sich mal wieder "als es selbst" zu zeigen, brach ein ungeheurer Jubel aus, an dessen Schluß alle einig waren "daß etwas geschehen müsse." Daß es sich dabei lediglich um eine Travestie der "Weihe der Kraft", etwa durch eine Maskerade, handeln könne, stand von vornherein fest, und nur über das "wie" gingen die Meinungen noch auseinander. In Folge davon be¬ schloß man, ein paar Tage später eine neue Zu¬ sammenkunft abzuhalten, in der, nach Anhörung einiger Vorschläge, der eigentliche Plan fixiert werden sollte.
Rasch hatte sichs herumgesprochen, und als Tag und Stunde da waren, waren einige zwanzig Kameraden in dem vorerwähnten Lokal erschienen: Itzenplitz, Jürgaß und Britzke, Billerbeck und Diricke, Graf Haeseler, Graf Herzberg, v. Rochow, v. Putlitz, ein Kracht, ein Klitzing, und nicht zum letzten ein schon älterer Lieute¬ nant von Zieten, ein kleines, häßliches und säbelbeiniges Kerlchen, das durch entfernte Vetterschaft mit dem be¬ rühmten General und beinahe mehr noch durch eine keck in die Welt hineinkrähende Stimme zu balanciren wußte, was ihm an sonstigen Tugenden abging. Auch Nostitz und Alvensleben waren erschienen. Schach fehlte.
"Wer präsidiert?" fragte Klitzing.
"Nur zwei Möglichkeiten," antwortete Diricke. "Der längste oder der kürzeste. Will also sagen, Nostitz oder Zieten."
ſich mal wieder „als es ſelbſt“ zu zeigen, brach ein ungeheurer Jubel aus, an deſſen Schluß alle einig waren „daß etwas geſchehen müſſe.“ Daß es ſich dabei lediglich um eine Traveſtie der „Weihe der Kraft“, etwa durch eine Maskerade, handeln könne, ſtand von vornherein feſt, und nur über das „wie“ gingen die Meinungen noch auseinander. In Folge davon be¬ ſchloß man, ein paar Tage ſpäter eine neue Zu¬ ſammenkunft abzuhalten, in der, nach Anhörung einiger Vorſchläge, der eigentliche Plan fixiert werden ſollte.
Raſch hatte ſichs herumgeſprochen, und als Tag und Stunde da waren, waren einige zwanzig Kameraden in dem vorerwähnten Lokal erſchienen: Itzenplitz, Jürgaß und Britzke, Billerbeck und Diricke, Graf Haeſeler, Graf Herzberg, v. Rochow, v. Putlitz, ein Kracht, ein Klitzing, und nicht zum letzten ein ſchon älterer Lieute¬ nant von Zieten, ein kleines, häßliches und ſäbelbeiniges Kerlchen, das durch entfernte Vetterſchaft mit dem be¬ rühmten General und beinahe mehr noch durch eine keck in die Welt hineinkrähende Stimme zu balanciren wußte, was ihm an ſonſtigen Tugenden abging. Auch Noſtitz und Alvensleben waren erſchienen. Schach fehlte.
„Wer präſidiert?“ fragte Klitzing.
„Nur zwei Möglichkeiten,“ antwortete Diricke. „Der längſte oder der kürzeſte. Will alſo ſagen, Noſtitz oder Zieten.“
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ſich mal wieder „als es ſelbſt“ zu zeigen, brach ein
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„daß etwas geſchehen müſſe.“ Daß es ſich dabei
lediglich um eine Traveſtie der „Weihe der Kraft“,
etwa durch eine Maskerade, handeln könne, ſtand von
vornherein feſt, und nur über das „wie“ gingen die
Meinungen noch auseinander. In Folge davon be¬
ſchloß man, ein paar Tage ſpäter eine neue Zu¬
ſammenkunft abzuhalten, in der, nach Anhörung einiger
Vorſchläge, der eigentliche Plan fixiert werden ſollte.
Raſch hatte ſichs herumgeſprochen, und als Tag und
Stunde da waren, waren einige zwanzig Kameraden in
dem vorerwähnten Lokal erſchienen: Itzenplitz, Jürgaß und
Britzke, Billerbeck und Diricke, Graf Haeſeler, Graf
Herzberg, v. Rochow, v. Putlitz, ein Kracht, ein
Klitzing, und nicht zum letzten ein ſchon älterer Lieute¬
nant von Zieten, ein kleines, häßliches und ſäbelbeiniges
Kerlchen, das durch entfernte Vetterſchaft mit dem be¬
rühmten General und beinahe mehr noch durch eine
keck in die Welt hineinkrähende Stimme zu balanciren
wußte, was ihm an ſonſtigen Tugenden abging.
Auch Noſtitz und Alvensleben waren erſchienen. Schach
fehlte.
„Wer präſidiert?“ fragte Klitzing.
„Nur zwei Möglichkeiten,“ antwortete Diricke. „Der
längſte oder der kürzeſte. Will alſo ſagen, Noſtitz
oder Zieten.“
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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/131>, abgerufen am 22.07.2024.
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