Führer war über achtzig Jahr alt, und sah wenigstens zwanzig Jahr jünger aus. Auf seinem übrigens sehr gutmüthigen Gesichte, war die Leere des Gedächtnisses, die Ar¬ muth des Ideenvorraths, unverkennbar. Was ist nun besser: einige Runzeln mehr und einen durch Übung gebildeten, durch Erfah¬ rung und Thätigkeit bereicherten Geist zu Grabe zu nehmen, oder sorglos, ohne Lei¬ denschaften, ohne Geistesgenuss, in stiller Andacht hinzubrüten und zuletzt ganz sanft in seinem Fette zu ersticken? Wähle sich ein jeder, was ihm frommt; ich weiss, dass diese Existenz und dieses Ende keinen Reiz für den haben, der schon das bessere Loos der Menschen kannte:
zu leiden, zu weinen, zu geniessen und zu freuen sich.
I. Theil. H
Führer war über achtzig Jahr alt, und sah wenigstens zwanzig Jahr jünger aus. Auf seinem übrigens sehr gutmüthigen Gesichte, war die Leere des Gedächtnisses, die Ar¬ muth des Ideenvorraths, unverkennbar. Was ist nun besser: einige Runzeln mehr und einen durch Übung gebildeten, durch Erfah¬ rung und Thätigkeit bereicherten Geist zu Grabe zu nehmen, oder sorglos, ohne Lei¬ denschaften, ohne Geistesgenuſs, in stiller Andacht hinzubrüten und zuletzt ganz sanft in seinem Fette zu ersticken? Wähle sich ein jeder, was ihm frommt; ich weiſs, daſs diese Existenz und dieses Ende keinen Reiz für den haben, der schon das bessere Loos der Menschen kannte:
zu leiden, zu weinen, zu genieſsen und zu freuen sich.
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Führer war über achtzig Jahr alt, und sah
wenigstens zwanzig Jahr jünger aus. Auf
seinem übrigens sehr gutmüthigen Gesichte,
war die Leere des Gedächtnisses, die Ar¬
muth des Ideenvorraths, unverkennbar. Was
ist nun besser: einige Runzeln mehr und
einen durch Übung gebildeten, durch Erfah¬
rung und Thätigkeit bereicherten Geist zu
Grabe zu nehmen, oder sorglos, ohne Lei¬
denschaften, ohne Geistesgenuſs, in stiller
Andacht hinzubrüten und zuletzt ganz sanft
in seinem Fette zu ersticken? Wähle sich
ein jeder, was ihm frommt; ich weiſs, daſs
diese Existenz und dieses Ende keinen Reiz
für den haben, der schon das bessere Loos
der Menschen kannte:
zu leiden, zu weinen,
zu genieſsen und zu freuen sich.
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/125>, abgerufen am 21.11.2024.
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