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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.

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"Wohin befehlen, gnädige Frau?

"Ich überlaß es Ihnen. Nur keine Schlösser,
oder doch so wenig wie möglich; aber Park und Garten,
und Wasser und Wiesen."

"Ah, je comprends," radebrechte der Lohndiener,
der sich daran gewöhnt hatte, seine Fremden ein für
allemal als Halbfranzosen zu nehmen, oder vielleicht
auch dem französischen Namen der Frau von Carayon
einige Berücksichtigung schuldig zu sein glaubte. "Je
comprends.
" Und er gab dem in einem alten
Tressenhut auf dem Bock sitzenden Kutscher Ordre,
zunächst in den "Neuen Garten" zu fahren.

In dem "Neuen Garten" war es wie tot, und
eine dunkle, melancholische Cypressenallee schien gar
kein Ende nehmen zu wollen. Endlich lenkte man
nach rechts hin in einen neben einem See hinlaufenden
Weg ein, dessen einreihig gepflanzte Bäume mit ihrem
weit ausgestreckten und niederhängenden Gezweige den
Wasserspiegel berührten. In dem Gitterwerke der
Blätter aber glomm und glitzerte die niedergehende
Sonne. Frau von Carayon vergaß über diese Schön¬
heit all ihr Leid, und fühlte sich dem Zauber derselben
erst wieder entrissen, als der Wagen aus dem Ufer¬
weg abermals in den großen Mittelgang einbog, und
gleich danach vor einem aus Backstein aufgeführten,
im Übrigen aber mit Gold und Marmor reich ge¬
schmücktem Hause hielt.

„Wohin befehlen, gnädige Frau?

„Ich überlaß es Ihnen. Nur keine Schlöſſer,
oder doch ſo wenig wie möglich; aber Park und Garten,
und Waſſer und Wieſen.“

Ah, je comprends,“ radebrechte der Lohndiener,
der ſich daran gewöhnt hatte, ſeine Fremden ein für
allemal als Halbfranzoſen zu nehmen, oder vielleicht
auch dem franzöſiſchen Namen der Frau von Carayon
einige Berückſichtigung ſchuldig zu ſein glaubte. „Je
comprends.
“ Und er gab dem in einem alten
Treſſenhut auf dem Bock ſitzenden Kutſcher Ordre,
zunächſt in den „Neuen Garten“ zu fahren.

In dem „Neuen Garten“ war es wie tot, und
eine dunkle, melancholiſche Cypreſſenallee ſchien gar
kein Ende nehmen zu wollen. Endlich lenkte man
nach rechts hin in einen neben einem See hinlaufenden
Weg ein, deſſen einreihig gepflanzte Bäume mit ihrem
weit ausgeſtreckten und niederhängenden Gezweige den
Waſſerſpiegel berührten. In dem Gitterwerke der
Blätter aber glomm und glitzerte die niedergehende
Sonne. Frau von Carayon vergaß über dieſe Schön¬
heit all ihr Leid, und fühlte ſich dem Zauber derſelben
erſt wieder entriſſen, als der Wagen aus dem Ufer¬
weg abermals in den großen Mittelgang einbog, und
gleich danach vor einem aus Backſtein aufgeführten,
im Übrigen aber mit Gold und Marmor reich ge¬
ſchmücktem Hauſe hielt.

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[184/0196] „Wohin befehlen, gnädige Frau? „Ich überlaß es Ihnen. Nur keine Schlöſſer, oder doch ſo wenig wie möglich; aber Park und Garten, und Waſſer und Wieſen.“ „Ah, je comprends,“ radebrechte der Lohndiener, der ſich daran gewöhnt hatte, ſeine Fremden ein für allemal als Halbfranzoſen zu nehmen, oder vielleicht auch dem franzöſiſchen Namen der Frau von Carayon einige Berückſichtigung ſchuldig zu ſein glaubte. „Je comprends.“ Und er gab dem in einem alten Treſſenhut auf dem Bock ſitzenden Kutſcher Ordre, zunächſt in den „Neuen Garten“ zu fahren. In dem „Neuen Garten“ war es wie tot, und eine dunkle, melancholiſche Cypreſſenallee ſchien gar kein Ende nehmen zu wollen. Endlich lenkte man nach rechts hin in einen neben einem See hinlaufenden Weg ein, deſſen einreihig gepflanzte Bäume mit ihrem weit ausgeſtreckten und niederhängenden Gezweige den Waſſerſpiegel berührten. In dem Gitterwerke der Blätter aber glomm und glitzerte die niedergehende Sonne. Frau von Carayon vergaß über dieſe Schön¬ heit all ihr Leid, und fühlte ſich dem Zauber derſelben erſt wieder entriſſen, als der Wagen aus dem Ufer¬ weg abermals in den großen Mittelgang einbog, und gleich danach vor einem aus Backſtein aufgeführten, im Übrigen aber mit Gold und Marmor reich ge¬ ſchmücktem Hauſe hielt.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/196>, abgerufen am 28.11.2024.