Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.herrn und Rittmeisters ehemaliger Spielgefährte, war Es war vier Uhr Nachmittags und der Verkehr Am türkischen Zelt, das sonst wohl sein Ziel zu 13*
herrn und Rittmeiſters ehemaliger Spielgefährte, war Es war vier Uhr Nachmittags und der Verkehr Am türkiſchen Zelt, das ſonſt wohl ſein Ziel zu 13*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0207" n="195"/> herrn und Rittmeiſters ehemaliger Spielgefährte, war<lb/> er dieſem und allem, was Schach hieß, ſelbſtverſtändlich<lb/> in unbedingten Treuen ergeben.</p><lb/> <p>Es war vier Uhr Nachmittags und der Verkehr<lb/> nicht groß, trotzdem die Sonne ſchien und ein er¬<lb/> quickender Wind wehte. Nur wenige Reiter begegneten<lb/> ihnen, unter dieſen auch ein paar Offiziere von Schachs<lb/> Regiment. Schach erwiderte ihren Gruß, paſſierte<lb/> den Landwehrgraben und ritt bald danach in die<lb/> breite Charlottenburger Hauptſtraße mit ihren Sommer¬<lb/> häuſern und Vorgärten ein.</p><lb/> <p>Am türkiſchen Zelt, das ſonſt wohl ſein Ziel zu<lb/> ſein pflegte, wollte ſein Pferd einbiegen; er zwang es<lb/> aber weiter und hielt erſt bei dem Morelliſchen Kaffee¬<lb/> hauſe, das ihm heute für den Gang, den er vorhatte,<lb/> bequemer gelegen war. Er ſchwang ſich aus dem<lb/> Sattel, gab der Ordonnanz den Zügel und ging ohne<lb/> Verſäumnis auf das Schloß zu. Hier trat er nach<lb/> Paſſierung eines öden und von der Juliſonne längſt<lb/> verbrannten Grasvierecks erſt in ein geräumiges<lb/> Treppenhaus und bald danach in einen ſchmalen<lb/> Korridor ein, an deſſen Wänden in anſcheinend über¬<lb/> lebensgroßen Porträts die glotzäugigen blauen Rieſen<lb/> König Friedrich Wilhelms <hi rendition="#aq">I</hi>. paradierten. Am Ende<lb/> dieſes Ganges aber traf er einen Kammerdiener, der<lb/> ihn, nach vorgängiger Meldung, in das Arbeitskabinet<lb/> des Königs führte.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">13*<lb/></fw> </div> </body> </text> </TEI> [195/0207]
herrn und Rittmeiſters ehemaliger Spielgefährte, war
er dieſem und allem, was Schach hieß, ſelbſtverſtändlich
in unbedingten Treuen ergeben.
Es war vier Uhr Nachmittags und der Verkehr
nicht groß, trotzdem die Sonne ſchien und ein er¬
quickender Wind wehte. Nur wenige Reiter begegneten
ihnen, unter dieſen auch ein paar Offiziere von Schachs
Regiment. Schach erwiderte ihren Gruß, paſſierte
den Landwehrgraben und ritt bald danach in die
breite Charlottenburger Hauptſtraße mit ihren Sommer¬
häuſern und Vorgärten ein.
Am türkiſchen Zelt, das ſonſt wohl ſein Ziel zu
ſein pflegte, wollte ſein Pferd einbiegen; er zwang es
aber weiter und hielt erſt bei dem Morelliſchen Kaffee¬
hauſe, das ihm heute für den Gang, den er vorhatte,
bequemer gelegen war. Er ſchwang ſich aus dem
Sattel, gab der Ordonnanz den Zügel und ging ohne
Verſäumnis auf das Schloß zu. Hier trat er nach
Paſſierung eines öden und von der Juliſonne längſt
verbrannten Grasvierecks erſt in ein geräumiges
Treppenhaus und bald danach in einen ſchmalen
Korridor ein, an deſſen Wänden in anſcheinend über¬
lebensgroßen Porträts die glotzäugigen blauen Rieſen
König Friedrich Wilhelms I. paradierten. Am Ende
dieſes Ganges aber traf er einen Kammerdiener, der
ihn, nach vorgängiger Meldung, in das Arbeitskabinet
des Königs führte.
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