sagen ,ja', denn ich flaniere viel umher. Aber es ist doch wohl richtiger, wenn ich sage ,nein'."
"Nun präcisieren wir die Frage. Kennen Sie die Matrosenkneipen in Old-Wapping?"
"Nein."
"Oder die Werbe-Kneipen in Westminster?"
"Nein."
"Oder Punch und Judy?"
"Nein."
"Nun, dann weiß ich wie's steht und daß Sie sich noch im stande der Unschuld befinden. Ich bin übrigens, wenn es Ihnen paßt, jeden Augenblick bereit, Ihren Führer zu machen. Können Sie morgen Abend? Man muß doch mal anfangen."
Ich sagte ihm, daß mir nichts Lieberes passieren könne und nun begann ein völliger Kursus, der sich über einen ganzen Winter hin ausdehnte. Wir wechselten dabei mit "hoch oben" und "tief unten". Wenn wir uns an einem Tag bis zum Ship-Hotel in Greenwich oder gar bis zu Star und Garter in Richmond verstiegen hatten, waren wir am andern Tag in den tollsten Spelunken, wohin uns dann ein Polizeibeamter von mittlerem Rang, ein Bekannter Fauchers, zu begleiten pflegte. Den Verkehr zu sehen zwischen diesem Faucherschen Beamten und den Verbrechern, die seine geliebte Herde bildeten, war
sagen ‚ja‘, denn ich flaniere viel umher. Aber es ist doch wohl richtiger, wenn ich sage ‚nein‘.“
„Nun präcisieren wir die Frage. Kennen Sie die Matrosenkneipen in Old-Wapping?“
„Nein.“
„Oder die Werbe-Kneipen in Westminster?“
„Nein.“
„Oder Punch und Judy?“
„Nein.“
„Nun, dann weiß ich wie’s steht und daß Sie sich noch im stande der Unschuld befinden. Ich bin übrigens, wenn es Ihnen paßt, jeden Augenblick bereit, Ihren Führer zu machen. Können Sie morgen Abend? Man muß doch mal anfangen.“
Ich sagte ihm, daß mir nichts Lieberes passieren könne und nun begann ein völliger Kursus, der sich über einen ganzen Winter hin ausdehnte. Wir wechselten dabei mit „hoch oben“ und „tief unten“. Wenn wir uns an einem Tag bis zum Ship-Hôtel in Greenwich oder gar bis zu Star und Garter in Richmond verstiegen hatten, waren wir am andern Tag in den tollsten Spelunken, wohin uns dann ein Polizeibeamter von mittlerem Rang, ein Bekannter Fauchers, zu begleiten pflegte. Den Verkehr zu sehen zwischen diesem Faucherschen Beamten und den Verbrechern, die seine geliebte Herde bildeten, war
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sagen ‚ja‘, denn ich flaniere viel umher. Aber es ist doch wohl richtiger, wenn ich sage ‚nein‘.“
„Nun präcisieren wir die Frage. Kennen Sie die Matrosenkneipen in Old-Wapping?“
„Nein.“
„Oder die Werbe-Kneipen in Westminster?“
„Nein.“
„Oder Punch und Judy?“
„Nein.“
„Nun, dann weiß ich wie’s steht und daß Sie sich noch im stande der Unschuld befinden. Ich bin übrigens, wenn es Ihnen paßt, jeden Augenblick bereit, Ihren Führer zu machen. Können Sie morgen Abend? Man muß doch mal anfangen.“
Ich sagte ihm, daß mir nichts Lieberes passieren könne und nun begann ein völliger Kursus, der sich über einen ganzen Winter hin ausdehnte. Wir wechselten dabei mit „hoch oben“ und „tief unten“. Wenn wir uns an einem Tag bis zum Ship-Hôtel in Greenwich oder gar bis zu Star und Garter in Richmond verstiegen hatten, waren wir am andern Tag in den tollsten Spelunken, wohin uns dann ein Polizeibeamter von mittlerem Rang, ein Bekannter Fauchers, zu begleiten pflegte. Den Verkehr zu sehen zwischen diesem Faucherschen Beamten und den Verbrechern, die seine geliebte Herde bildeten, war
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/73>, abgerufen am 16.02.2025.
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