Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.härter als Vertagung. Nur rasch, rasch! Eine kurze Schweren Herzens, und geängstigt durch die härter als Vertagung. Nur raſch, raſch! Eine kurze Schweren Herzens, und geängſtigt durch die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0195" n="183"/> härter als Vertagung. Nur raſch, raſch! Eine kurze<lb/> Strecke geht es, aber dann verſagen die Nerven.</p><lb/> <p>Schweren Herzens, und geängſtigt durch die<lb/> Vorſtellung, daß ihr dieſer Fehlſchlag vielleicht einen<lb/> Fehlſchlag überhaupt bedeute, kehrte Frau von Carayon<lb/> in das Gaſthaus zurück. An eine Fahrt nach Paretz<lb/> hinaus war für heute nicht mehr zu denken, um ſo<lb/> weniger, als zu ſo ſpäter Nachmittagszeit unmöglich<lb/> noch eine Audienz erbeten werden konnte. So denn<lb/> alſo warten bis morgen! Sie nahm ein kleines Diner,<lb/> ſetzte ſich wenigſtens zu Tiſch, und ſchien entſchloſſen,<lb/> die langen langen Stunden in Einſamkeit auf ihrem<lb/> Zimmer zu verbringen. Aber die Gedanken und Bilder,<lb/> die vor ihr aufſtiegen und vor allem die feierlichen<lb/> Anſprachen, die ſie ſich zum hundertſten Male wieder¬<lb/> holte, ſo lange wiederholte, bis ſie zuletzt fühlte, ſie<lb/> werde, wenn der Augenblick da ſei, kein einziges Wort<lb/> hervorbringen können, — alles das gab ihr zuletzt<lb/> den geſunden Entſchluß ein, ſich gewaltſam aus ihren<lb/> Grübeleien herauszureißen und in den Straßen und<lb/> Umgebungen der Stadt umherzufahren. Ein Lohn¬<lb/> diener erſchien denn auch, um ihr ſeine Dienſte zur<lb/> Verfügung zu ſtellen, und um die ſechſte Stunde hielt<lb/> eine mittel-elegante Miethschaiſe vor dem Gaſthauſe,<lb/> da ſich das von Berlin her benutzte Gefährt, nach<lb/> ſeiner halbtägigen Anſtrengung im Sommerſand, als<lb/> durchaus ruhebedürftig herausgeſtellt hatte.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [183/0195]
härter als Vertagung. Nur raſch, raſch! Eine kurze
Strecke geht es, aber dann verſagen die Nerven.
Schweren Herzens, und geängſtigt durch die
Vorſtellung, daß ihr dieſer Fehlſchlag vielleicht einen
Fehlſchlag überhaupt bedeute, kehrte Frau von Carayon
in das Gaſthaus zurück. An eine Fahrt nach Paretz
hinaus war für heute nicht mehr zu denken, um ſo
weniger, als zu ſo ſpäter Nachmittagszeit unmöglich
noch eine Audienz erbeten werden konnte. So denn
alſo warten bis morgen! Sie nahm ein kleines Diner,
ſetzte ſich wenigſtens zu Tiſch, und ſchien entſchloſſen,
die langen langen Stunden in Einſamkeit auf ihrem
Zimmer zu verbringen. Aber die Gedanken und Bilder,
die vor ihr aufſtiegen und vor allem die feierlichen
Anſprachen, die ſie ſich zum hundertſten Male wieder¬
holte, ſo lange wiederholte, bis ſie zuletzt fühlte, ſie
werde, wenn der Augenblick da ſei, kein einziges Wort
hervorbringen können, — alles das gab ihr zuletzt
den geſunden Entſchluß ein, ſich gewaltſam aus ihren
Grübeleien herauszureißen und in den Straßen und
Umgebungen der Stadt umherzufahren. Ein Lohn¬
diener erſchien denn auch, um ihr ſeine Dienſte zur
Verfügung zu ſtellen, und um die ſechſte Stunde hielt
eine mittel-elegante Miethschaiſe vor dem Gaſthauſe,
da ſich das von Berlin her benutzte Gefährt, nach
ſeiner halbtägigen Anſtrengung im Sommerſand, als
durchaus ruhebedürftig herausgeſtellt hatte.
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