George Hesekiel, 1819 geboren, war der Sohn des Predigers und, wenn ich nicht irre, späteren Konsistorialrats Friedrich Hesekiel zu Halle. Schon dieser war eine volle Persönlichkeit und, wie nach ihm sein Sohn, der Freund eines guten Mahls und eines noch besseren Trunkes. In seinem Keller lag ein alter ausgezeichneter "Naumburger", den ihm eine Bürgerdeputation mit der in gutem sächsisch vorgetragenen Bemerkung überreicht hatte: "Das ist unser teurer Bürgerschweiß." Und immer wenn ein Festtag war - und der alte Konsistorialrat hatte gern Festtage - so mußte George in den Keller, um eine Flasche "teuren Bürgerschweiß" herauf zu holen.
Die Hesekiels, durch zwei Jahrhunderte hin immer Geistliche, stammten aus Böhmen und gehörten, wenn ich recht berichtet bin, einer Adelsfamilie von
Siebentes Kapitel.
George Hesekiel.
George Hesekiel, 1819 geboren, war der Sohn des Predigers und, wenn ich nicht irre, späteren Konsistorialrats Friedrich Hesekiel zu Halle. Schon dieser war eine volle Persönlichkeit und, wie nach ihm sein Sohn, der Freund eines guten Mahls und eines noch besseren Trunkes. In seinem Keller lag ein alter ausgezeichneter „Naumburger“, den ihm eine Bürgerdeputation mit der in gutem sächsisch vorgetragenen Bemerkung überreicht hatte: „Das ist unser teurer Bürgerschweiß.“ Und immer wenn ein Festtag war – und der alte Konsistorialrat hatte gern Festtage – so mußte George in den Keller, um eine Flasche „teuren Bürgerschweiß“ herauf zu holen.
Die Hesekiels, durch zwei Jahrhunderte hin immer Geistliche, stammten aus Böhmen und gehörten, wenn ich recht berichtet bin, einer Adelsfamilie von
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Siebentes Kapitel.
George Hesekiel.
George Hesekiel, 1819 geboren, war der Sohn des Predigers und, wenn ich nicht irre, späteren Konsistorialrats Friedrich Hesekiel zu Halle. Schon dieser war eine volle Persönlichkeit und, wie nach ihm sein Sohn, der Freund eines guten Mahls und eines noch besseren Trunkes. In seinem Keller lag ein alter ausgezeichneter „Naumburger“, den ihm eine Bürgerdeputation mit der in gutem sächsisch vorgetragenen Bemerkung überreicht hatte: „Das ist unser teurer Bürgerschweiß.“ Und immer wenn ein Festtag war – und der alte Konsistorialrat hatte gern Festtage – so mußte George in den Keller, um eine Flasche „teuren Bürgerschweiß“ herauf zu holen.
Die Hesekiels, durch zwei Jahrhunderte hin immer Geistliche, stammten aus Böhmen und gehörten, wenn ich recht berichtet bin, einer Adelsfamilie von
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/439>, abgerufen am 21.11.2024.
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