sichs ganz natürlich, daß ein an jenem Marschtage geborner Lieder-Cyklus, - den ich übrigens in einem aus jener Zeit her aufbewahrten belletristischen Journal mit dem sehr unbelletristischen Titel "Die Eisenbahn" noch besitze, - den ganzen, in einem unausgesetzten Freiheitsruf erklingenden Nachmittag, über das bloß Beschreibende hinaus, auf eine "höhere Stufe" hob. In dem Lieder Cyklus aber hieß es:
Auf Leipzigs Schlachtgefilden Ich heute gewandert bin, Das fallende Laub der Bäume Tanzte vor mich hin.
Der Herbst muß von den Bäumen Die Blätter mähn und wehn, Wenn wir den neuen Frühling In Blüten wollen sehn.
Ein Herbst hat hier genommen Des deutschen Laubes viel, - Wann wird der Frühling kommen Für den es freudig fiel?
Aehnliche Fragen und Betrachtungen kehrten an jenem Nachmittage mit der wechselnden Szenerie beständig wieder. Ein großer Dorffriedhof wurde sichtbar, aber nur um mich sofort behaupten zu lassen, "daß Deutschland ein größerer sei", und als ich bald danach beim Eintritt in das Dorf Markleeberg einem Hochzeitszuge begegnete, hieß es in meinem Liedercyklus ungesäumt:
sichs ganz natürlich, daß ein an jenem Marschtage geborner Lieder-Cyklus, – den ich übrigens in einem aus jener Zeit her aufbewahrten belletristischen Journal mit dem sehr unbelletristischen Titel „Die Eisenbahn“ noch besitze, – den ganzen, in einem unausgesetzten Freiheitsruf erklingenden Nachmittag, über das bloß Beschreibende hinaus, auf eine „höhere Stufe“ hob. In dem Lieder Cyklus aber hieß es:
Auf Leipzigs Schlachtgefilden Ich heute gewandert bin, Das fallende Laub der Bäume Tanzte vor mich hin.
Der Herbst muß von den Bäumen Die Blätter mähn und wehn, Wenn wir den neuen Frühling In Blüten wollen sehn.
Ein Herbst hat hier genommen Des deutschen Laubes viel, – Wann wird der Frühling kommen Für den es freudig fiel?
Aehnliche Fragen und Betrachtungen kehrten an jenem Nachmittage mit der wechselnden Szenerie beständig wieder. Ein großer Dorffriedhof wurde sichtbar, aber nur um mich sofort behaupten zu lassen, „daß Deutschland ein größerer sei“, und als ich bald danach beim Eintritt in das Dorf Markleeberg einem Hochzeitszuge begegnete, hieß es in meinem Liedercyklus ungesäumt:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0136"n="127"/>
sichs ganz natürlich, daß ein an jenem Marschtage geborner Lieder-Cyklus, – den ich übrigens in einem aus jener Zeit her aufbewahrten belletristischen Journal mit dem sehr unbelletristischen Titel „Die Eisenbahn“ noch besitze, – den ganzen, in einem unausgesetzten Freiheitsruf erklingenden Nachmittag, über das bloß Beschreibende hinaus, auf eine „höhere Stufe“ hob. In dem Lieder Cyklus aber hieß es:</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Auf Leipzigs Schlachtgefilden</l><lb/><l>Ich heute gewandert bin,</l><lb/><l>Das fallende Laub der Bäume</l><lb/><l>Tanzte vor mich hin.</l><lb/></lg><lgn="2"><l>Der Herbst muß von den Bäumen</l><lb/><l>Die Blätter mähn und wehn,</l><lb/><l>Wenn wir den neuen Frühling</l><lb/><l>In Blüten wollen sehn.</l><lb/></lg><lgn="3"><l>Ein Herbst hat hier genommen</l><lb/><l>Des deutschen Laubes viel, –</l><lb/><l>Wann wird der Frühling kommen</l><lb/><l>Für den es freudig fiel?</l><lb/></lg></lg><p>Aehnliche Fragen und Betrachtungen kehrten an jenem Nachmittage mit der wechselnden Szenerie beständig wieder. Ein großer Dorffriedhof wurde sichtbar, aber nur um mich sofort behaupten zu lassen, „daß Deutschland ein größerer sei“, und als ich bald danach beim Eintritt in das Dorf Markleeberg einem Hochzeitszuge begegnete, hieß es in meinem Liedercyklus ungesäumt:</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[127/0136]
sichs ganz natürlich, daß ein an jenem Marschtage geborner Lieder-Cyklus, – den ich übrigens in einem aus jener Zeit her aufbewahrten belletristischen Journal mit dem sehr unbelletristischen Titel „Die Eisenbahn“ noch besitze, – den ganzen, in einem unausgesetzten Freiheitsruf erklingenden Nachmittag, über das bloß Beschreibende hinaus, auf eine „höhere Stufe“ hob. In dem Lieder Cyklus aber hieß es:
Auf Leipzigs Schlachtgefilden
Ich heute gewandert bin,
Das fallende Laub der Bäume
Tanzte vor mich hin.
Der Herbst muß von den Bäumen
Die Blätter mähn und wehn,
Wenn wir den neuen Frühling
In Blüten wollen sehn.
Ein Herbst hat hier genommen
Des deutschen Laubes viel, –
Wann wird der Frühling kommen
Für den es freudig fiel?
Aehnliche Fragen und Betrachtungen kehrten an jenem Nachmittage mit der wechselnden Szenerie beständig wieder. Ein großer Dorffriedhof wurde sichtbar, aber nur um mich sofort behaupten zu lassen, „daß Deutschland ein größerer sei“, und als ich bald danach beim Eintritt in das Dorf Markleeberg einem Hochzeitszuge begegnete, hieß es in meinem Liedercyklus ungesäumt:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/136>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.