird uns das Ideal sei¬ ner Phantasie mit andern Zügen schildern. Fürwahr also, eine höchstverwickelte Auf¬ gabe, da, wo sich alle zuletzt auf ein un¬ willkührliches Gefallen und Nichtgefallen be¬ rufen, einen Ausspruch wagen, eine Wahl treffen zu müssen, zumal da der Fall des Kenners, des Kunstliebhabers und überhaupt eines Jeden, der sich auf die Beurtheilung eines Kunstwerkes einlässt, von dem Falle des Künstlers in so fern nicht verschieden ist, dass jeder von ihnen zu dieser Beurthei¬
zu einem harmonischen Ganzen vereinigt, darstellen müsse, so wird uns bei der Aus¬ führung immer eines Jeden individueller Schönheitssinn im Wege stehen, und jeder Künstler, wie er selbst moralisch groſs oder klein ist, wie er auffassen, theilnehmen und mittheilen kann, auch, wie er Gelegenheit hatte, das einzelne Vortrefliche zu sammlen und zu vergleichen, wird uns das Ideal sei¬ ner Phantasie mit andern Zügen schildern. Fürwahr also, eine höchstverwickelte Auf¬ gabe, da, wo sich alle zuletzt auf ein un¬ willkührliches Gefallen und Nichtgefallen be¬ rufen, einen Ausſpruch wagen, eine Wahl treffen zu müssen, zumal da der Fall des Kenners, des Kunstliebhabers und überhaupt eines Jeden, der sich auf die Beurtheilung eines Kunstwerkes einläſst, von dem Falle des Künstlers in so fern nicht verschieden ist, daſs jeder von ihnen zu dieser Beurthei¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0212"n="200"/>
zu einem harmonischen Ganzen vereinigt,<lb/>
darstellen müsse, so wird uns bei der Aus¬<lb/>
führung immer eines Jeden individueller<lb/>
Schönheitssinn im Wege stehen, und jeder<lb/>
Künstler, wie er selbst moralisch groſs oder<lb/>
klein ist, wie er auffassen, theilnehmen und<lb/>
mittheilen kann, auch, wie er Gelegenheit<lb/>
hatte, das einzelne Vortrefliche zu sammlen<lb/>
und zu vergleichen, wird uns das Ideal sei¬<lb/>
ner Phantasie mit andern Zügen schildern.<lb/>
Fürwahr also, eine höchstverwickelte Auf¬<lb/>
gabe, da, wo sich alle zuletzt auf ein un¬<lb/>
willkührliches Gefallen und Nichtgefallen be¬<lb/>
rufen, einen Ausſpruch wagen, eine Wahl<lb/>
treffen zu müssen, zumal da der Fall des<lb/>
Kenners, des Kunstliebhabers und überhaupt<lb/>
eines Jeden, der sich auf die Beurtheilung<lb/>
eines Kunstwerkes einläſst, von dem Falle des<lb/>
Künstlers in so fern nicht verschieden ist,<lb/>
daſs jeder von ihnen zu dieser Beurthei¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[200/0212]
zu einem harmonischen Ganzen vereinigt,
darstellen müsse, so wird uns bei der Aus¬
führung immer eines Jeden individueller
Schönheitssinn im Wege stehen, und jeder
Künstler, wie er selbst moralisch groſs oder
klein ist, wie er auffassen, theilnehmen und
mittheilen kann, auch, wie er Gelegenheit
hatte, das einzelne Vortrefliche zu sammlen
und zu vergleichen, wird uns das Ideal sei¬
ner Phantasie mit andern Zügen schildern.
Fürwahr also, eine höchstverwickelte Auf¬
gabe, da, wo sich alle zuletzt auf ein un¬
willkührliches Gefallen und Nichtgefallen be¬
rufen, einen Ausſpruch wagen, eine Wahl
treffen zu müssen, zumal da der Fall des
Kenners, des Kunstliebhabers und überhaupt
eines Jeden, der sich auf die Beurtheilung
eines Kunstwerkes einläſst, von dem Falle des
Künstlers in so fern nicht verschieden ist,
daſs jeder von ihnen zu dieser Beurthei¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/212>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.